Exoplanet-Mission
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WISSENSCHAFT

Möglichen Exoplanet-„Glorienschein“ entdeckt

Ein Forscherteam mit Beteiligung aus Österreich hat höchstwahrscheinlich zum ersten Mal ein optisches Phänomen namens „Glorienschein“ außerhalb unseres Sonnensystems beobachtet. Erste Hinweise wurden in einem Fachblatt geliefert, weitere Beweise sollen folgen.

Der Ort der mit dem ESA-Satelliten namens CHEOPS ausgemachten Erscheinung ist der Exoplanet „WASP-76b“, ein „ultraheißer Gasriese“ rund 637 Lichtjahre von der Erde entfernt. Bei einer „Glorie“ handelt es sich um eine einem Heiligenschein ähnelnde, charakteristische Streuung von Licht.

Einige Voraussetzungen nötig

Um eine solche zu beobachten, braucht es mehrere Voraussetzungen: Neben dem richtigen Abstand zwischen der Lichtquelle, dem Medium, das selbiges so charakteristisch streut, und dem Beobachter, „benötigt man atmosphärische Partikel, die nahezu perfekt kugelförmig, völlig gleichmäßig und stabil genug sind, um über einen langen Zeitraum beobachtet zu werden. Der naheliegende Stern des Planeten muss direkt auf ihn scheinen, wobei der Beobachter – hier CHEOPS – genau die richtige Ausrichtung haben muss“, so der Erstautor der Studie im Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“, Olivier Demangeon vom Institut für Astrophysik und Weltraumwissenschaften in Porto (Portugal).

Bisher erst einmal auf der Venus nachgewiesen

Während das Phänomen auf der Erde vielfach zu beobachten ist, wurde es laut einer Aussendung der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) außerhalb unseres Heimatplaneten bisher erst einmal auf der Venus nachgewiesen. In den Daten des „Characterising ExOplanet Satellite“ (CHEOPS) und anderer ESA- und NASA-Missionen fanden Wissenschafter, unter denen auch Wolfgang Baumjohann und Lucca Fossati vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz oder der Astronom Manuel Güdel von der Universität Wien waren, nun erste starke Hinweise auf den Effekt weit, weit entfernt.

23 Beobachtungen in drei Jahren

Auf WASP-76b – einem am ehesten mit Jupiter vergleichbaren Gasriesen – herrschen höchstwahrscheinlich extreme Bedingungen mit großer Hitze und vermutlich Regen aus geschmolzenem Eisen. Er kreist relativ eng um seinen Mutterstern. Die der Sonne zugewandte Seite zeichnet sich daher durch Temperaturen bis zu 2.400 Grad Celsius aus, schätzen die Wissenschafter, die den Exoplanten schon seit rund zehn Jahren untersuchen.

Über drei Jahre hinweg wurden nun 23 Beobachtungen gemacht, bei denen eine Zunahme der Lichtmenge detektiert wurde, die an der Tag-/Nachtgrenze im Osten des eigentümlichen Planeten auftrat, wie es in einer Aussendung des IWF vom Freitag heißt. Unter anderem durch Datenanalysen mit Wolken- und Atmosphären-Modellen des Grazer Instituts erhärtete sich der Verdacht, dass man es hier mit dem Regenbogen-ähnlichen „Glorie“-Phänomen zu tun haben dürfte.

Im Umkehrschluss müsste es dort also sehr beständige Wolken und ebenso beständiges exoplanetares Wetter geben. Dass sich solche Erscheinungen so weit entfernt überhaupt beobachten lassen, nährt auch die Hoffnung, in Zukunft deutlich mehr über die Atmosphären von Exoplaneten, wie etwa die Reflexionen von Seen oder Ozeanen und damit über das Vorhandensein von Wasser, herauszufinden.

Keine Festlegung, neue Mission

Darauf festlegen, dass es sich tatsächlich um eine „Glorie“ auf WASP-76b handelt, können sich die Forscherinnen und Forscher aber noch nicht. Sie wollen noch andere Instrumente, wie etwa das James Webb-Teleskop, auf den Planeten richten, um mehr herauszufinden.

Dieses Ziel verfolgt auch die ESA-Mission „ARIEL“, die 2029 gestartet werden soll. Das Vorhaben, in dessen Rahmen man „die atmosphärische Zusammensetzung von Exoplaneten zum ersten Mal auf breiter statistischer Basis bestimmen“ wird können, wird von der österreichischen Forscherin Theresa Lüftinger wissenschaftlich gemanagt. Die frühere Mitarbeiterin am Institut für Astrophysik der Uni Wien ist nun bei der ESA tätig und fungierte als externe Expertin bei den neuen Analysen rund um WASP-76b, wie sie gegenüber der APA erklärte: „Es bedarf noch zusätzlicher Beweise, um schlüssig erklären zu können, dass dieses faszinierende ‚Extra-Licht‘ tatsächlich eine seltene Glorie ist“, wird Lüftinger in einer Aussendung zitiert wird.