Pflegeheimbewohnerin im Rollstuhl
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Coronavirus

Pflegeheime werden zu CoV-Hotspots

Die Pflegeheime scheinen zu Hotspots für die Ausbreitung des Coronavirus zu werden. Vor Tagen gab es in Hartberg und Fürstenfeld erste Infektions- und auch Todesfälle. Jetzt ist auch ein privates Pflegeheim in Judendorf-Straßengel zum CoV-Hotspot geworden.

Die großen Träger von Pflegeeinrichtungen – Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe – haben sich am Donnerstag mit einem Hilferuf an Bund und Länder gewandt. Die Anzahl infizierter Heimbewohner steigt; es fehle massiv an Schutzausrüstung und an klaren Richtlinien, wie man mit der Situation umgehen soll, so die Heimbetreiber – mehr dazu in Situation in Pflegeheimen spitzt sich zu (steiermark.ORF.at; 1.4.2020) und in Hilferuf nach Tests und Schutz für Personal (news.ORF.at; 2.4.2020).

Heimbetreiber: „Zufällig draufgekommen“

In der Parkresidenz in Gratwein-Straßengel waren 22 Mitarbeiter mit Stand Donnerstagnachmittag positiv auf Covid 19 getestet, sieben Heimbewohner teils schwer erkrankt. „Wir sind, glaube ich, mit einer kompletten Durchseuchung durch einen zufällig getesteten Coronavirusfall dann einfach draufgekommen und stehen vor einem Scherbenhaufen. Weder die Behörde hat eine Ahnung, wie sie uns helfen soll, noch hatten wir eine Ahnung. Wir hatten nie gedacht, dass wir Corona im Haus haben“, so Heimbetreiber Hannes Schenk.

Lage eskaliert

Mitte März habe er, so Schenk, nach eigenartigen Erkrankungsfällen Mitarbeiter und Heimbewohner testen lassen wollen, das sei abgelehnt worden mit dem Argument, es gäbe ja weder Kontakt zu einem Infizierten noch zu Italien. In den vergangenen Tagen sei die Lage dann eskaliert. In der Pflege habe er derzeit nach behördlichen Absonderungsbescheiden noch drei negativ getestete Mitarbeiter für 17 Bewohner. „Sie leisten Unmenschliches. Da muss man einmal auch der kompletten Pflege Danke sagen“, so Schenk.

Appell: Schnell testen

Was er jetzt am Dringendsten bräuchte, seien Schutzbekleidung und Schutzausrüstung, sagte Schenk. „Was wir vorher gebraucht hätten, das sage ich jetzt so intensiv, nicht, weil es uns jetzt noch etwas bringen würde, sondern weil es all den kleinen Häusern, die es noch gibt, helfen würde, ist: Jetzt schnell testen. Bei ersten kleinen Verdachtsfällen ohne Kontakte zu Positiven. Da kann man noch etwas machen“, so Schenk.

Land: Verlegung nach Kontrolle umgesetzt

Während des Besuchs des ORF-Kamerateams am Donnerstagnachmittag kam es plötzlich zu einem Telefonat: Die Heimbewohner sollen noch am Donnerstag mit der Rettung in sichere Quartiere gebracht werden, hieß es. „Plötzlich“, sagte der Betreiber, „ist Hilfe da“.

Seitens des Landes hieß es in einer Aussendung: Die Verlegung der Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims sei umgesetzt. Zuvor sei im Zuge einer Kontrolle durch Amtssachverständige festgestellt worden, dass die medizinische und pflegerische Versorgung der Bewohnerinnnen und Bewohner nicht im erforderlichen Ausmaß sichergestellt werden kann. „Als vorbeugende Maßnahme und zum Schutz sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heimes wurde vom Land Steiermark in dieser Ausnahmesituation in Zusammenarbeit mit der KAGes und dem Roten Kreuz Steiermark in Anwesenheit von zwei Vertretern des Kriseninterventionsteams die einstweilige Verlegung organisiert“, hieß es. Insgesamt wurden 16 betroffene Personen des Hauses zwischenzeitlich im LKH Graz-West, im Universitätsklinikum Graz und im LKH Hochsteiermark (Standort Leoben) untergebracht.