Uni Graz
APA/Erwin Scheriau
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BILDUNG

Uni Graz ehrt „Arbeit im Verborgenen“ der IAPB

Die Karl-Franzens-Universität Graz verleiht kommenden Freitag zum achten Mal ihren Menschenrechtspreis. Diesmal wird die „International Accountability Platform for Belarus“ (IAPB) gewürdigt, ein Zusammenschluss von Organisationen, die Menschenrechtsverletzungen dokumentieren.

Die IAPB dokumentiert Menschenrechtsverletzungen unter Alexander Lukaschenkos Regime. Die Universität Graz will so „Arbeit, die im Verborgenen passiert, in den Vordergrund rücken“. Die IAPB spricht von einer „wichtigen Anerkennung“.

Schnittstelle Wolfgang Benedek

Der Menschenrechtspreis der Universität Graz wird in unregelmäßigen Abständen vergeben, zuletzt 2016. „Wir haben uns Gedanken gemacht – wer wäre interessant, der noch nicht von allen Seiten Preise bekommen hat?“, erklärte Völkerrechtler Wolfgang Benedek vom Europäischen Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie (ETC) der Universität Graz.

Er wurde nach den belarussischen Präsidentschaftswahlen 2020 selbst von der OSZE als Berichterstatter entsandt und konstatierte Menschenrechtsverletzungen sowie eine gefälschte Wahl. Als Reaktion auf seinen Bericht wurde die IAPB am 24. März 2021 gegründet. Sie arbeitet unabhängig und wird von 22 Staaten wie Österreich, Schweiz oder USA sowie der EU finanziert.

Die Preisverleihung findet am Freitag, 22. März 2024, ab 11.00 Uhr in der Aula der Karl-Franzens-Universität, Universitätsplatz 3, 8010 Graz, statt. Anschließend folgt das Symposium.

Arbeit in den Vordergrund rücken

„Die IAPB ist noch nicht so bekannt. Durch den Preis wird eine Arbeit, die relativ im Verborgenen passiert, in den Vordergrund gerückt“, begründete Benedek die Entscheidung. „Damit bekennt sich die Uni Graz zu ihrer sozialen Verantwortung.“ Es gibt kein Preisgeld, im Mittelpunkt stehe die Anerkennung. Die Verleihung könne der IAPB bei der jährlichen Budgetverhandlung mit den Ländern helfen.

„Experten setzen Standards“

Die Methoden der Plattform im Hinblick auf belastbare Dokumentation und sichere Speicherung seien innovativ und vorbildhaft für andere Organisationen in der Ukraine oder im Gaza-Streifen, so Benedek. „Die Experten der IAPB setzen Standards.“ Es gelinge, dass unterschiedliche NGO „mit hoher Professionalität“ auf lokaler und internationaler Ebene zusammenarbeiten. Da man in der Menschenrechtsforschung laut Benedek von der IAPB viel lernen könne, veranstaltet die Universität Graz am Freitagnachmittag nach der Preisverleihung ein Symposium zu Fact-finding und Dokumentation von Menschenrechtsverstößen. Referieren werden auch weitere Gäste, etwa des investigativen Recherchenetzwerks Bellingcat, der OSZE oder der UNO.

Moralische Unterstützung

Rasmus Grue Christensen ist CEO von DIGNITY – das dänische Anti-Folter-Institut hat die Führung im Lenkungsausschuss der IAPB. „Der Preis ist eine starke moralische Unterstützung für uns und die belarussische Menschenrechts-Community“, teilte Christensen der APA schriftlich mit. Christensen sieht ihn als Anerkennung dafür, wie wichtig es ist, Verantwortliche zu benennen und die Rechte der Opfer zu achten. Die Minsker Menschenrechtsorganisation Wjasna (Frühling), die auch Teil der IAPB ist, gab – Stand Februar 2024 – 1.410 politisch Gefangene in Belarus an. Benedek sprach von „Nawalny-ähnlichen Zuständen“.

Den Menschenrechtspreis der Universität Graz erhielten bereits der mittelamerikanische Befreiungstheologe Jon Sobrino (1992), Simon Wiesenthal (1994), die Ombudsfrau der Föderation Bosnien-Herzegowina, Vera Jovanovic (1997), Dalai Lama Tenzin Gyatso (2002), der Rat zur Unterstützung flüchtender Akademiker (2007), Dirigent Daniel Barenboim (2011) und der damals stellvertretende UNO-Flüchtlingshochkommissar Volker Türk (2016).