Ich habe heute echt lange geschlafen. Bis 8.20 Uhr. Mag daran liegen, dass wir gestern in der ersten Nacht alle etwas gekämpft haben. Zwei echte Gegner haben sich herauskristallisiert: Das Bett und die Klimaanlage. Da haben die meisten von uns echt wenig Schlaf bekommen. Ich auch.
Meine Problemlösungen: Das Bettuntergestell hab ich entfernt – die Matratzen auf den Boden gelegt. Ja, Matratzen. Denn Thomas Weber war so lieb und hat mir seine echt dicke Matratze hinterlassen – also geborgt. Und nachdem unser Hauptkoordinator Walter Zulus weiß, dass meine sechs kaputten Bandscheiben und ich manchmal nicht so konform gehen – hat er mir zwei der vier Zentimeter dicken Schaumstoff-„Matratzen“ der Feldbetten ins Zimmer getan. Jetzt throne ich sozusagen nächtens auf drei Matratzen am Boden und schaue mir den Schreibtisch unseres Disponenten von unten an. 😊
Die Klimaanlage hab ich noch immer nicht in Griff. Die ist echt hartnäckig. Hartnäckiger als ich. Aber: Dann lass ich halt das Fenster offen. Und jetzt geht’s mit dem normalen Atmen ohne niesen und trockenen Augen. Und die Stimme bleibt auch nicht auf der Strecke. Nicht unerheblich bei meiner Arbeit. 😉
Ob ich jetzt anhand der Stimme und der Matratze als Prinzessin durchgehe, das weiß ich nicht… aber einen Luxus gönne ich mir hier in der Früh: Ein Häferl voll mit Chai Latte. Ich hab da ein Trockenpulver gefunden, das super schmeckt, mit heißem Wasser ganz schnell anzurichten ist – ein Schuss Milch drauf – und die Lebensgeister sind perfekt erweckt. Und los geht’s:
Kreativ sein ist halt alles in Zeiten wie diesen – und das betrifft ganz viele Lebensbereiche: Eine ganz liebe Freundin von mir hat Geburtstag und war schon echt traurig, dass sie ihn heuer aber auch so gar nicht feiern kann. Ich hab ihr zugesagt, dass ich von der Straße rauf in den 15. Stock in dem sie wohnt „Happy Birthday“ singe. Coronastyle natürlich – mit viel Abstand aber mit dem festen Willen, ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine ist, und dass ich an sie denke. So vom Funkhaus aus geht das aber nicht – selbst mit einem Megafon wäre die Strecke zu weit gewesen. Aber Sichtkontakt gibt es ja auch mit dem Fernglas. Also hab ich, nachdem ich mir das Ok geholt habe, dass ich das darf, ein großes Plakat gebastelt und auf dem Dach aufgehängt und sie hat sich sehr gefreut.
Dann ging es auch darum, unseren Hörern zu Hause Ostern schmackhaft zu machen und deswegen hab ich hunderte Grüße, die per Mail eingetrudelt sind, ausgedruckt und eingeteilt. Und wenn ich hunderte schreibe, meine ich hunderte – was für ein Zettelhaufen.
Auch wenn man sich körperlich fern ist, in Gedanken kann man sich ganz nah sein und es gibt viele Möglichkeiten zu zeigen, dass man an seine Lieben denkt…(Ich hab hier herinnen echt soo viel zu tun, dass ich zum Glück sehr wenig dazu komme, an meinen Hund und an meine Katze zu denken – die bei Herzensmenschen richtig gut versorgt und untergebracht sind. Vermissen tu ich sie – nein, den Gedanken schieb ich mal ganz schnell weg…).
Gut. Der riesige Zettelberg ist erledigt – und dann geht es nach einer kurzen Yogapause ins Radiostudio. Fünf Stunden Sendung sind echt lang. Vor allem weil man dabei keine Menschenseele sieht. Also quasi echt alleine mit den Computern um einen herum ist. Aber da geht’s mir ja genauso wie so vielen Steirerinnen und Steirern. Und wie schon vorher erwähnt: in Gedanken kann man sich ganz nah sein.
Ich glaube, dass Corona natürlich ganz viele schlechte Seiten hat. Aber ich sehe auch die positiven: Keine Flugzeugstriche am Himmel. Man hört die Vögel wieder zwitschern. Die Luft in Graz ist fantastisch und frisch. Und die Qualität von Gesprächen – auf die man auch wieder Lust hat – die ist ganz anders. Wertvoller. Bewusster. Es ist schön zu erleben, wer an einen denkt.
Nach der Sendung mach ich mal einen großen Bogen um unseren Portier Michael. Der steht schon mit dem Fiebermesser parat. Und nach drei Stunden Sendung weiß ich, heizt mein Körper mindestens um einen Grad hinauf. Wie schaut es dann nach fünf Stunden aus? Also groooßer Bogen um das Fieberthermometer – das schaue ich erst wieder in einer Stunde an – denn dann passt auch sicher die Körpertemperatur wieder, damit ich hier herinnen bleiben kann und für Sie Radioprogramm machen kann.
Ich hätte mir nie gedacht, dass ich mich mal freiwillig einsperren lasse. Oder mich von meinen Vierbeinern trenne (natürlich nur auf einen bestimmten kurzen Zeitabschnitt). Aber Coronazeiten sind eben anders als sonst. Und nachdem ich gerne positiv und kreativ denke…. Ich hätte mir auch nie gedacht, dass ich mal im Schlafgewand durch den Sender geistere und dabei kleine Osterhasen für die Kollegen verstecke. Aber auch das ist in Zeiten von Corona möglich… und das werde ich heute Nacht angehen – als ausgeschlafenes Osterhäschen. 😉