Krankenhaus Station
ORF
ORF
Coronavirus

KAGes befürchtet wieder mehr Neuinfizierte

Die am Mittwoch präsentierten Lockerungsmaßnahmen sorgen nicht nur für Freude – auch die Auslastung der Spitalsbetten gibt wenig Grund zum Optimismus. Entsprechend kritisch reagiert man im Spitalsbereich auf die Ankündigungen.

Die Regierungsspitze hat am Mittwoch die Regeln für die Zeit nach dem Lockdown präsentiert: Die Ausgangsbeschränkungen bleiben bis Weihnachten aufrecht, dann werden sie gelockert. Der Handel sperrt wie erwartet auf – auch Friseure und andere körpernah tätige Berufe können aufsperren. Die Öffnung der Schulen ist etwas restriktiver als vorab berichtet. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) appellierte an die Bevölkerung, weiter „gemeinsam an einem Strang“ zu ziehen – mehr dazu in Lockerungen und Verschärfungen (news.ORF.at) und in Steirische Reaktionen auf Lockdown neu.

„Steigerung des Risikopotenzials“

Man habe größtes Verständnis für den Wunsch, vor Weihnachten den Handel wieder zu öffnen und Freunde zumindest eingeschränkt wieder treffen zu dürfen – doch bei der KAGes wird befürchtet, dass die Lockerungen einen erneuten Anstieg der Neuinfektionen bringen könnten und damit auch wieder zusätzliche Patienten in den Krankenhäusern.

Dabei hätte das Spitalspersonal dringend etwas Erholung nötig, meint KAGes-Sprecher Reinhard Marczik: „Ich bitte um Verständnis, dass wir von der KAGes in erster Linie die Gesundheit der Menschen und auch die Leistungsfähigkeit unseres Personals im Blick haben müssen. Aus diesem Grund sind für uns alle Lockerungen eine Steigerung des Risikopotenzials. Unser Personal ist großteils wirklich schon an den Grenzen. Für viele geht es ja schon seit neun Monaten durch mit der Behandlung von Isolationspatienten.“

Angespannte Lage auf Intensivstationen

Laut Philipp Metnitz, dem Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin am Uni-Klinikum, werden in Graz derzeit hauptsächlich Erwachsene im Alter von 40 bis 70 Jahren intensivmedizinisch betreut; besonders häufig seien es Männer um die 60.

Während die Gesamtzahl der Covid-Kranken sinkt, zeige sich dieser Trend auf den Intensivstationen noch nicht, so Metnitz: "Auf den Intensivstationen ist die Situation noch unverändert angespannt – es sind noch in etwa gleich viele Patienten an den Intensivstationen wie letzte Woche.“

Andere Patienten müssen warten

Metnitz wies auch erneut darauf hin, dass aufgrund der Corona-Erkrankten andere Patienten mit ihren Behandlungen warten müssen: „Wir sind insgesamt in einer Situation, die uns noch ermöglicht zu arbeiten, aber natürlich sind wir rundherum eingeschränkt und würden gerne wieder mehr Leistung anbieten. Dementsprechend wäre es für uns schon sehr wichtig, dass die derzeit wirklich angespannte Situation sich deutlich entspannt", so Metnitz.