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Landwirtschaft

Obstkulturen: Frostschäden in Millionenhöhe

Nach der Wärme und der Blüte ist die Kälte gekommen: Der Spätfrost verursachte laut Österreichischer Hagelversicherung Schäden in Höhe von 56 Mio. Euro, davon entfallen allein auf die Steiermark 37 Millionen. Dennoch sei man mit einem blauen Auge davon gekommen, heißt es.

Die schlimmste Nacht sei jene auf Montag gewesen – mit bis zu minus vier Grad in bestimmten Regionen, sagte Manfred Kohlfürst, Obmann des Branchenverbandes in der Landwirtschaftskammer und selbst Obstbauer. Die Hälfte der steirischen Anbauflächen sei von Frostschäden betroffen.

Viel sei gegen die Kälte nicht auszurichten gewesen, auch wenn viele Bauern kostspielige Frostschutzmaßnahmen ergriffen hätten – auch Hubschrauber wurden eingesetzt, so Kohlfürst: „Frostberegnung oder auch Heizen hilft. Da haben wir natürlich auf Teilflächen auch Erfolge erzielen können, aber das ist nur ein Bruchteil unserer Flächen.“

Jungfrüchte durchgefroren

Die Blütezeit hätten die Obstbauern noch ohne Frost überstanden, doch jetzt seien schon Früchte am Baum – kleine Äpfel etwa mit bereits gut einem Zentimeter Durchmesser, erklärte Landwirt Kohlfürst: „Man kann sich dann vorstellen: In diesem Stadium, wenn es dann zwei oder drei Grad minus hat, ist diese kleine Frucht sehr schnell ganz durchgefroren. Und dann sind auch die Kerne, die drin sind, komplett verbräunt und erfroren.“

Ganzes Schadensausmaß noch nicht absehbar

Herbert Muster, Sprecher des Obstbaus in der Landwirtschaftskammer Steiermark, sagte am Freitag: „Die Frostnacht vom 21. auf den 22. April war sehr kritisch, und dort ist es tatsächlich auch zu starken Schädigungen gekommen. Die Schädigung ist aber dennoch relativ zu sehen – es gibt nur wenige Fälle, wo es tatsächlich zu einem Totalausfall kommen wird. Auf vielen Flächen sehen wir, dass es zu einer Teilschädigung gekommen ist, und dort wird es wahrscheinlich auch noch eine Ernte geben. Ob es hier qualitative Einbußen gibt, das wird man erst in den nächsten Tagen sehen.“

Eine Prognose für die Früchte abzugeben, sei momentan schwierig, sagte auch Kohlfürst: „Ob sie vielleicht weiterwachsen, wenn sie nicht komplett geschädigt sind, ob sie herunterfallen, ob optische Schäden, Qualitätsschäden an diesen Früchten entstehen durch diese Großereignisse: Das alles ist momentan noch sehr vage.“ Erst Ende Mai, Mitte Juni könne man sagen, was übrig bleibt.

Das betreffe nicht nur Äpfel, auch steirisches Steinobst und Erdbeerkulturen habe es erwischt, sagte Josef Kurz von der Österreichischen Hagelversicherung: „Betroffen sind fast alle Obstkulturen wie Äpfel, Birnen, aber auch das Steinobst wie Kirschen, Marillen, Zwetschgen und Pfirsiche. Es kann gesagt werden, dass durch die Strahlungskälte vor allem tiefe und mittlere Lagen betroffen sind, beim Obst sind jedoch auch in guten Lagen leider Schäden sichtbar. Am stärksten betroffen ist definitiv der Bezirk Weiz.“

Wein: Schäden ja, Katastrophe nein

Schäden ja, Katastrophe nein – so fasst auch Stefan Potzinger, Sprecher der Weinbauern der Landwirtschaftskammer Steiermark, die aktuelle Situation der Weinbauern nach den Frostnächten zusammen: „Es schaut in der Steiermark so aus, dass bekannt frostgefährdete Lagen Probleme bekommen haben. In den letzten zehn Tagen war es ja immer wieder an die Grenze kalt, und die Weingärten, die dort exponiert liegen, die sind wirklich zum Teil abgefroren. Wir haben Leutschach, Glanz, Eichberg, Wies, Teile des nördlichen Vulkanlands, wo Standorte sind, wo es einfach auf kleineren Flächen Probleme gegeben hat.“

2016 war bei weitem schlimmer

Laut der Österreichischen Hagelversicherung beträgt der Gesamtschaden im Obst- und Weinbau in der Steiermark 37 Millionen Euro, so Kurz, davon etwa 32 Millionen beim Obst und fünf Millionen beim Wein; in ganz Österreich beträgt der Schaden rund 56 Millionen. Sowohl im Obstbau als auch im Weinbau ist man sich aber einig, dass das Frostjahr 2016 bei weitem schlimmer gewesen sei.