Licht aus
Clemens Nestroy
Clemens Nestroy
KULTUR

Jugendtheaterfestival „spleen*graz“ will reden

Das Theaterfestival „spleen*graz“ für junges Publikum feiert sein zehnjähriges Bestehen. Deshalb möchte man noch mehr in Kontakt mit dem Publikum kommen: Das Festival steht unter dem Motto „Lasst uns reden!“ und geht bis zum 24. April über die Bühne.

Ob Theater mit viel Licht, Geräuschen oder Papier für die Kleinsten ab zwei Jahren oder ein Stück, in dem die etwas Älteren per Kopfhörer selbst zum Performer werden, oder ein Stück, wo die Bühne selbst zum Pubertier wird – mit allen lästigen Veränderungen: Theater für junges Publikum ist bunt, vielgestaltig, und die Besucherinnen und Besucher sind meist eingebunden.

Mitmachen und mitreden

31 Produktionen an vielfältigen Orten stehen diesmal auf dem Programm. Mehr denn je wolle das Festival heuer in Kontakt mit seinem Publikum kommen, so Festival-Leiter Manfred Weissensteiner: „Die Jugend bekommt bei uns tatsächlich eine Stimme.“ Partizipation und Interaktion des Publikums sind gesetzt. Bei „The Choreography“ gibt es über Kopfhörer Bewegungsanweisungen.

THE CHOREOGRAPHY
Rebecka Holmström

Jugendthemen und Identitätsfindung

Das Programm behandelt für unterschiedliche Altersgruppen ab zwei Jahren Themen wie Erwachsenwerden, Liebe, Demenz, Migration oder politische Unterdrückung. „Im Fokus steht Identitätsfindung. Das betrifft speziell die Jungen, aber eigentlich suchen wir ein ganzes Leben danach“, führte Mitgründerin und Geschäftsführerin Hanni Westphal aus. Neben der „Festivalzentrale“, dem Theater am Ortweinplatz (TaO), verteilt sich „Spleen“ auf sechs weitere Austragungsorte sowie den öffentlichen Raum.

„Spleen“ wirft aber auch einen Blick weit über die Landesgrenzen hinaus und setzt auf Kreative aus Frankreich, Belgien, Schweden oder Japan. Das Stück „Kaffee mit Zucker?“ von Laia RiCa, die in El Salvador und Deutschland aufwuchs, beschäftigt sich mit Rohstoffen, Kolonialismus und dem Gefühl, „dazwischen zu sein, sich nie richtig zuhause zu fühlen“, beschrieb Weissensteiner. Zwei in Wien ansässige iranische Tänzerinnen bringen in „Lemniskate“ den Widerstand gegen die Unterdrückung im Iran zum Ausdruck.

Rückmeldungen und Gedanken

Westphal betonte, „Spleen“ sei Theater „für junge Menschen und mit jungen Menschen“. 14 Kinder sollen als „spleen*seekers“ das Festival erforschen und rückmelden, was sie am meisten interessiert. Passend zum Stück „Body Boom Boom Brain“ sammelten vier Schulklassen ihre Gedanken zur Pubertät, die ausgestellt werden.

Aber auch die Zuseherinnen und Zuseher können in einigen Aufführungen im „immersiven Theater“ teilhaben: Bei „The Choreography“ gibt es weder Tänzer noch Schauspieler – das Publikum bekommt via Kopfhörer in 18 unterschiedlichen Sprachen Bewegungsanweisungen. Es entstehe eine „einzigartige Choreografie“, beschrieb Westphal. Kinder ab vier Jahren kommen zum Schluss des Werks „Der Wischmopp des Monsieur Mutt“ kommen die Kinder selbst auf die Bühne.

„Awareness-Konzept“ wird erarbeitet

„Wir wollen die Unterschiede wertschätzen und gemeinsam ein Festival kreieren“, sagt Andreas Flick, der für „spleen*trieb“, die Projekte der „Next Generation“, verantwortlich ist. Man arbeite gerade an einem „Awareness-Konzept“ für Diversität und Zugänglichkeit. So gibt es etwa Stücke ganz ohne Sprache oder in Fremdsprachen. „Wir versuchen, Menschen anderer Ethnien auf die Bühne zu bringen“, so Flick.

Laut Westphal beläuft sich das Budget heuer auf insgesamt 360.000 Euro, die Ticketerträge werden auf 20.000 Euro geschätzt. Weissensteiner erläuterte: „Die Eintrittspreise sind bewusst geringer, es soll auch für Schulen und Kindergärten leistbar sein.“ Bund, Land und Stadt fördern das Festival ebenso wie Sponsoren.