Charly Kahr
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Leute

Charly Kahr gestorben

Charly Kahr, einer der wohl bekanntesten und erfolgreichsten Trainer des alpinen Skizirkus, ist am Samstag im 92. Lebensjahr gestorben. Kahr, der auch „Downhill-Charly“ genannt wurde, führte seine Läuferinnen und Läufer zu unzähligen Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen.

Unter seiner Führung erlöste unter anderem Franz Klammer 1976 die österreichische Skination mit Gold bei den Olympischen Spielen in Innsbruck, Leonhard Stock gewann bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid vor dem Steirer Peter Wirnsberger Gold, und Anton „Jimmy“ Steiner rettete 1984 in Sarajevo die österreichische Ehre mit Bronze in der Abfahrt.

„Er hat uns begeistern können“

1970 wiederum führte Kahr als Damen-Cheftrainer in Gröden die damals erst 16-jährige Annemarie Moser-Pröll zu ihrer ersten WM-Medaille: „Da ist wichtig, dass da einer ist, der einen jungen Sportler führt und begeistert, und das war der Charly. Der hat uns begeistern können, und wir haben dafür alles gegeben.“ Oder auch Peter Wirnsberger: „Ich hab nie ein Problem gehabt, ich hoffe, er mit mir auch nicht. Für mich war die Zeit hervorragend.“

„Ich war Trainer mit Leib und Seele, hab immer das Beste für jeden gewollt, auch für mich als Trainer, und hab alles dafür getan, die Leute erfolgreich zu machen – und das haben sie letztendlich getan, indem sie Medaillen gewonnen haben“, sagte Kahr auf der Feier zu seinem 90. Geburtstag im Jahr 2022. „Wenn auch manche gesagt haben, er war ein sturer Hund – aber das bin ich gern gewesen: G’scheiter stur und du hast Erfolge“, so Kahr.

„Einer, der auf den Tisch klopfen konnte“

Diese Sturheit bestätigte damals auch Leonhard Stock: „Auf alle Fälle war der Charly schon einer, der auf den Tisch klopfen konnte, und er hat schon gewusst, was los ist, aber er hat auch gewusst, wenn es wieder normal runtergeht.“

2018 war Kahr mit Missbrauchsvorwürfen einer ehemaligen Skirennläuferin konfrontiert. Den daraufhin angestrengten Prozess wegen übler Nachrede verlor er. Ein Ermittlungsverfahren wurde im Oktober 2018 eingestellt mit der Begründung, die behaupteten Tathandlungen seien verjährt. Gleichzeitig erhielt Kahr zahlreiche Solidaritätsbekundungen von ehemaligen Schützlingen.

Insgesamt fuhren seine Schützlinge zwischen 1968 und 1985 13 Medaillen, sieben davon in Gold ein. Am Samstag ist der Schladminger im Alter von 91 Jahren verstorben; Kahr hinterlässt seine Ehefrau Gerlinde und zwei Töchter.