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Coronavirus

Schulen: Gemeinden kritisieren Ministerium

Seit zwei Wochen werden alle Schüler per Distance Learning unterrichtet. Am 7. Dezember soll es dann aus heutiger Sicht wieder zurück in die Klassenzimmer gehen – oder in Ausweichgebäude. Eine entsprechende Bitte des Ministeriums erntet von Gemeinden Kritik.

Alle Gemeinden sollen in Zusammenarbeit mit den Schulen Coronavirus-sichere, dezentrale Ausweichquartiere melden. Die Vision des Bildungsministeriums ist offenbar, dass nicht alle Schüler gleichzeitig in das Schulgebäude drängen, wenn die Schulen wieder Regelunterricht anbieten, sondern in verschiedenen Räumlichkeiten vom Lehrpersonal empfangen werden. Dies können beispielsweise Festsäle, Büchereien und auch Sporthallen sein.

Städtebund: „Wunsch an das Christkind“

Wie berichtet hat sich das Bildungsministerium per Brief an die Gemeinden gewandt. In Trofaiach hat dieser Brief bei Bürgermeister Mario Abel (SPÖ) für Kopfschütteln gesorgt – weil das ohnehin schon seit dem 1. Lockdown passiere: „Das jetzt den Gemeinden auf diese Art und Weise wieder umzuhängen, ist aus meiner Sicht schon ein starkes Stück. Eigentlich wäre es ja so, dass die Bundesregierung jetzt den Gemeinden helfen soll. Und dass übersehen wird, dass wir das seit dem Frühjahr in einer sehr hohen Qualität schon durchführen, das erstaunt mich schon sehr.“

Kurt Wallner (SPÖ), Vorsitzender des Städtebundes Steiermark, spricht von nicht praxistauglichen Forderungen: „Das ist leider ein Wunsch an das Christkind. Bei den meisten Schulen ist in unmittelbarer Nähe diese leerstehende, sofort zur Verfügung stehende Infrastruktur nicht vorhanden. Die Städte und der Städtebund werden sich einer gemeinsamen Lösung mit Sicherheit nicht verschließen, sie muss aber praxistauglich sein.“

Organisatorische Schwierigkeiten für Schulen

Als sehr problematisch sieht den Vorschlag der Direktor des Gymnasiums in Leibnitz, Josef Wieser: „Ich habe ja in Summe 1.300 Schüler. Es ist sicher ein Problem, da ja der Stundenplan aufrecht bleibt, wie soll das administrativ über die Bühne gehen?“ Die HTL Bulme in Graz-Gösting ist die zweitgrößte Schule Österreichs. Direktor Günther Greier müsste nach eigenen Angaben 265 Lehrkräfte und 2.300 Jugendliche koordinieren: „Unser Unterricht ist größtenteils in Zwei-Stunden-Blöcken organisiert. Das heißt, im Schnitt gibt es alle zwei Stunden einen Lehrerwechsel.“

Elternvertreter: „Alles besser als jetzt“

Wer vom Präsenzunterricht ab 7. Dezember profitieren würde, wären die Schülerinnen und Schüler, meint die Präsidentin des steirischen Elternverbandes, Ilse Schmid. Alles sei besser, als die Situation jetzt: „Es ist pro Kind ein Raum und ein Computer blockiert, was nicht unerheblich ist, wenn es mehrere Kinder gibt und nicht so viele Räume und vielleicht auch noch Homeoffice.“

Wenn es die Coronavirus-Zahlen zulassen, soll es also am 7. Dezember wieder eine Rückkehr in die Schulen geben. Den Fahrplan dazu wird Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kommende Woche bekanntgeben. Ob es sich um einen Schichtbetrieb wie im Frühjahr handeln wird oder ob zumindest in einigen Gemeinden Ausweichquartiere genützt werden können, ist derzeit noch nicht klar.