Ruine Gösting
APA/ANDREAS STANGL
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Chronik

Nach Mauereinsturz: Ruine Gösting gesperrt

Die Ruine Gösting in Graz ist nach einem teilweisen Einsturz eines Stücks der inneren Ringmauer für Spaziergänger vollkommen gesperrt – und wird es voraussichtlich auch noch Monate bleiben.

Nachdem am Abend des 27. Dezember der Mauer-Abbruch von Spaziergängern gemeldet worden war, rückte die Feuerwehr aus und brachte gemeinsam mit dem Eigentümer, dem Grazer Geschäftsmann Hubert Auer, die Sperre an.

Ruine Gösting
APA/ANDREAS STANGL

Der innere Bereich der Burgruine war von Auer bereits vergangenes Jahr abgeriegelt worden, nachdem die Burgtaverne den Betrieb einstellen musste. Nach dem Tod der bisherigen Wirtin im Herbst wird nun zwischen der Stadt Graz und dem Ruinenbesitzer eine Lösung gesucht; ein konkretes Angebot hat Auer nach eigener Aussage von der Stadt bisher nicht erhalten – mehr dazu in Ruine Gösting: Weiter ungewisse Zukunft (27.11.2020).

Bundesdenkmalamt und Baubehörde wollen in den kommenden Wochen mithilfe eines Sachverständigen abklären, ob eine Wiederherstellung des betroffenen Mauerteils überhaupt möglich ist oder ob womöglich noch weitere Teile abgerissen werden müssen, um die Sicherheit von Spaziergängern und möglichen zukünftigen Gästen einer neuen Gastronomie auf der Ruine nicht zu gefährden. Für die Bewirtschaftung der seit vergangenem Frühjahr geschlossenen Taverne gibt es dem Vernehmen nach mittlerweile eine Interessentin.

Maßnahmen erst nach Frostperiode

Konkrete Reparatur- oder Abbruchmaßnahmen an der Burgruine können nach Auskunft von Christian Brugger, dem Leiter des Bundesdenkmalamts in der Steiermark, jedenfalls kaum vor Ende der Frostperiode stattfinden. Bis dahin will die Baubehörde regelmäßig – laut deren Leiterin Doris Jurschitsch einmal pro Woche – kontrollieren, ob die Absperrungen auch weiterhin ausreichend sind.

Der Burgverein Gösting, der sich bis zum Zerwürfnis mit dem jetzigen Eigentümer seit 1925 um Erhaltung und Restaurierung der historischen Burgruine gekümmert hatte, warf Auer immer wieder vor, notwendige Reparaturarbeiten an dem rund 900 Jahre alten Mauerwerk zu vernachlässigen bzw. nicht fachgerecht durchgeführt zu haben.

Langjähriger Streit Besitzer – Burgverein

Burgvereinsobmann Sepp Stiger verweist auf einen Mitgliederbrief des Vereins aus dem Jahr 2011 und auf diverse Zeitungsberichte, in dem mehrere schadhafte Stellen der Burg dokumentiert sind, die der Eigentümer bis heute nicht repariert habe. Der Einsturz an jener Stelle, wo nun Steine herabgefallen sind, sei hingegen überraschend gekommen. „Möglicherweise hat da das kroatische Erdbeben mitgespielt“, vermutet der Obmann.

Besitzer Auer wies die Kritik des Burgvereins zurück: „Wir haben schon einiges getan“, sagt er gegenüber der APA im Hinblick auf die fraglichen Erhaltungsmaßnahmen. Der Burgverein, der nebenbei über gar keine Burg verfüge, sei eben massiv gegen ihn.

Stiger hingegen betont, der Verein sei stets um ein einvernehmliches Verhältnis mit dem Eigentümer bemüht gewesen, von diesem aber jedes Mal vertröstet oder mit einem Anwaltsbrief abgewiesen worden. Auer mache sich zwar über den Burgverein lustig, lasse aber außer Acht, dass es ausschließlich das Verdienst des Burgvereines Gösting sei, dass die Burg überhaupt noch existiert: „Ohne den fast hundertjährigen Einsatz des Vereins hätte Auer zusammen mit der großen Göstinger Liegenschaft tatsächlich nur mehr einen großen Geröllhaufen statt eines Baudenkmals erwerben können.“