Apres Ski Lokal innen
ORF
ORF
Coronavirus

222 Lokalgäste nach CoV-Fall in Graz gesucht

Ein an Covid-19 erkrankter Gast, der in einem Grazer Club unterwegs war, hält derzeit die Gesundheitsbehörden auf Trab: Seit Bekanntwerden des Falls gilt es, mehr als 220 Lokalgäste ausfindig zu machen.

Montagabend stellte sich über das so genannte Contact-Tracing des Grazer Gesundheitsamts heraus, dass eine mit dem Coronavirus infizierte Person in einem Grazer Nachtclub zu Gast war. Der Lokalbesuch selbst lag zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Tage zurück.

Mehr als 220 mögliche Kontaktpersonen

Für die Grazer Gesundheitsbehörden hat damit ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen: Auf Hochtouren wird daran gearbeitet, alle Personen ausfindig zu machen, die den betroffenen Grazer Club vorige Woche am selben Tag wie die infizierte Person besucht haben.

Dieser Personenkreis ist groß, bestätigt Eva Winter vom Gesundheitsamt der Stadt Graz: „Durch eine einzige Person haben wir dort wirklich über 200 Kontaktpersonen – ich glaube sogar 222 Gäste –, und dann kommen natürlich noch Mitarbeiter dazu. Wir versuchen intensiv, möglichst viele davon rasch telefonisch zu erreichen, und das ist natürlich ein sehr schwieriges Unterfangen, bis man wirklich jeden am Telefon hat und man genau abklären kann, ob er tatsächlich dort war, ob ein relevanter Kontakt stattgefunden hat.“

Anwesenheitslisten teils fehlerhaft

Zwar wurden im betroffenen Grazer Club Anwesenheitslisten geführt, doch die Listen seien fehlerhaft, sagt Winter: „Auf diese Anwesenheitslisten sind wir absolut angewiesen, weil ohne diese hätten wir ja nicht die geringste Chance, irgendeinen Fall rückzuverfolgen. Diese Anwesenheitslisten haben natürlich auch ihre Tücken: Es stimmen nicht alle Email-Adressen, es stimmen bei Gott nicht alle Handynummern – das erschwert uns die Arbeit, und so werden wir es auch schwer haben, wirklich 100 Prozent der Beteiligten zu erreichen.“ Bis Dienstagnachmittag konnten immerhin bereits mehr als die Hälfte der Gesuchten erreicht werden.

Datenschutzpanne bei Kontaktaufnahme

In der Eile unterlief dem Grazer Gesundheitsamt aber auch ein Fehler: Das E-Mail über die Warnung sei so verschickt worden, dass die E-Mail-Adressen für alle EmpfängerInnen sichtbar waren, so die Leiterin des Grazer Gesundheitsamtes Eva Winter. Die Panne sei versehentlich passiert, die Behörden würden sie bedauern und haben sich bei den Betroffenen entschuldigt. Die Datenschutzbehörde sei gesetzesgemäß darüber informiert worden, des Weiteren erhielten die Betroffenen ein Schreiben und zudem werden sie auch telefonisch kontaktiert; auch wurden alle Mitarbeiter des Gesundheitsamtes um erhöhte Aufmerksamkeit beim Versand von E-Mails ersucht.

Hans Zeger, Obamnn der ARGE Daten, hält die Vorgehensweise für mehr als fragwürdig: „Dieses Email enthält letztlich eine gesundheitsbezogene Aussage, nämlich: ‚Ich bin ein Corona-Verdächtiger‘ und das ist absolut unzulässig, dass das Dritte wissen.“ Zeger empfiehlt den Betroffenen, Schadenersatz einzufordern.

Quarantäne und Tests als weitere Maßnahme

Besorgniserregend sei laut Winter, dass die Ansteckungsgefahr gerade in Clubs besonders hoch sei, da es meist relativ eng ist und auch Alkohol getrunken wird, was die Vorsicht schwinden lasse. So könne es durchaus sein, dass dieser Fall noch weitere Fälle nach sich ziehe, so Winter: „Natürlich haben wir diese Sorge, deshalb versuchen wir jetzt auch krampfhaft, möglichst viele zu erreichen. Es folgt natürlich auch eine behördliche Maßnahme, das heißt, die werden unter Quarantäne gesetzt und wir werden Testungen veranlassen, um Ansteckungen aufzudecken.“ Wo sich der am Coronavirus erkrankte Gast selbst angesteckt hat, ist noch unklar.

Die vollen Nachtlokale in Graz und die teils zu langen Öffnungszeiten haben bereits in den verangenen Wochen verstärkt die Kontrollbehörden der Stadt Graz auf den Plan gerufen – mehr dazu in Graz reagiert auf Umgehung der Sperrstunde (18.8.2020).