„Kocht des Kupfers Brei, schnell das Zinn herbei, dass die zähe Glockenspeise fließe nach der rechten Weise“, beschreibt Friedrich Schiller in seiner berühmten Ballade die Herstellung einer Glocke.
Eine der ältesten Glocken am Friedhof Schäffern
Glocken sind seit dem 15. Jahrhundert vor Christus bekannt. Aus dem 13. Jahrhundert nach Christus stammt etwa das auf cis‘‘‘ gegossene Glöcklein in der Totenkammer am Friedhof Schäffern, erklärt Klaus Waltritsch, Glockenreferent der Diözese Graz-Seckau. 75 Kilogramm schwer ist die kleine Glocke, die einen Durchmesser von 46 Zentimetern hat.
Rekordverdächtige, steirische Glocken
Das „Geläute“, so die Fachbezeichnung für ein Glockenensemble, mit den meisten Glocken ist jenes in der Grazer Stadtkrone. An Festtagen sind hier die zwölf Glocken in Dom und Mausoleum gemeinsam zu hören. Das mächtigste Geläute mit der größten Glocke, der 5.702 Kilogramm schweren Österreich-Gedächtnisglocke (Stimmlage g°, Durchmesser 2,1 Meter) der Gießerei St. Florian aus dem Jahr 1950, hängt in der Mariazeller Basilika.
Die Seggauer Liesl liegt mit 5.390 Kilogramm auf Platz 2. Sie wurde 1622 von Florentin Streckfuß gegossen. Die größte Renaissanceglocke Österreichs ist die 4.633 Kilo schwere Liesl am Grazer Schloßberg. Hergestellt wurde sie von Martin Hilger im Jahr 1588.
Von der Glocke zum Kriegsgerät
Viele Glocken in der Steiermark stammen aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihre Vorgängerinnen wurden im Zweiten Weltkrieg zu Kriegsgerät verarbeitet – genau das Gegenteil ihres Bestimmungszwecks, nämlich Frieden zu bringen.
Besondere Glocken in Aflenz und am Grazer Schloßberg
Eine besondere Kirchenglocke erklingt auch in der Pfarrkirche Aflenz. Die 2.250 Kilogramm schwere Peter- und Paulsglocke des Gießers Hans Mitter aus Judenburg stammt aus dem Jahr 1446. „Sie ist eine Kostbarkeit in der österreichischen Glockenlandschaft“, so Experte Waltritsch. Noch älter ist nur die Armensünderglocke von Johannes von Voitsberg aus dem Jahr 1382 am Grazer Schloßberg.
Zum Prüfen des korrekten Klanges benutzt der Glockenreferent ein Stimmgabelset und schlägt die Glocke mit jener Stimmgabel an, die der Tonlage der Glocke entspricht. Die winzige Stimmgabel erzeugt, wenn richtig eingestellt, eine Resonanz in der Glocke. „So kann man die Einzelnen Obertöne der Glocken bestimmen und feststellen, ob sie ein harmonisches Ganzes ergeben“, erklärt Klaus Waltritsch.