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Zeuge betrunken: Drogenlaborprozess vertagt

Am Freitag ist in Graz ein mutmaßlicher Suchtgiftproduzent und Drogendealer vor Gericht gestanden: Der 55-Jährige soll in einer Wohnung mitten in Graz Mephedron und Methamphetamin (Crystal Meth) hergestellt und anschließend verkauft haben. Der Prozess wurde vertagt, weil ein Zeuge betrunken war.

Der Hauptangeklagte wurde bereits einmal wegen eines Suchtmitteldelikts verurteilt, eröffnete aber laut Anklage noch in der Bewährungsfrist sein Drogenlabor: Dazu soll er sich diverse Chemikalien und die nötige Gerätschaft per Post aus Polen und anderen Ländern haben kommen lassen.

„Breaking Bad“-Methoden

Die Staatsanwältin sprach auch von Methoden wie aus der Serie „Breaking Bad“: Es seien chemische Grundmaterialien und Laborgerätschaften für eine größere Produktion gefunden worden; der aus Rumänien stammende Zweitangeklagte soll die Wohnung gestellt und auch mit den selbst produzierten Drogen gehandelt haben. Laut Anklage sollen mindestens 1.340 Gramm Mephadron, 307 Gramm „Crystal Meth“ und 20 Gramm Amphetamin hergestellt worden sein.

Verteidiger: „Relativ harmlose Drogen“

„Wir reden von relativ harmlosen Drogen“, war dagegen der Verteidiger überzeugt: Seiner Meinung nach habe sein Mandant kein „Crystal Meth“, sondern eine ähnliche, aber schwächere Substanz hergestellt. Von weitreichenden Kontakten könne auch keine Rede sein: „Er hat im Internet Zeug zusammengekauft und gekocht“, beschrieb es der Anwalt.

Als Erster wurde der mitangeklagte Rumäne befragt. Der 51-Jährige gab an, in erster Linie „Pakete entgegengenommen“ zu haben. Die Drogen habe er teilweise selbst konsumiert, teilweise für den Erstangeklagten verkauft. „Er wollte etwas für unseren Konsum erzeugen“, gab der Beschuldigte zu den Beweggründen seines Partners an. Beide Männer waren zumindest bis zu ihrer Verhaftung im Juni 2023 drogenabhängig gewesen. Zu den Mengen meinte er: „Es steht ein bisschen zu viel in der Anklage.“ „Das ist ein dehnbarer Begriff“, antwortete die Richterin.

Auch Sexualdelikte angeklagt

Die Staatsanwältin wirft den beiden Männern auch Sexualdelikte vor: So soll der Erstangeklagte eine stark drogenabhängige Frau unter Drogeneinfluss mehrfach sexuell missbraucht haben – diese Vorwürfe bestritt der Mann vehement, zu der Drogenproduktion zeigte er sich teilweise geständig.

Dem 51-Jährigen wiederum wird auch die Vergewaltigung eines Drogenkunden vorgeworfen – er leugnete und sprach von einem Komplott: Er sei auch im Gefängnis bedroht worden und vermutete, das hänge damit zusammen, dass sein Mitangeklagter aus einer bekannten FPÖ-Familie stamme.

„Ich bin nicht sehr betrunken“

Am Nachmittag wurde die Öffentlichkeit zunächst ausgeschlossen, da die beiden Sexualdelikte zur Sprache kamen; anschließend wurden einige Zeugen gehört. Einer von ihnen sorgte aufgrund seiner Alkoholisierung für einige Heiterkeit im Gerichtssaal. „Ich bin nicht sehr betrunken“, meinte der junge Mann und kicherte – er soll einer der Drogenkunden gewesen sein.

„Es war so ein Druck bei der Arbeit, das können Sie sich wahrscheinlich nicht vorstellen“, meinte er in Richtung Senat, was heftiges Gelächter zur Folge hatte. Der Verteidiger war dafür, den Zeugen erneut – und möglichst nüchtern – zu laden – die Verhandlung wurde vertagt.