LKH Bad Aussee
APA/BARBARA GINDL
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Politik

Rechnungshof zerpflückt LKH Bad Aussee

Die Pläne für das geplante zentrale Leitspital im Bezirk Liezen haben nun auch Rückenwind vom Landesrechnungshof bekommen: Ein aktueller Prüfbericht hält demnach den Krankenhausbetrieb im bestehenden Bad Aussee für ineffizient.

Geprüft wurde der Krankenanstaltenverbund Rottenmann-Bad Aussee im Zeitraum von 1. Jänner 2015 bis 31. Dezember 2018; es wurde dabei auch Bezug auf den weiter zurückliegenden Neubau des Spitals in Bad Aussee genommen, der 2013 fertiggestellt worden war. Schon dieser Bau sei aus Sicht des Landesrechnungshofes (LRH) nicht nachvollziehbar gewesen: Damals bereits vorgeschlagene Empfehlungen sei man nicht nachgekommen, nun müsse der komplette Bau in Frage gestellt werden, so die Kritik.

„Rückläufige Leistungsdaten und höhere Kosten“

Der Bericht über den 2010 eingegangenen Verbund zeige laut LRH ein ähnliches Bild wie jener über das Schladminger Diakonissenkrankenhaus aus dem Jahr 2019 – mehr dazu in Verheerende RH-Kritik an Spital Schladming (23.8.2019): „Die Leistungsdaten sind rückläufig, gleichzeitig liegen die Kosten pro Patient bzw. pro Belagstag deutlich über dem KAGes-Schnitt (Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft, Anm.).“ Zusätzlich warnten die Prüfer vor einem eklatanten Fachärztemangel, der sich bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen weiter verschärfen werde.

Schon seit Jahren könne der Verbund genehmigte Ärzte-Dienstposten nicht besetzen. Zwar behelfe man sich mit Konsiliarverträgen mit niedergelassenen oder pensionierten Fachärzten sowie mit zusätzlichen Diensten durch Primarärzte, die nicht unter die Einschränkungen des Arbeitszeitgesetzes fallen – dennoch seien im Prüfzeitraum 2015 bis 2018 immer wieder die gesetzlich zulässigen Höchstarbeitszeiten überschritten worden.

Zusammenführung noch vor Leitspital-Bau empfohlen

„Die angespannte personelle Situation bei der Ärzteschaft hat insbesondere Auswirkungen auf die chirurgische Vollversorgung, die aus Sicht des LRH an beiden Standorten parallel nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Deshalb wird empfohlen, die Allgemein- und Viszeralchirurgie als Übergangslösung am Standort Rottenmann zu zentralisieren, bis das geplante Leitspital im Bezirk Liezen umgesetzt ist.“

Ähnliches gelte auch für die geburtshilflich-gynäkologische Versorgung an den Krankenhäusern Schladming und Rottenmann. „Der Betrieb eines Krankenhauses ist nicht primär aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilen. In erster Linie geht es uns um eine hohe Behandlungsqualität, gepaart mit einer hohen Patientensicherheit“, so LRH-Direktor Heinz Drobesch.

Geringe Auslastung

Im vierjährigen Prüfzeitraum gingen innerhalb des Verbundes die Aufnahmen und Belagstage um rund 6,5 Prozent zurück. Diese rückläufigen Leistungsdaten hätten auch eine geringe Auslastung zur Folge: So lag die Bettenauslastung 2019 mit 66,85 Prozent deutlich unter der Soll-Auslastung von 85 Prozent und jener der gesamten KAGes mit 73,82 Prozent. Auch die OP-Auslastung blieb mit 63,87 Prozent laut LRH weit hinter dem KAGes-Gesamtwert von 93,13 Prozent zurück. Überhaupt sei im internen Vergleich der Betrieb des Standortes Bad Aussee sowohl aus ökonomischen Aspekten als auch aus Versorgungssicht weniger effizient als jener in Rottenmann.

Unterschiedliche Interpretationen

Der Bericht wurde am Donnerstag von den Parteien unterschiedlich interpretiert: Die Landesregierung sieht ihn als eindeutige Stärkung ihrer Spitalsstrategie. „Der Rechnungshofbericht zeigt eben einmal mehr, dass wir mit der Reform der Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen den richtigen Weg gehen – der Rechnungshofbericht, aber auch schon jener vom Vorjahr vom LKH Schladming bestätigen, dass das Leitspital notwendig ist und ohne Leitspital eine hochwertige Versorgung auch nicht mehr gewährleistet werden kann“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).

Anders sehen das die Freiheitlichen: Deren Gesundheitssprecher Marco Triller fordert die Landesregierung neuerlich dazu auf, kein Zentralspital in Liezen zu errichten, sondern die bestehenden Standorte fachlich aufzuwerten. In den, wie Triller formuliert, „Aufwertungsprozess“ der Spitäler sollte die Kritik des Landesrechnungshofs aber einfließen. Die Grünen wiederum sehen im Rechnungshofbericht ihre Kritik an der Gesundheitspolitik im Ennstal bestätigt: Jetzt sei ein Neustart gefordert, um die Versorgung sicher zu stellen, sagt der Grüne Gesundheitssprecher Georg Schwarzl.