Geschirrwaschanlage
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UMWELT

„Mehrweg mit Mehrwert“ in Graz

Das Umweltamt der Stadt Graz setzt ihm Rahmen des Abfallvermeidungsprogramms auf Mehrwegprodukte. Es wurde eine neue Geschirr-Waschanlage für Großveranstaltungen und Mehrwegbecher präsentiert. „Mehrweg mit Mehrwert“, so die Grüne Vizebürgermeisterin.

In der Waschanlage sind Langzeitarbeitslose tätig, denen im Rahmen der gemeinnützigen Gesellschaft „Soziale Arbeit Steiermark“ eine Perspektive geboten werden soll. Versteckt hinter einer Tankstelle und zwischen Industriegebäuden im Grazer Süden können Menschen, die etwa von Obdachlosigkeit, Krankheit oder persönlichen Schwierigkeiten betroffen sind, einen ersten Fuß zurück ins Arbeitsleben setzen.

1.000 Teller pro Stunde

Auf der einen Seite wird hier das Speiseeis für eine Grazer Kette produziert. Gegenüber läuft seit November 2023 eine neue Bandwaschanlage für Geschirr, so Anton Edelsbrunner, Geschäftsführer von Soziale Arbeit Steiermark (SASt). Nun sei es möglich, 1.000 Teller pro Stunde zu säubern, zuvor waren es nur rund 220. „Der Ablauf wurde entspannter. Auch große Kunden sind jetzt kein Problem mehr. 10.000 Teller sind schon eine Menge, gehen sich aber jetzt an einem Tag aus“, freute sich Edelsbrunner.

Spülung mit Dosierung

In der knapp neun Meter langen Maschine ist eine Dosieranlage verbaut, welche die Menge an Spülmittel und Wasser sowie die Temperatur individuell anpasst, je nach Verschmutzung der Teller, Gläser oder Gabeln. „Die Sensoren messen, wie viel Milligramm Fett und Stärke vorhanden sind“, erläuterte Edelsbrunner. So kämen weniger chemische Stoffe zum Einsatz.

Nach der Reinigung von Plastikbechern, wie sie die Stadt Graz unter dem Namen „BackCup“ an die Gastronomie und neuerdings auch für Veranstaltungen und Essenszustellung ausgibt, bleiben nach dem Waschgang Tropfen kleben. Zur Trocknung verfügt die neue Maschine über einen Rüttler und zwei Ausblaszonen. Die Modernisierung habe laut Edelsbrunner 500.000 Euro gekostet, Fördergeber waren Stadt Graz und die Verpackungskoordinierungsstelle (VKS GmbH).

„Erleben, dass Leute schon eine Freude dabei haben“

SASt will Arbeitssuchenden in schwierigen Lagen helfen. Sie arbeiten sechs bis neun Monate beim Projekt mit und erhalten Unterstützung bei der Jobsuche. Sie finden auch in Schulbuffets, in der Gebäudereinigung oder Eisherstellung zurück in ein geregeltes Leben. „Beim Geschirrwaschen haben sie oft zuerst keine Vorstellung und glauben, es ist per Hand wie zuhause“, sagte Sozialpädagogin Lena Gutmann, die eines der Projekte leitet. Dann seien viele aber begeistert. „Wir erleben, dass die Leute schon eine Freude dabei haben“, ergänzte der Standortleiter des Geschirrservice, Gernot Scheucher. Er ist einer der Fachtrainerinnen und -trainer, die den Kräften inhaltlich zur Seite stehen.

„Für mich ist das Projekt Mehrweg mit ganz viel Mehrwert, ökologisch und sozial“, schilderte Vizebürgermeisterin Schwentner. „Graz ist sehr weit vorne, wir haben viel eigenständig entwickelt und erprobt“, sagte sie mit Blick auf den Mehrweg-Schwerpunkt der Stadt. Es gebe zwar viele Rechtsvorschriften zur Plastikreduktion, „aber die EU macht keine Mehrwegbecher, da sind wir vor Ort gefragt“, so Werner Prutsch, der das Umweltamt der Stadt Graz leitet.