AstraZeneca-Impfstoff
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Coronavirus

AstraZeneca-Impfung: Hunderte Abmeldungen

Die AstraZeneca-Diskussion hat bei den bevorstehenden CoV-Schutzimpfungen für Angehörige von Schwangeren offenbar zu Hunderten Abmeldungen geführt. Mit ein Grund dürfte aber auch die Ankündigung gewesen sein, dass nun genauer kontrolliert wird.

Am Donnerstag setzte Dänemark vorerst die Verimpfung des CoV-Vakzins des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca aus, und auch Norwegen, Island und Bulgarien entschieden sich in der Folge für einen vorläufigen Stopp. Am Freitag wiederum wurde bekannt, dass der AstraZeneca-Impfstoff nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) schwere allergische Reaktionen auslösen kann – mehr dazu in Schwere Allergie mögliche Nebenwirkung (news.ORF.at).

Nutzen eindeutig belegt

Allerdings gab die EMA keine Empfehlung ab, ob weitergeimpft werden soll oder nicht. Die Weltgesundheitsorganisatio (WHO) betonte ebenfalls am Freitag, dass es keinen Grund gebe, AstraZeneca nicht zu verwenden, und auch in Österreich wird der Impfstoff von AstraZeneca weiter eingesetzt – mehr dazu in Österreich hält an AstraZeneca-Impfstoff fest (news.ORF.at). Das gelte auch für die Steiermark: Der Nutzen des Impfstoffs sei eindeutig belegt, hieß es.

Auch die Stellungnahme des nationalen Impfgremiums würde für eine Verwendung von AstraZeneca sprechen, so der steirische Impfkoordinator Michael Koren: „Da geht ganz klar hervor, dass es keinen zeitlichen Zusammenhang mit den Covid-Impfungen und den aufgetretenen Ereignissen in Österreich gibt, und deshalb ist auch hier klar die Empfehlung, dass die Bevölkerung weiterhin mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden soll.“

Bogner-Strauß: „Hintergrund-Inzidenz“

Dass der Impfstoff in Österreich nach den thromboembolischen Fällen weiter verimpft wird, erklärt die Gesundheitslandesrätin Julinae Bogner-Strauß (ÖVP) mit wissenschaftlichen Empfehlungen: „Man weiß ganz genau, es gibt so und so viele thromboembolische Fälle in der Bevölkerung, das ist sozusagen die Hintergrund-Inzidenz. Wenn man jetzt geimpfte und nicht geimpfte Personen vergleicht, so treten diese Fälle nicht vermehrt auf, und das war die Entscheidungsgrundlage dafür zu sagen, alle Covid-Schutzimpfungen, die von der EMA zugelassen sind, werden weiterhin empfohlen.“

Gruppenimpfungen stehen an

Bis zum Ende nächster Woche haben knapp 30.000 Menschen in der Steiermark bei Gruppenimpfungen einen Termin – und zwar Begleitpersonen von Schwangeren, Menschen in Behindertenbetreuungseinrichtungen und Personal aus dem Bildungsbereich; mehr als 90 Prozent von ihnen werden mit AstraZeneca geimpft.

Am Donnerstag meldeten sich rund 600 Personen von über 6.000 Angemeldeten wieder ab – unklar ist aber, ob aus Sorge wegen möglicher Nebenwirkungen oder schlechtem Gewissen: Ein ungewöhnliches Problem hat man nämlich offensichtlich mit Menschen, die gar keine Kontaktpersonen sind und sich Impfungen erschwindeln wollen.

Termin verschiebt sich

Wer seinen Gruppentermin jetzt nicht wahrnimmt, dessen Termin verschiebt sich dann in den Zeitraum, in dem er vom Alter her planmäßig drankommt.

„Die AstraZeneca-Meldung aus Dänemark wird einige davon abhalten, aber die Abmeldungen könnten auch den Grund haben, dass es Schwindler gibt. Im System gibt es Leute, die sich angemeldet haben, obwohl sie nicht enge Kontaktpersonen sind, und nachdem wir gesagt haben, dass wir Nachweise verlangen, könnte auch das ein Grund sein für diese Abmeldungen“, so der stellvertretende Landesamtsdirektor Wolfgang Wlattnig.

„Mein Hund ist schwanger“

Wer zur Impfung für Kontaktpersonen kommt, muss seine Angaben mit einer Unterschrift bestätigen – sind die Angaben aber unglaubwürdig, werden die mutmaßlichen Impfdrängler auch weggeschickt. „Da gab es die absurdesten Fälle: Jemand sagte etwa, dass sein Hund schwanger ist“, so Harald Eitner, zuständig für die Impfstraßen in der Steiermark.

Große Verunsicherung

Nach dem Impfstopp für AstraZeneca in mehreren europäischen Ländern ist die Verunsicherung groß. Dennoch haben in der Steiermark am Freitag die Impfungen für Begleitpersonen von Schwangeren begonnen.

Die Steiermark holt auf

Am Freitag wurde auch betont, dass man schneller impfen könnte, aber immer noch Impfstoffmangel herrscht: „Wir haben – nach unserem Stand – über 120.000 Impfdosen verimpft“, so Impfkoordinator Koren. Fast 35.000 Dosen davon sind auch schon Zweitimpfungen – und so ist bei etwa 200 der 223 steirischen Pflegeheimen auch die Runde mit den Zweitimpfungen bereits abgeschlossen.

Die EU kann in nächster Zeit nicht mit Lieferungen des AstraZeneca-Impfstoffs aus den USA rechnen. „Die USA haben uns mitgeteilt, dass sie auf keinen Fall AstraZeneca-Impfungen an die EU ausliefern werden“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen in die Verhandlungen involvierten Beamten. Im Kampf gegen den Impfstoffmangel bahnt sich somit ein weiterer Rückschlag für Europa an – mehr dazu in Keine AstraZeneca-Impfstofflieferung aus USA an EU (news.ORF.at)

Vierter Impfstoff zugelassen

Am Donnerstag wurde unterdessen ein vierter CoV-Impfstoff zugelassen – und von dem Vakzin des Herstellers Johnson & Johnson wird einiges erwartet: Es soll die Impfkampagne nicht nur beschleunigen, sondern auch deutlich einfacher machen – mehr dazu in Johnson-&-Johnson-Impfstoff zugelassen und in Grünes Licht für Impfstoff in Europa (news.ORF.at).