Gewaltambulanz in Graz
ORF
ORF
Soziales

Neue Gewaltambulanz in Graz eröffnet

Die bestehende Gewaltambulanz der Med-Uni Graz ist in den vergangenen Monaten um- und ausgebaut worden – am Montag wurde die neue Ambulanz eröffnet. Sie soll als niederschwellige Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene dienen.

Österreichweit wurden im Jahr 2023 mehr als 85.000 Gewaltdelikte angezeigt – im Vergleich zum Jahr davor ergab das einen Anstieg um acht Prozent; die Dunkelziffer wird von Experten aber noch weit höher eingeschätzt. Um Opfer zu schützen und Taten aufklären zu können, hat die Bundesregierung Ende des Vorjahres beschlossen, die Gewaltambulanzen in Österreich zu erweitern.

Spuren sichern und dokumentieren

Jede dritte Frau in Österreich sei irgendwann in ihrem Leben von Gewalt betroffen, sagt Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Ein Großteil der Opfer würde sich nicht an die Behörden wenden – meist aus Scham oder Angst. „Gewaltambulanzen sind niederschwellige Orte, wo sich Betroffene in einem geschützten Setting kostenfrei untersuchen lassen können, wo vorhandene Spuren gesichert werden können und diese Verletzungen so dokumentiert werden können, dass sie dann später als Beweise für ein Gerichtsverfahren zur Verfügung stehen“, so Zadic.

Ein freundlich gestalteter Eingangsbereich, ein Warteraum mit Kinderspielecke, zwei Untersuchungsräume mit Schallschutzelementen und medizinische Geräte – so sieht nun die neue Gewaltambulanz Graz aus. Fünf Fachärztinnen und Fachärzte arbeiten in der Gerichtsmedizin der Gewaltambulanz Graz, zwei Assistenzärzte werden derzeit ausgebildet, um künftig sieben Tage die Woche 24 Stunden zur Verfügung zu stehen.

Bund investiert 1,8 Millionen Euro

Dennoch brauche es weiteres Personal, sagt die Leiterin der Gewaltambulanz, Sarah Heinze. Betroffene können die Ambulanz direkt aufsuchen. Gerichtsmedizinerinnen würden von den Spitalsambulanzen hinzugezogen und kämen an den Ort, wo sich die Gewaltopfer gerade befänden, sagt Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). Der Bund finanziert das Pilotprojekt Modellregion Süd in Graz mit 1,8 Millionen Euro, 500.000 Euro kommen vom Land.

Med-Uni Graz eröffnet Ambulanz für häusliche Gewalt

Die bestehende Gewaltambulanz der Med-Uni Graz ist in den vergangenen Monaten um- und ausgebaut worden – am Montag wurde die neue Ambulanz eröffnet. Sie soll als niederschwellige Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene dienen.

„Wir tun das, weil wir fest davon überzeugt sind, dass jede Frau und jedes Kind ein Recht auf ein gewaltfreies Leben hat und wir jeder Frau vermitteln wollen, dass sie einen Zufluchtsort hat. Und zum Dritten wollen wir, dass die Täter hart bestraft werden“, sagt Raab.

In Wien soll nächste Gewaltambulanz eröffnen

Für die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) sind Einrichtungen wie die Gewaltambulanz in Graz wichtig, damit Opfer von Gewalt rasch eine Anlaufstelle finden. Deshalb soll es auch eine Kooperation mit dem LKH Leoben geben, um auch die Obersteiermark abzudecken: „Am LKH Leoben wird es da Kooperationsmöglichkeiten über Telemedizin geben, wo wir die Möglichkeit schaffen werden, völlig unabhängig von den Standorten die Frauen noch besser erreichen zu können.“

Nach der am Montag eröffneten Gewaltambulanz in Graz solle im Sommer eine in Wien starten, so Justizministerin Zadic; für Westösterreich sei man derzeit in Gesprächen mit Salzburg und Innsbruck. Die Bundesregierung arbeitet hier noch an einer gesetzlichen Grundlage – denn Graz ist derzeit noch ein Modellprojekt.