Mann schlägt Frau, Gewalt, Frauen
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Chronik

Sexuelle Diskriminierung nimmt stark zu

Die steirische Antidiskriminierungsstelle verzeichnet eine deutliche Zunahme sexueller Diskriminierungen. Die meisten Diskriminierungen erfolgen nach wie vor auf Grund von Herkunft, Religion oder Alter.

712 Anfragen wegen mutmaßlicher Diskriminierungen gingen im Vorjahr bei der Antidiskriminierungsstelle Steiermark ein – in 540 Fällen war es notwendig, auch einzuschreiten. Bei mehr als der Hälfte der Fälle ging es um eine Benachteiligung wegen der ethnischen Herkunft (37,96 Prozent), der Religion (14,63 Prozent) oder dem Alter (10,37 Prozent) – in diesen Bereichen sind die Anzeigen seit Jahren konstant hoch.

Fälle sexueller Diskriminierung fast verdoppelt

Besonders auffällig war zuletzt dagegen der Anstieg von Diskriminierungen aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität: Hier haben sich die Fälle im Vorjahr auf nunmehr 6,11 Prozent beinahe verdoppelt, „vor allem was die Diskriminierung von Transgender-Personen betrifft“, bestätigte die Leiterin der Servicestelle, Daniela Grabovac, bei der Präsentation des Jahresberichts 2019 am Mittwoch.

Präsentation Antidiskriminierungsbericht 2019
Peter Dreschler
Stadtrat Kurt Hohensinner, Landesrätin Doris Kampus, Daniela Grabovac und Künstler Tom Lohner bei der Präsentation des aktuellen Berichts

Bürokratische Hürden und sexuelle Übergriffe

„Die Fälle haben eine bedenkliche Dimension erreicht – auch was die sexualisierte Gewalt in der Öffentlichkeit betrifft. Und die Dunkelziffer ist vermutlich um einiges höher“, führte Grabovac weiter aus. Berichtet wurde von bürokratischen Hürden für Transgender-Personen bei Aufenthalten in Gesundheitseinrichtungen bis hin zu sexuellen Übergriffen und Gewalt im öffentlichen Raum.

Grabovac hält eine umfassende Aufklärungsarbeit für notwendig. „Wir brauchen als Gesellschaft eine andere Denk- und Handlungsweise, Menschen in ihrer Einzigartigkeit und Vielfältigkeit zu verstehen, und dies sollte schon im Kleinen beginnen.“ Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es, bereits in den Schulen, im Rahmen von Sexualkundestunden, über Diskriminierung und Transphobie aufzuklären und die Schülerinnen und Schüler damit zu sensibilisieren, hält diesbezüglich auch der Bericht fest.

Öffentlicher Raum und Internet als Tatort

Der Tatort für Diskriminierungen ist sowohl der öffentliche Raum als auch das Internet – so gingen im Jahr 2019 auch 1.826 Meldungen über „BanHate“, einer mobilen App, mit der Hasspostings auf sozialen Netzwerken plattformunabhängig gemeldet werden können. „Wir werten diese Hasspostings aus und leiten diese an die zuständigen Behörden weiter“, erklärte Grabovac. „Wir brauchen eine staatlich unabhängige Stelle, die sich dieser Fälle annimmt“, betonte Sozial-und Integrationslandesrätin Doris Kampus (SPÖ).

Der Grazer Bildungs- und Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) zeigte sich auch über die Entwicklung, die sich offline abspielt, besorgt und sprach unter anderem konkret die Anschläge gegen die Grazer Synagoge im August diese Jahres an – mehr dazu in Synagogen-Angriff: Verdächtiger geständig (24.8.2020).

In Graz werde man daher vor allem im Bildungsbereich ansetzen, um dem Antisemitismus schon früh den Nährboden zu entziehen. In den kommenden Wochen werde man das um 180.000 Euro geschnürte Präventionskonzept präsentieren, kündigte der Stadtrat an.