„Ein irrer Wisch“
Universalmuseum Joanneum
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Kultur

FPÖ wettert gegen Brus-Ausstellung

Seit Mittwoch ist in der Neuen Galerie des Universalmuseums Joanneum die neue Brus-Ausstellung „Günter Brus. Ein irrer Wisch“ mit Werken des kürzlich verstorbenen steirischen Künstlers zu sehen. Die FPÖ reibt sich nun an den Inhalten, die „Fäkalkunst, Pornografie und Österreichhass“ darstellen würden.

„Kunst darf vieles, aber nicht alles“, meint FPÖ-Klubobmannstellvertreter Stefan Hermann bei einer Pressekonferenz am Freitag – man prüfe eine Sachverhaltsdarstellung.

Für die neue Ausstellung im Bruseum, das zu Ehren von Günter Brus 2011 eröffnet hat, wurden zahlreiche Zeichnungen und Werke zusammengesammelt. Die FPÖ forderte nun, diese zu verkaufen oder zu verschenken und das Bruseum an sich sofort zu schließen.

„Angesichts des Rekordschuldenstandes des Landes, der aktuellen Gesundheitskrise und der enormen Teuerung sowie in Anbetracht der Tatsache, dass Mittel für die soziale Unterstützung unserer Mitbürger fehlen, ist eine derartige Steuergeldverschwendung nicht akzeptabel“, kritisiert Hermann. Es stehe „ein potenzieller Rechtsbruch, nämlich im Bereich des Strafgesetzes, im Raum, wenn die Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole“ in der Ressortverantwortung des Landeshauptmannes (und Kulturreferenten, Anm.) Christopher Drexler (ÖVP) passiere.

„Fäkalkunst, Pornografie und Österreichhass“

„Ist das das Kunst- und Kulturverständnis eines steirischen Landeshauptmannes? Sind steuergeldfinanzierte Fäkalkunst, Pornografie und Österreichhass wirklich jene Politik, die die ÖVP für die Grüne Mark vorsieht? Wir Freiheitliche fordern Landeshauptmann Christopher Drexler auf, sich für eine sofortige Entfernung aller potenziell strafrechtlich relevanten ‚Werke‘ einzusetzen und diese Steuergeldverschwendung mit der Schließung des ‚Bruseums‘ abzustellen“, so Hermann. „Ich glaube, der Großteil der Bevölkerung lehnt diesen Schund und Dreck, der da ausgestellt wird, ab.“ Er wolle nicht über Brus und dessen Kunst diskutieren, sondern wissen, wie viel Steuergeld dafür eingesetzt werde.

Der freiheitliche Kultursprecher Marco Triller meint: „Mir erschließt sich vor allem unter dem Blickwinkel des Einsatzes von Geldern gemäß den Grundsätzen der Rechtmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Transparenz der gesellschaftliche Mehrwert für die Steiermark nicht.“ Er kündigt für die kommende Landtagssitzung am Dienstag eine entsprechende Dringliche Anfrage an den Landeshauptmann an.

Empörung bei Universalmuseum

Das Universalmuseum Joanneum (UMJ) reagierte am Freitag auf die Forderungen zur Schließung des Bruseums empört: „Gezeigt werden historische Arbeiten, die Teil der internationalen Kunstgeschichte sind und sich in zahlreichen Museen finden. Der überwiegende Teil der gezeigten Arbeiten befindet sich in nationalen und internationalen Sammlungen und ist nicht im Besitz des Bruseum. Die Forderung, diese Werke zu verkaufen oder zu verschenken, ist absurd.“

Ausstellung erst ab 18 freigegeben

Der von der FPÖ vorgebrachte Vorwurf des fehlenden Jugendschutzes sei zudem falsch: „Der Ausstellungsbesuch ist aufgrund von sensiblen Inhalten erst ab einem Alter von 18 Jahren gestattet – darauf wird bereits auf den Plakaten, am Eingang und in der Vermittlung hingewiesen. Weiters wird auf den diversen Kanälen wie Homepage und Social Media auf Folgendes hingewiesen: ‚Bitte beachten Sie: Diese Ausstellung enthält explizite künstlerische Darstellungen, die zum Nachdenken anregen und Diskussionen fördern sollen. Unter Umständen können diese bei manchen Besucherinnen und Besuchern emotionale Reaktionen hervorrufen.‘“

Zu den vermeintlich pornografischen Darstellungen habe schon Peter Weibel 1971 in der begleitenden Publikation festgehalten, dass es sich bei den Arbeiten von Brus um „kognitive Zeichnungen“ handle, die das Bild dem Begriff annähern. Es seien „Metazeichnungen über unser System hierarchischer Verstümmelungen“.

Das Universalmuseum Joanneum hielt fest: „Vor 125 Jahren hat Ludwig Hevesi das Motto für die Wiener Secession verfasst: ‚Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.‘ Dass im Jahr 2024 dieses Prinzip einer freien demokratischen Gesellschaft von der FPÖ in Frage gestellt wird, ist mehr als nur bedenklich.“