Älteres Paar auf einer Bank am See
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Gesundheit

Medizinische Versorgung im Alter voller Fragen

Mehr Prävention und Digitalisierung ohne Hürden für Ältere – dafür plädiert die Grazerin Regina Roller-Wirnberger als Präsidentin eines internationalen Kongresses zum Thema altersgerechte medizinische Versorgung: Diese sei ein Grundrecht, doch es gebe viele Fragen zu klären.

Die Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft stellt die medizinische Versorgung vor immer größere Probleme – und die Digitalisierung in der Medizin wird dabei für ältere Patienten eine immer größere Hürde.

Das sind die Kernthemen, die Anfang April bei einem internationalen Kongress in Wien diskutiert werden. Die Kongresspräsidentin Regina Roller-Wirnberger aus Graz setzt dabei noch stärker auf Prävention und möchte Anleihe bei anderen europäischen Ländern nehmen.

Handlungsbedarf durch demografischen Wandel

Aktuell sind 1,8 Mio. Menschen in Österreich älter als 65. Dieser Anteil werde sich bis 2050 verdoppeln, und dann werden auch bereits über zehn Prozent der Bevölkerung älter als 80 Jahre sein. Während man in Österreich zwar für einzelne Krankheiten gut aufgestellt sei, fehle es aber an Einrichtungen, die mit „Multimorbididtät“ – also einem Bündel an unterschiedlichen Erkrankungen – gut zu Rande kommen.

Kongresspräsidentin Regina Roller-Wirnsberger: „Das verlangt aber auch Interdisziplinarität – und auch das ist ein Qualitätssiegel der Geriatrie: Auf Augenhöhe miteinander für unsere Patientinnen und Patienten zu arbeiten.“ Das Risiko an mehreren Erkrankungen zeitgleich zu leiden steige ab 80 extrem stark an.

Geriatrie mehr in den Fokus rücken

Man könne sich in dem Bereich viel von Großbritannien oder den skandinavischen Ländern abschauen, so Roller-Wirnsberger: „In diesen Ländern ist die Geriatrie nicht nur Teil auf speziellen akutgeriatrischen Abteilungen, sondern bei Eintritt ins stationäre Gesundheitssystem wird in einer Notaufnahme bereits geschaut, handelt es sich um einen geriatrischen Patienten, ja oder nein?“

Nur dann sei eine dementsprechende und individuell angepasste Betreuung garantiert. Das sei in Österreich so nicht der Fall: „Es gibt so und so viele Patientinnen, die nach einem Akut-Stationären-Aufenthalt nach Hause gehen und vielfach ist es ein Glücksspiel, ob ich einen Platz bekomme oder nicht.“

Digitalisierung noch mehr Hürde als Hilfe

Bei digitalen Anwendungen in der Behandlung sei die Hürde für ältere Menschen meist zu hoch: „Dass ich diese alten Menschen frage, wie findest du das. Was würdest du dir von einer Lösung wünschen, dass du sie annehmen kannst und was möchtest du gar nicht haben – und das ist etwas, was derzeit fehlt.“

Darüber hinaus fordert Roller-Wirnsberger noch mehr Gesundheitsvorsorge und das spätestens ab dem 50. Lebensjahr: Nur damit könne man das Gesundheitssystem entlasten.