Seniorin am Telefon
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Coronavirus

Dramatische Umstände im Hospizbereich

Unter schweren Umständen arbeiten in CoV-Zeiten die Mitarbeiter des Hospizverein Steiermark: Viele Menschen sterben jetzt ohne persönliche Begleitung. Der Hospizverein versucht, mit anderen Möglichkeiten für Betroffene und Angehörige dazusein.

Die CoV-Pandemie sorgt in allen Lebensbereichen und Situationen für massive Einschnitte – besonders dramatisch ist die Lage auch für schwer kranke Menschen auf dem letzten Weg in ihrem Leben, denn Sterbebegleitung ist in Zeiten von Corona in der bisherigen Form nicht möglich. Sterbende, ihre Angehörige aber auch Hospizmitarbeiterinnnen und -mitarbeiter gelangen so an die Grenzen des Erträglichen.

„Es ist und bleibt schwierig“

Im Hospizverein Steiermark begleiten knapp 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr rund 4.100 Menschen in der letzten Phase ihres Lebens, jährlich kommen rund 140.000 Stunden an ehrenamtlicher Sterbebegleitung zusammen. Ein persönlicher Kontakt ist jetzt nicht möglich, Menschen sterben ohne professionellen Beistand und ohne ihre Angehörigen je wieder gesehen zu haben.

Dies sei für alle eine schwierige Situation, so Sabine Janouschek, Geschäftsführerin des Hospizverein Steiermark: „Man muss einfach wirklich schauen, was kann ich jetzt – unter den gegebenen Rahmenbedingungen – machen, und sich einfach immer wieder vor Augen führen, ich tue jetzt unter den Möglichkeiten, die ich habe, mein Bestes, aber es ist und bleibt schwer.“

Hospizverein

Das Hospiztelefon hat die Nummer 0676/83298305.

Virtuell Momente schaffen

Um trotzdem eine Begleitung anbieten zu können, hat der Hospizverein Steiermark ein Hospiztelefon eingerichtet, sagt Sabine Janouschek: „Das ist wirklich von Montag bis Sonntag zwischen 8.00 und 16.00 Uhr immer besetzt. Manchmal hilft es schon, wenn man zuhause oder alleine ist, wenn jemand zuhört. Wir versuchen auch zu schauen, gibt es Möglichkeiten, über soziale Medien, also WhatsApp oder Skype – es ist nicht immer möglich, aber in manchen Fällen geht auch das, dass man sich einfach über Video sieht.“

Jeden Mittwoch eine Postkarte

Auch viele Angehörige von schwer kranken oder sterbenden Menschen würden unter der Situation leiden, auch sie finden Hilfe beim Hospizverein, sagt Janouschek. „Dass sie jetzt zum Beispiel nicht auf Besuch kommen können, dass sie auch ein schlechtes Gewissen haben, solche Gespräche habe ich den letzten Wochen einige gehabt. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, das ist eine absolute Ausnahmesituation, und jeder versucht auf seine Art und Weise, sein Bestes zu geben“, so die Geschäftsführerin.

Ist das nicht möglich, gäbe es bewegende Alternativen, weiß Sabine Janouschek von ihren Hospizmitarbeiterinnen und -mitarbeitern: „Ich habe mir jetzt überlegt, eine Postkarte zu schreiben. Dass sie zumindest jeden Mittwoch, wenn ich sonst persönlich da bin, eine Postkarte von mir bekommen.“

Gratwanderung bei Schutz vor Coronavirus

In Österreichs Pflegeheimen steigt die Zahl der Coronavirus-Fälle. Um die weitere Ausbreitung des Erregers zu verhindern, setzen die Einrichtungen auf strenge Regeln. Doch Maßnahmen wie Besuchsverbote erweisen sich als Gratwanderung: Auf der einen Seite steht der Schutz der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner, auf der anderen drohen gerade ältere Menschen noch tiefer in die soziale Isolation zu rutschen – mehr dazu in Pflegeheime werden zu CoV-Hotspots und in Gratwanderung bei Schutz vor Coronavirus (news.ORF.at).