Forum Stadtpark
Schilhan/ORF
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KULTUR

Forum Stadtpark gibt sich 2024 streitbar

Die „Festung Ohnmacht“ ist gefallen, die „Halle für Streit“ wird neu errichtet. Die traditionsreiche Grazer Kulturinstitution Forum Stadtpark widmet sich in der neuen Saison dem Thema Streit und (fehlende) Streitkultur. Konflikt- und Streitkultur sollen vielseitig beleuchtet werden.

Die Auseinandersetzung soll auf eine spielerische Weise geschehen, das Forum eines für Debatten und Konfliktaustragungen aller Art werden.

„Wollen, dass es ans Eigenmachte geht“

„Wir wollen, dass es ans Eingemachte geht“, so die Kampfansage des Forum-Teams bei der Programmpräsentation am Freitag in Graz. Einerseits werde Streit in der heutigen, von Harmoniebedürftigkeit geprägten Gesellschaft als etwas Unangenehmes empfunden, andererseits sei der Streit durch die Polarisierung unvereinbarer und scheinbar unvereinbarer Positionen allgegenwärtig, so Miriam Schmid vom Forum-Cheftrio.

Gemeinsam mit ihren beiden Mitstreitern Robin Klengel und Markus Gönitzer hat sie ein vielseitiges Jahresprogramm für die „Halle für Streit“ erarbeitet. Das zeichnerische Jahresdesign steuerte die Künstlerin Sabrina Wegerer alias Zsa Zsa bei.

Argumentationsworkshop gegen Stammtischparolen

Die Eröffnung der „Halle für Streit“, auf Englisch „Hall Of Beef“, findet am 13. April als „Streitansage“ statt. Die Antidiskriminierungstrainerin Melinda Tamás veranstaltet für eine begrenzte Teilnehmeranzahl einen Argumentationstraining-Workshop gegen Stammtischparolen. Danach gibt es eine Podiumsdiskussion über verschiedene Dimensionen des emanzipatorischen und solidarischen Streitens und eine Party mit kantiger und bunter Live-Musik.

Noch bevor das Forum-Streitjahr offiziell startet, gibt es am 4. April unter dem Motto „Frühling 24“ eine bereits traditionelle Lesung, heuer mit 23 verschiedenen Autorinnen und Autoren.

„Streitkunstpreis“ wird ausgelobt

Am 11. April verleiht das Forum Stadtpark den nicht ganz ernst gemeinten „Großen Streitkunstpreis“, bei dem es um die oft hinten herum ausgetragene Feedback- und Konfliktpraxis im Bereich der bildenden Kunst geht.

Im April und Mai setzt sich das Forum Stadtpark mit dem Austragen von kommunalen Streitthemen unter dem Titel „Stadt Streiten“ auseinander. Am ersten Abend am 19. April geht es um die unterschiedlichen Interessen zweier Kollektive im Zusammenhang mit dem offenen Schicksal der vergangenes Jahr durch einen Brand zum Teil zerstörte ehemalige Rösselmühle und deren Nachnutzung. Der 11. Mai betrachtet retrospektiv die Erfahrungen aus dem Scheitern der breiten Protestbewegung „Rettet die Mur“, die sich in ihrem Widerstand gegen das später errichtete Murkraftwerk Puntigam nicht durchsetzen konnte.

Überraschung geplant

Im weiteren Jahresverlauf geht es um Erinnerungskultur als demokratische Messlatte, Konflikte zwischen Mensch und Natur und es steht eine feministische „Wrestling-Show“ am Programm. Eine im Dezember startende Ausstellung rund um ein zu schaffendes, textiles „Monument für das Ende von Femiziden“ unter dem Titel „The Resistance Quilt“ zieht sich bis in den Jänner kommenden Jahres.

Als eine Art Paukenschlag, inklusive einer noch nicht zu kommunizierenden Überraschung, planen die Forum-Macher als offizielles Saisonfinale ein weiteres Showformat, nämlich einen Schaukampf der Ideologien mit dem Titel „Kommunismus vs. Kapitalismus: Was ist besser?“ Eine Jury soll den definitiven Gewinner unter den beiden gegensätzlichen Denkanschauungen küren.