Behandlungszimmer in der Arztpraxis Gattendorf
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Coronavirus

Ärzte: Kritik an Nebenbeschäftigungsverbot

Die Ärztekammer kritisiert das Verbot von Nebenbeschäftigungen für KAGes-Personal bis Ende Mai – sie fordert, dass mit dem Aufarbeiten der verschobenen Behandlungen in den Krankenhäusern auch die Nebenbeschäftigungsverbote aufgehoben werden.

Rund 300 bis 400 Ärzte, die in einem der steirischen Landeskrankenhäuser arbeiten, haben laut Ärztekammer zusätzlich noch eine Wahlarztordination – quer durch alle Bereiche, von Orthopäden und Gynäkologen bis zu Kardiologen. Die Arbeit in den Privatordinationen hat die KAGes vorerst bis Ende Mai untersagt.

„Ein wichtiger Faktor zum Erfolg“

Die Ärztekammer fordert nun, dass das Verbot aufgehoben wird, parallel zum Hochfahren der Behandlungen in den Krankenhäusern – mehr dazu in Spitäler: Langsam zurück zu Normalbetrieb (17.4.2020). „Wichtig ist ein koordiniertes und gesamtheitliches Hochfahren, wenn der CoV-bedingte Rückstau in der Gesundheitsversorgung abgearbeitet und ausgeglichen werden soll. Dabei sind die Wahlärzte ein ganz wichtiger Faktor zum Erfolg, der, wenn er wegfällt, zu einer schlechten Versorgung und Minderversorgung im niedergelassenen Bereich führen wird“, so Ärztekammer-Präsident Herwig Lindner, der betont, dass alle Schutzmaßnahmen natürlich auch in den Wahlarztordinationen eingehalten werden würden.

Ärztekammer: Es geht nicht ums Geld

Ums Geld – also um den Zuverdienst für die Ärzte – gehe es dabei nicht primär, sondern darum, dass die Ärzte ihre Patienten weiter betreuen wollen, heißt es. Vom Nebenbeschäftigungsverbot seien zudem auch andere Berufsgruppen betroffen – etwa Hebammen, so Lindner: Mehr als die Hälfte von ihnen arbeite im Krankenhaus und dürfe nun sonst keine Leistungen anbieten.

KAGes: „Das ist nicht vorgesehen“

Bei der Krankenanstaltengesellschaft KAGes sieht man die Thematik etwas anders: Von 2.400 Ärzten hätten mehr als 1.600 eine bezahlte Nebenbeschäftigung. Das Abarbeiten der vielen tausend verschobenen Termine in den Krankenhäusern habe Priorität, sagt Sprecher Reinhard Marczik: „Bei der KAGes – und das meint in dem Fall auch den überwiegenden Anteil der bei uns beschäftigten Ärzte – sieht man das so, dass natürlich oberste Priorität ist, dass alle Patienten unserer Spitäler, deren Termine verschoben wurden, dass der schon angesetzte Eingriff oder die schon angesetzte Behandlung vorgenommen wird, dass diese Menschen nun endlich ihre Behandlung bekommen.“

Zur Frage, ob das Nebenbeschäftigungsverbot, wie das die Ärztekammer fordert, aufgehoben wird, sagt Marzcik: „Das ist nicht vorgesehen.“