Martina Knes ist eine Quereinsteigerin und hat vor ihrer Lehre etwa auch Jus studiert. Als Rauchfangkehrerin hat sie nun ihren Traumberuf gefunden und ist stets gern gesehen. Dass es Glück bringt, einen Rauchfangkehrer anzugreifen und Ruß abzubekommen, komme nicht von ungefähr, sagt Knes: „Die Leute sind einfach froh, dass es uns gibt, weil wir ermöglichen, dass sie sicher und umweltfreundlich heizen können.“
„Nix für Morgenmuffel“
Rauchfangkehrer bezeichnen sich gerne als „Freigeister“ – sie sind meist alleine und sehr selbstständig unterwegs, bestätigt auch Knes: „Wir müssen uns unsere Arbeit viel selbst einteilen, unsere Termine ausmachen. Das Schönste ist einfach, dass man direkt bei den Kunden ist – man ist per ‚Du‘, und man kennt einander.“
Für die Rauchfangkehrerin war es bereits nach einer Schnupperlehre klar, dass sie in diesem Beruf Fuß fassen will: „Vorteilhaft waren vor allem für mich die tollen Arbeitszeiten. Das ist zwar nix für Morgenmuffel, weil wir haben um 6.00 Uhr Dienstbeginn – sind dann allerdings etwa um 14.30 Uhr fertig.“

Vom Handwerker zum Techniker
Über die Jahre habe sich das Berufsbild auch stark verändert: „Von den ursprünglichen Kehrarbeiten – so das typische Kaminkehren, Ofen reinigen usw. – ist es inzwischen ein sehr technischer Beruf geworden.“ Dichtheitsprüfungen, Abgasmessungen – oft sitzt man mit verrußtem Gesicht vor Laptop oder Tablet, schildert Knes.
Sendungshinweis:
„Radio Steiermark am Vormittag“, 14.6.2021
Dass die Digitalisierung vor dem Traditionsberuf Rauchfangkehrer nicht Halt gemacht, bestätigt auch Lehrlingsausbilder Harald Haidler: „Wir sind vom klassischen Handwerker mit viel Ruß- und Verbrennungsrückständen zum Techniker geworden. Es sind die Heizgeräte alle mit Regelungen, es ist die Verbrennungsluftsituation zu beobachten, und wir sind wie gesagt vom Handwerker zum Techniker geworden.“ Haidler ist Ausbildungswart in der Steiermark und für die Bildung von Lehrlingen, Gesellen und Meistern zuständig.
Der Rauchfangkehrer als Freigeist
Rauchfangkehrer seien sehr freiheitsliebende Menschen, die sich nicht vorstellen können in der Werkstatt oder am Band zu stehen, „weil sie, wenn sie Gesellen oder Meister sind, alleine draußen bei den Kunden sind. Sie bekommen in der Früh eine Liste in die Hand und gehen den ganzen Tag eigenständig und selbstverantwortlich zu den Kunden“, so Haidler. Auch wichtig sei das technische Verständnis, sagt der Ausbilder, „dass ich mit dem Handwerkszeugs umgehen kann, dass ich mit Laptop, Handy und den Messgeräten umgehen kann.“