Drogenfahnder mit Ecstasy-Tabletten
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CHRONIK

Graz ist Hochburg bei Speed und Ecstasy

Die Abwasseranalyse zum Drogenkonsum in Österreich im Jahr 2023 kommt zu dem Ergebnis, dass in Graz pro Kopf am meisten Speed und Ecstasy konsumiert wird. Der Grazer Suchtkoordinator Ulf Zeder meint, Drogen seien generell in Österreich beliebt, Grund zur Hysterie gebe es aber keinen.

Im Vergleich zum Jahr 2022 zeigt das Drogenmonitoring für 2023 keine großen Veränderungen: Demnach trinkt der Durchschnitts-Österreicher täglich etwas mehr als ein Glas Wein, raucht drei bis vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund 1,5 Milligramm an aufputschenden Drogen. Generell liegt Österreich im europäischen Mittelfeld, was den Drogenkonsum angeht.

Proben von Kläranlagenzuflüssen

Für die Analyse wurden Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen und in einem Labor der Med-Uni Innsbruck ausgewertet. Kufstein in Tirol ist demnach die österreichische Drogen-Hochburg, zumindest was Cannabis und Kokain betrifft, in Graz wird am meisten Ecstasy und Speed konsumiert.

Ecstasy-Tabletten in Form von Totenköpfen
APA/dpa/Oliver Berg

Suchtkoordinator: Starke Schwankungen

Der Suchtkoordinator der Stadt Graz, Ulf Zeder, sieht in den Abwasserwerten hilfreiche Anhaltspunkte, allerdings würden sie starken Schwankungen unterliegen und seien daher mit Vorsicht zu genießen, sagte er. „Ecstasy ist ja mehr eine Wochenenddroge. Jemand, der Opiate konsumiert, macht das eher über die Woche verteilt. Da muss nur sein, dass es unglücklich fällt in einer Woche, wo besonders viele unterwegs sind, und dann kommen besonders hohe Zahlen heraus“, so Zeder.

Das Monitoring würde auch nur eine Gesamtmenge an konsumierten Drogen erahnen lassen, aber nicht zeigen, wie viele Menschen diese konsumieren, so Zeder: „Dass illegalisierte Substanzen stärker und stärker von Jahr zu Jahr konsumiert werden, ist ein allgemeiner Trend in Österreich, in Europa und auch darüber hinaus.“ So sei etwa Kokain immer stärker im Kommen.

Jugend konsumiert weniger Alkohol und Zigaretten

Jene Droge, die am weitesten verbreitet sei und die meisten Probleme verursache, sei aber weiterhin Alkohol vor Nikotin und Cannabis: „Da sind auch gute Nachrichten darunter. Wie zum Beispiel, dass die Jugend in Österreich weniger Alkohol konsumiert, als das vor 20 Jahren der Fall war“, so Zeder; das gelte auch für Nikotin.

Wlasak: Altes Phänomen, befeuert durch Pandemie

Der ehemalige Richter Helmut Wlasak, der viele Drogenprozesse geleitet hat, sagte: „Das war schon vor 20 Jahren so, während meiner aktiven Zeit, wo es immer geheißen hat, im Jahre 2003/2004, Graz ist Drogenhochburg. Wir haben damals schon die Erfahrung gemacht, dass gerade die Aufputschpräparate ganz stark im Kommen gewesen sind, wo den Chemikern und den Technikern immer etwas Neues einfällt. Die Zeiten des Coronawahnsinns sind einigermaßen hinter uns, es zeigt allerdings wahrscheinlich, dass durch die Abschottung der Leute in die eigenen vier Wände sozusagen der Wunsch nach eigener Unterhaltung oder nach Befriedigung da wahrscheinlich größer geworden ist und vielleicht dadurch jetzt auch dieses aufputschende Element mehr oder minder sozusagen mehr gewünscht wird.“

Die aufputschende Wirkung von Speed und Ecstasy sei nicht zu unterschätzen, so Wlasak. „Wer stundenlang am Plafond dahinfährt, tut dem Körper nichts Gutes. Dann kommt noch Alkohol dazu oder Nikotin. Die Giftdosis für den Körper wird definitiv drastisch erhöht.“