Tunnelübung
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Chronik

Ein Unfall im Tunnel – was tun?

Im Tunnel kommt es zu einem Unfall, es brennt. Was ist in so einer Situation zu tun? Wie könnte man sie entschärfen? Fragen, auf die jetzt Antworten gesucht werden – im Zentrum am Berg in Eisenerz. Wir haben uns unter die Teilnehmenden einer aktuellen Sicherheitsstudie gemischt.

Eine Rauchwand mitten im Tunnel, Alarmdurchsagen: Die Eisenerzer Doris Rodlauer und ihr Mann Wolfgang sitzen im ersten Wagen, der in den Tunnel hineinfährt – sie haben sich freiwillig mit ihrem Privat-Pkw zur Studie angemeldet: „Zuerst ist ein Schockzustand da – aber dann läuft es so ab, dass man sich überlegt, was man jetzt tut, was man mal gelernt und gehört hat – und dann haben wir eh schon miteinander geredet: Ob es Verletzte gibt; man hat ja auch gar nichts gesehen, das Unfallauto nicht gesehen, weil es so eine Rauchentwicklung gab – also eine ganz schwierige Situation zum Einordnen.“

Was tut die Gruppe?

Einordnen, wie sich Gruppen in Notfällen verhalten – dabei soll die Notfallübung helfen, die von der Montanuniversität Leoben u.a. in Kooperation mit der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen durchgeführt wird.

„Steiermark heute“-Reporterin Sandra Suppan berichtet von der Tunnelübung.

„Das Ziel ist einfach gruppendynamische Effekte zu ermitteln. Deswegen haben wir verschiedene Samplegrößen: Mehrere Autos, mehrere Insassen, Einzelfahrer, Einzelautos. Unsere Beobachtung ist die, dass manche Personen eine Vorreiterrolle übernehmen, andere dadurch beeinflussen: Die Gruppe bekommt eine Art kritische Masse, die gleich handelt und die anderen Teilnehmer mitzieht“, so Robert Wenighofer von der Montanuniversität Leoben.

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Wie verhalten sich Menschen bei Tunnelunfällen? Die Studie will genau das untersuchen.

„Letztlich geht es darum, die Sicherheit im Tunnel zu verbessern und die Maßnahmen besser auf die Menschen abstimmen zu können“, betont Frank Leismann von der Studiengesellschaft für Tunnel- und Verkehrsanlagen.

„Habe mich an den Vordermann angepasst“

Denn: Wie eine Gruppe handelt, hängt oft von Einzelnen ab – und deren Wissen: Teilnehmerin Aurora Camacho lässt die Minuten im brennenden Tunnel revue passieren: „Warnblinkanlage einschalten, auf die Seite fahren, Rettungsgasse bilden. Ich selbst habe mich an den Vordermann angepasst, geschaut was der gemacht hat – und dann auch so gehandelt.“

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Im Zentrum am Berg der Montanuniversität werden unterschiedlichste Situationen nachgestellt – wie dieser Fahrzeugbrand.

Jetzt in dieser Situation war ihr Verhalten in Ordnung, meint Xenia Schnehn: „Ich glaube, wir wären lebend wieder aus dem Tunnel gekommen. Aber man nimmt mit, dass es schon auf die Situation ankommt, wie man sich verhält.“

Steckt der Schlüssel noch?

Was sie zum Beispiel nicht getan hätte, meint Beate Nestlang, wäre: „Den Schlüssel im Auto lassen. Es wäre selbstverständlich gewesen, den einzustecken und mitzunehmen“ – ein Fehler, der Feuerwehreinsätze erschweren würde – und auf den via Alarm hingewiesen wird – „abgesehen davon, dass ich die Durchsage auch nicht verstanden habe. Ansonsten habe ich mich sicher gefühlt – und sogar daran gedacht, die Warnweste anzuziehen“.

Ein Test für den Ernstfall

Wie die Menschen bei Notfällen künftig unterstützt werden; die Studienergebnisse könnten es mitbeeinflussen. Vom Kontrollzentrum aus überwacht Jasmin Fischer den gesamten Test-Tunnel mit Kameras: „Wir können die Beleuchtung und Belüftung steuern, Durchsagen ein- und ausschalten. Wenn sich die Leute in der Notrufnische melden, dann heben wir ab. Die ganzen Brandmeldungen gehen ein – sei es, wenn ein Feuerlöscher entnommen wird oder der Brandknopf gedrückt wird.“

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Vom Kontrollzentrum ausgehend werden Tunnel über zahlreiche Kameras überwacht.

Für Doris Rodlauer eine neue Erfahrung, ein Test für den Ernstfall: „Ich würde sagen: Das gehört eigentlich zur Fahrausbildung dazu: Man ist in dieser Situation und reagiert ganz anders, als würde man nur darüber hören. So ist man dabei – ich nehme auf alle Fälle was mit heim.“ Vielleicht auch das Bewusstsein, dass wir in Notfallsituationen noch viel mehr auf Gruppendynamiken achten sollten.