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Soziologin: Thema Arbeit ist sehr aktuell

Die Bedeutung des 1. Mai als Tag der Arbeit schien in den vergangenen Jahren immer mehr in den Hintergrund zu geraten – die Teilnehmerzahlen bei den Aufmärschen gingen zurück. Laut der Soziologin Bettina Stadler ist das Thema Arbeit nun aber aktueller als in den vergangenen Jahren.

Die Aktualität des Themas Arbeit zeige sich etwa an den Diskussionen rund um die gesetzliche Wochenarbeitszeit – mehr dazu in Industrie fordert längere Arbeitszeiten (22.4.2024), in ÖVP „fix nicht“ für 41-Stunden-Woche (24.4.2024) und in Muchitsch: ÖVP zu 41-Stunden-Woche „nicht glaubwürdig“ (25.4.2024).

„Nur Wenige wünschen sich längere Arbeitszeiten“

Zur Forderung, die Wochenarbeitszeit zu erhöhen, sagt Soziologin Bettina Stadler, die an der Uni Graz zum Thema Arbeit forscht: „Wir sehen in vielen Studien, dass sich nur ganz, ganz wenig Vollzeitbeschäftigte längere Arbeitszeiten wünschen – ganz viele aber wünschen sich kürzere Arbeitszeit. Das ist ein Wunsch, der ist wirklich sehr weitverbreitet bei Menschen, die Vollzeit arbeiten.“

Von Digitalisierung bis Klima

Auch abseits der Wochenarbeitszeit wird das Thema derzeit stark diskutiert – die Stichworte lauten: Streiks, zähe Gehaltsverhandlungen, Personalmangel. Dabei werde aber oft wesentliches übersehen, so Stadler: „Da ist zum Beispiel die Digitalisierung, wo sich die Art, wie wir arbeiten und zusammenarbeiten und wie die Arbeit auch gesteuert wird, dramatisch ändern. Ein anderer Bereich ist sicher die Demografie – wir hören es jetzt praktisch jede Woche: Fachkräftemangel, Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen.“

Was noch hinzukomme, so Stadler, sei auch die Klimakrise, „die natürlich auch sehr stark den Arbeitsmarkt betrifft, weil es zum Beispiel neue Berufe gibt. Oder es gibt sehr stark gestiegene Nachfrage nach bestimmten Berufen“. Es betreffe schließlich auch sich verändernde Geschlechterrollen, „weil einfach mehr Frauen erwerbstätig sind“, so Stadler.

Grundsätzlich brauche es Rahmenbedingungen, die in eine moderne Arbeitswelt passen, so die Soziologin – der Ausbau von Kinderbetreuung sollte hier ein erster Schritt sein.