Ein Impfpass liegt auf einem Tisch mit angekreuzter Masern-Impfung.
APA/dpa/Marius Becker
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Politik

Masern: Impfpflicht muss vom Bund kommen

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) hat sich am Freitag für eine Masernimpfpflicht ausgesprochen. Diese müsse allerdings bundesweit eingeführt werden. In neun europäischen Ländern gibt es eine solche Pflicht bereits.

Schützenhöfer und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) setzen sich nach den neuesten Masernfällen in der Obersteiermark für eine Masernimpfpflicht ein. Eine solche hatte vor wenigen Tagen auch der steirische Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) gefordert. Eine entsprechende Aufforderung an den Bund gab es in Form eines Landtagsbeschlusses bereits im März.

Drexler sieht Möglichkeiten ausgeschöpft

„Hier ist der Bundesgesetzgeber gefordert. Alles, was wir auf Landesebene tun können – Informationsarbeit, Bewusstseinsbildung und natürlich auch die Impfpflicht für das Personal in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern –, haben wir schon getan“, sah Drexler die Möglichkeiten des Landes ausgeschöpft.

In neun europäischen Ländern ist die Masernimpfung bereits Pflicht, darunter Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Frankreich und Italien. Auch in Deutschland können Eltern ab März nächsten Jahres mit einem Bußgeld von 2.500 Euro belegt werden, wenn sie ihr Kind nicht gegen Masern impfen lassen.

Ärztekammer für strenge Regeln

Die Ärztekammer Steiermark spricht sich seit Jahren für eine Impfpflicht aus. Vizepräsident und Psychiater Dietmar Bayer ist für strenge Regeln und Konsequenzen, zum Schutz aller: „Eine Möglichkeit wäre auf jeden Fall, auf der finanziellen Ebene einzugreifen, dass gewisse Sozialleistungen nicht mehr oder seltener zur Auszahlung kommen. Oder dass Kinder, die ungeimpft sind, keinen Zugang mehr zu Kindergärten bekommen. Das sind schon sehr harte Maßnahmen, aber aus der gesellschaftlichen Sicht muss der Nutzen vor einem möglichen Schaden gesehen werden.“

Elternvertreter gegen Impfpflicht

Für mehr Aufklärung und gegen eine Impfpflicht sprach sich hingegen Michaela Hiden aus, die alle Elternvereine in der Steiermark vertritt. Mit einer Pflicht schaffe man kein Vertrauen, sondern entmündige die Eltern, sagte Hiden. Mediziner geben außerdem zu bedenken, dass auch eine Impfpflicht kein kurzfristiges Heilmittel ist. Es brauche Zeit, bis eine schützende Durchimpfungsrate von 95 Prozent erreicht ist. In den vergangenen drei Jahren habe sich die Zahl der Erkrankten in Österreich verdreifacht.