Ein Flatterband mit der Aufschrift Polizeiabsperrung.
APA/dpa/Patrick Seeger
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Chronik

Gewalt gegen Frauen: Oft Muster erkennbar

Nach dem Mord an einer 34-Jährigen am Sonntag stellt sich einmal mehr die Frage, ob und wie man solche Gewalttaten verhindern kann. Laut Eduard Hamedl vom Männernotruf seien bei solchen Taten oft krankhafte Eifersucht und Besitzdenken im Spiel.

In Großwilfersdorf im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld wurde am Sonntag eine 34-jährige Frau von ihrem Ex-Partner durch mehrere Schüsse getötet. Der Mann wurde noch am Tatort festgenommen; bisher machte der 34-Jährige aber noch keine Angaben – mehr dazu in Frau erschossen: Mutmaßlicher Täter schweigt.

Krankhafte Eifersucht und Besitzdenken

Hamedl, Begründer des Männernotrufs, an den sich Männer in Ausnahmesituationen wenden können, sagte, dass er den aktuellen Fall zwar nicht näher kenne; wenn Männer aber verlassen werden, dann zeige sich jedoch immer wieder ein spezielles Muster: Sie sehen dann ihre gesamte Lebensplanung schwanken, „und vor allem hat das sehr oft mit einer krankhaften Eifersucht zu tun, mit dem Besitzdenken – du gehörst mir, und es soll dich kein anderer Mann besitzen“.

Liebe werde von solchen Männern mit Besitzdenken verwechselt. Zudem spiele das Ego eine wichtige Rolle, sagte Hamedl: „Das Ego, das verletzt wird, diese Kränkung: ‚Ich werde verlassen, ich bin nicht gut genug.‘ Und vor allem, wenn die Frau ganz konkret sagt: ‚Ich kann mit dir nicht zusammenleben, du bist gewalttätig gegen mich, es funktioniert nicht mehr mit uns zwei‘, wenn sie das so klar ausdrückt, dann explodiert der Mann leider wie ein Kochtopf.“

Männernotruf

Der Männernotruf hat die Nummer 0800 246 247 und ist rund um die Uhr, anonym und kostenlos zu erreichen.

Anonymität besonders wichtig

Männer, die zu Gewalt neigen, können sich seit sechs Jahren rund um die Uhr an den Männernotruf wenden – mehr dazu in Sechs Jahre Grazer Männernotruf (8.10.2019). Man verzeichnet rund 2.000 Anrufe pro Jahr, in 70 Prozent der Fälle gehe es um Beziehungsprobleme, sagte Hamedl. Oft würden sich Männer tatsächlich Hilfe beim Männernotruf holen, wenn sie kurz vor einer Gewalttat stehen, und Gewalttaten hätten so schon verhindert werden können, sagte Hamedl.

Wichtig sei, dass Männer über ihre Sorgen anonym reden können: „Die Männer brauchen fast 80 Tage, bis sie mit ihrem Problem wohin gehen, und sie wollen nicht mit ihrem besten Freund oder im Freundeskreis darüber reden. Die Anonymität ist ihnen hier sehr wichtig, weil sie sonst im Freundeskreis zugeben müssten: ‚Ich schaffe das in meiner Beziehung nicht, und das tut weh.‘“

Hamedl wünscht sich noch mehr Unterstützung für den – österreichweit einzigen – Männernotruf: Er solle so bekannt werden wie die Blaulichtorganisationen und eine Kurzrufnummer bekommen.