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WIRTSCHAFT

Kündigungen bei Magna: Markt im Umbruch

Nach der Bekanntgabe von Magna in Graz, dass rund 500 Stellen gestrichen werden, bescheinigt das AMS den Betroffenen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die globale Unsicherheit auf dem Automobilmarkt fordert die steirische Autoindustrie, aber auch die Kunden und Kundinnen.

Am Mittwoch wurden Magna in Graz die Mitarbeiter über drastische Maßnahmen informiert. Nach dem Produktionsstopp des E-Auto-Modells Fisker Ocean in Graz werden rund 500 Stellen abgebaut. Erste Kündigungen könnte es noch Ende April geben – mehr dazu in Magna in Graz baut rund 500 Stellen ab.

Bedrohliche Unsicherheit

Von den mehr als 40.000 geplanten Fisker Ocean sollen bisher in Graz nur 10.000 Stück produziert und von diesen wiederum auch nur knapp die Hälfte tatsächlich verkauft worden sein. Die Verantwortung liege dabei zwar bei Fisker und nicht beim Produzenten Magna, trotzdem sei die Unsicherheit auf dem weltweiten Automarkt auch für die Steiermark eine Bedrohung, so Mario Hirz vom Institut für Fahrzeugtechnik an der TU Graz.

Magna in Graz baut rund 500 Stellen ab

Am Mittwoch wurden beim Autohersteller Magna in Graz die Mitarbeiter über drastische Maßnahmen informiert. Nach dem Produktionsstopp des E-Auto-Modells Fisker Ocean in Graz werden rund 500 Stellen abgebaut. Erste Kündigungen könnte es noch Ende April geben.

„Einerseits muss man an der alten Technologie festhalten, um Arbeit zu haben, andererseits muss man in neue Technologien investieren, nämlich in die Elektromobilität. Das wirkt sich so aus, dass die Verkaufszahlen sich nicht so verhalten, wie es der Markt gerne hätte. Unterm Strich wirkt sich das auf die Auslastung der Unternehmen aus, die Komponenten zuliefern“, erklärte Hirz.

Zulieferer sehr unter Anpassungsdruck

Die Zulieferbetriebe in der Steiermark seien gefordert wie nie zuvor, so Markus Tomaschitz von AVL: „Früher war das planbar, man hat gewusst, alle vier bis fünf Jahre kommt ein neues Modell auf den Markt. Und jetzt haben wir eben viele verschiedene Themen gleichzeitig am Tisch. Wir haben die Elektrifizierung des Antriebsstranges, gleichzeitig aber auch Wasserstoff. Ganz spannendes Thema sind die synthetischen Kraftstoffe – und das bedeutet Neuausrichtung und Anpassung, und das muss schnell gehen.“

Peter Fischer, Professor an der TU Graz für Fahrzeugtechnik, befürchtet, dass sich die Branche auf zu viele unterschiedliche Technologien einlässt und damit Risiken eingeht: „Es wird viel zu viel in die Diversität von Antriebslösungen investiert. Da sollten wir uns nicht schämen, dieses konventionelle Antriebsmotorkonzept des Verbrennungsmotors weiterzuentwickeln. Er wird nach wie vor weiter benötigt werden, in Verbindung mit einer Elektromobilität.“

Forderung an Politik

Unsicher, worauf sie setzen sollen, seien auch die heimischen Konsumenten, sagte Franz Prettenthaler von Joanneum Research. Er wünscht sich ein klares Bekenntnis der Politik zur finanziellen Unterstützung von E-Autos. In Deutschland wurde die Förderung gestrichen.

„Die Förderungen braucht es aber, weil diese Technologie immer günstiger wird, und ich möchte jemanden, der heute ein E-Auto kauft, nicht dumm dastehen lassen, weil dasselbe Auto günstiger zu haben ist. Daher muss die Politik darauf achten, dass es sozial verträgliche Transformation gibt“, meinte Prettenthaler.

Mobilitätscluster: Auf mehrere Standbeine setzen

Der Mobilitätscluster ACstyria befragte kürzlich seine 300 Mitgliedsbetriebe zur aktuellen Situation. „Es ist jetzt vielleicht schwierig im Bereich Automobil, aber wir sehen, dass wir im Bereich Luftfahrt und Schiene eine sehr positive Dynamik gleichzeitig haben. Wir sehen in dieser Diversifizierung eine große Chance für den Standort“, so Geschäftsführer Michael Liebminger. Seine Botschaft: In turbulenten Zeiten sorgen mehrere unterschiedliche Standbeine für Stabilität.

Markt für E-Autos im Umbruch

Nach der Bekanntgabe von Magna in Graz, dass rund 500 Stellen gestrichen werden, bescheinigt das AMS den Betroffenen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die globale Unsicherheit auf dem Automobilmarkt fordert die steirische Autoindustrie, aber auch die Kunden und Kundinnen.

Gerüchte über Kündigungen in Lannach

Gerüchten zufolge könnten auch bei Magna Powertrain in Lannach Kündigungen anstehen – wie viele, ist zwar nicht bekannt, es soll sich aber nicht um ein so hohes Ausmaß wie in Graz handeln. Bei Magna gab es mit Stand 2022 insgesamt 10.770 Mitarbeitende, knapp 7.800 von ihnen arbeiten bei Magna Steyr Fahrzeugtechnik, 2.950 bei Powertrain in Lannach.

AMS-Chef: Ausreichend offene Stellen

Die angekündigten rund 500 Kündigungen bei Magna können erst nach einer Frühwarnmeldung beim AMS und einer darauffolgenden 30-tägigen Wartefrist erfolgen. Auf die dann Betroffenen warteten trotz angespannter Wirtschaftslage wohl ausreichend offene Stellen, sagte AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe: „Wir haben in der Steiermark noch 12.500 offene Stellen beim AMS gemeldet und wir wissen, dass wir rund die Hälfte aller offenen Stellen beim AMS abdecken. Wir haben insgesamt auch deutlich mehr als 1.000 offene Stellen für Produktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.“ Zudem gebe es an die 5.000 offenen Stellen im Bereich Dienstleistungen, Zeitarbeit und Transport, hieß es vom AMS.