Mann wirft Kuvert in Wahlurne
ORF.at/Zita Klimek
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Politik

FPÖ vorne: Umfrage laut Politologen realistisch

Bei der Landtagswahl in der Steiermark könnte es zu massiven Veränderungen in der Politlandschaft kommen, das legt zumindest eine aktuelle Umfrage im Auftrag der „Kleinen Zeitung“ nahe. Der Politologe Peter Filzmaier sagt im ORF-Steiermark Interview, die Umfrage sei aus heutiger Sicht durchaus realistisch.

Mit 29 Prozent wäre die FPÖ laut der aktuellen Hochschätzung klar die Nummer 1. 17,5 Prozent hat sie bei der letzten Landtagswahl 2019 erreicht. Einen Zweikampf gebe es demnach nur um Platz 2. Hier hat die ÖVP mit 22 Prozent (zuletzt waren es noch 36,1 Prozent) – knapp die Nase vor der SPÖ, die mit einem Verlust von zwei Prozent im Vergleich zur letzten Landtagswahl auf 21 Prozent kommen würde.

3,5 Prozent Schwankungsbreite

Für die Umfrage wurden in der Vorwoche 800 Steirerinnen und Steirer telefonisch bzw. online befragt. Die Schwankungsbreite der Hochschätzung liegt bei 3,5 Prozent.

Deutliche Gewinne auch für KPÖ möglich

Neben der FPÖ könnten auch die Kommunisten mit einem deutlichen Gewinn rechnen. Laut der aktuellen Umfrage käme die KPÖ auf elf Prozent, was im Vergleich zur letzten Landtagswahl fast einer Verdoppelung entspricht.

Sie könnte somit die Grünen – sie liegen aktuell bei zehn Prozent und gehören damit laut Umfrage mit einem Minus von 2,1 Prozent im Vergleich zur Landtagswahl 2019 auch zu den an Stimmen Verlierenden – überholen. In etwa auf dem Stand der letzten Wahl vor fünf Jahren bleiben die NEOS mit einem Anteil von sechs Prozent. Vor allem die ÖVP würde laut dieser Umfrage abstürzen.

Grafik: Umfrage zur Landtagswahl 2024
Kleine Zeitung

Das liege, so Meinungsforscher Peter Hajek, der mit seinem Institut die Umfrage durchgeführt hat, nicht nur an der aktuellen Gesamtsituation der Partei, sondern auch daran, dass es Christopher Drexler nicht gelungen sei, einen Landeshauptmann-Bonus aufzubauen.

Gleich hohe Zustimmung für Kunasek und Drexler

In der fiktiven Frage nach einer Landeshauptmann-Direktwahl würde Drexler, so die Kleine Zeitung, auf 18 Prozent kommen. Diesen Wert erreicht aktuell auch FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek. Mit 14 Prozent auch in dieser Frage auf Platz 3 ist SPÖ-Spitzenkandidat Anton Lang. Den vierten Platz teilen sich mit jeweils sechs Prozent Sandra Krautwaschl (Grüne) und Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ).

Ergebnis der Umfrage richtig, aber noch viele Unbekannte

„Die FPÖ ist derzeit klar auf Platz eins und das ist sicher richtig, gemessen in der Umfrage. Aber es gibt viele Unbekannte, beispielsweise die Wahlbeteiligung Ende November kann noch niemand wissen. Niemand kann wissen, ob es dann schon eine neue Bundesregierung in anderen Parteifarben vielleicht gibt. Und es laufen ja auch gegen die FPÖ und den Spitzenkandidaten Mario Kunasek staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Dabei ist naturgemäß niemand, wie es weitergeht“, analysiert der Politologe Peter Filzmaier.

Politologe Peter Filzmaier analysiert die Ergebnisse der Umfrage zur Landtagswahl

„Drexler hat im ländlichen Raum Schwächen“

Auf die Frage ob Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) seinen „Landeshauptmannbonus“ verspielt habe, sagt der Politologe: „Die Schwächen von Christopher Drexler liegen trotz vieler Veranstaltungsbesuche und intensiven Bemühens nach wie vor im ländlichen Raum. Da hat sein Amtsvorgänger Hermann Schützenhöfer einfach viel stärker gepunktet. Er wird eher mit den Städten in Verbindung gebracht, aber nur in Graz, wo – siehe Bürgermeisterwahl – die ÖVP ja auch nicht alles ist. Da allein zu punkten, genügt auch nicht.“

FPÖ-Wähler zunehmend an Regierung interessiert

Die beliebteste Koalition wäre laut dieser Umfrage derzeit eine ÖVP-SPÖ Koalition. Auf die Frage, ob das im Umkehrschluss hieße, dass die FPÖ-Wähler ihre Partei gar nicht in einer Regierung haben wollen, sagt Filzmaier: „Es gibt FPÖ Wähler, die sagen, wir wählen euch, damit es denen an der Macht, also den Regierenden, so richtig rein sagt, allerdings ist das im Wandel begriffen. Die Zahl der FPÖ Wähler, die auch eine Regierungsbeteiligung wollen oder sogar erwarten, hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich zugenommen. Insofern sind Kunasek und die FPÖ zum Erfolg verdammt. Sie muss nicht nur Erster werden, sondern möglichst deutlich Erster werden, um wirklich den Regierungsanspruch auch medial besser stellen zu können in den Verhandlungen.“

Entwicklung in Bundespolitik ist noch große Unbekannte

Wie sehr die Koalitionsverhandlungen im Bund noch eine Rolle spielen könnten, dazu sagt der Politikwissenschafter: „Es ist oft so, dass in Landtagswahlkämpfen die Bundespolitiker der Lieblingsfeind sind. Und wenn man das jetzt auch umlegt auf den Landtagswahlkampf in der Steiermark, ist die offene Frage – wenn die alte Regierung noch im Amt ist – gibt es doch schon vielleicht Tendenzen, möglicherweise schon auch ein Verhandlungsergebnis, wer die neue Regierung bildet und das ist die große Unbekannte. Da sind bis jetzt reine Ratespiele zum jetzigen Zeitpunkt.“