Ein Zahnarzt entfernt bei einer Patientin den Zahnstein, das sogenannte Scaling
APA/Georg Hochmuth
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Gesundheit

Pensionierungswelle: Mangel an Zahnärzten droht

In den kommenden zehn Jahren muss in der Steiermark jede zweite Kassenzahnarztstelle nachbesetzt werden – 160 Zahnärztinnen und -ärzte werden in Pension gehen. Doch schon jetzt gibt es einen Mangel an Zahnärzten. Viele ausgeschriebene Stellen bleiben unbesetzt.

Geht es nach den Zahlen, die am Dienstag vom zahnärztlichen Interessensverband Österreich präsentiert wurden, ist die Versorgung in akuter Gefahr. In den nächsten fünf Jahren würden mehr als 40 Prozent der Kassenzahnärzte in Österreich in Pension gehen. In der Steiermark werde in den kommenden zehn Jahren jede zweite Kassenstelle nachzubesetzen sein, so der Präsident der steirischen Zahnärztekammer, Erwin Bernklau.

Acht Bewerbungen für 33 Stellen

Am Ende der Rechnung zeige sich das Problem, so Bernklau: 362 Kassenstellen gibt es für die Steiermark, 318 sind derzeit besetzt, die Hälfte der Kassenzahnärzte ist älter als 55 Jahre: „Das heißt, in den nächsten zehn Jahren erreichen 160 Kollegen von derzeit 318, also genau die Hälfte, das Pensionsalter.“

Das Interesse, Kassenstellen von pensionierten Kolleginnen und Kollegen zu übernehmen, sei jetzt schon überschaubar, so Bernklau. Derzeit seien 33 Stellen ausgeschrieben, auf die bisher acht Bewerbungen kommen. Im Bezirk Liezen gibt es um sieben Kassenzahnärzte weniger als noch vor zwei Jahren: „Ein dramatischer Rückgang, weil sich die Patienten natürlich aufteilen auf weniger Kollegen. Und auch ich habe keine Kapazität mehr derzeit für neue Patienten.“

Honorare nicht mehr kostendeckend

Der zahnärztliche Interessensverband kritisiert vor allem die zu niedrig dotierten Kassenleistungen, die Honorare seien nicht mehr kostendeckend, was auch Bernklau bestätigt. Kassenstellen müssten wieder so attraktiv gemacht werden, „dass ein junger Zahnarzt, eine junge Zahnärztin damit überleben kann und die Investitionskosten von 500.000 bis 700.000 Euro in den ersten Jahren verdienen kann. In zehn Jahren muss man nachinvestieren, da sind alle Geräte veraltet, das ist das Problem.“

Tarife müssten erhöht werden

Mit den politischen Vertretern bereits ausverhandelt worden ist laut Bernklau eine sogenannte Anschubfinanzierung über den Gesundheitsfonds für zehn Kassenstellen pro Jahr. Das sind 95.000 Euro, die über die Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Die Österreichische Gesundheitskasse und andere Träger müssten in jedem Fall ihre Tarife erhöhen, so Bernklau, denn teilweise seien etwa die Technikerkosten für Reparaturen schon höher als die Tarife. Wurzelbehandlungen seien beispielsweise nicht mehr kostendeckend durchzuführen.

ÖGK: Konstanter Austausch mit Zahnärzten

Auf Anfrage heißt es von der Österreichischen Gesundheitskasse, dass man mit der Zahnärztekammer konstruktive Verhandlungen führen würde und in konstantem Austausch sei. Im vergangenen Jahr habe man eine Jobsharing-Vereinbarung abgeschlossen, derzeit würde man an der Adaptierung des Kieferorthopädie-Gesamtvertrages arbeiten. Eine Kürzung des Leistungsumfanges sei bisher nicht erfolgt. Das Modell des sogenannten Jobsharings, also dass junge Kollegen in bestehenden Praxen mitarbeiten, gebe es bisher nur vereinzelt in Ballungszentren, so Bernklau, im ländlichen Raum würde dieses Modell in der Praxis nicht umgesetzt werden.