Koralmtunnel
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Verkehr

Koralmtunnel: Zehn Jahre seit Baubeginn

Am 28. März 2011 ist in der Weststeiermark die größte Baustelle Österreichs eröffnet worden: Bei Deutschlandsberg begann der Bau des Koralmtunnels – ein Rück- und Ausblick.

Es war ein ganz besonderer Tag nicht nur für die Steiermark: Mit dem Start der Bauarbeiten beim längsten Koralmtunnel-Abschnitt wurde vor exakt zehn Jahren die größte Baustelle Österreichs offiziell eröffnet: Der 33 Kilometer lange Tunnel soll zum Herzstück der insgesamt 130 Kilometer langen Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt werden.

Renate Rosbaud im „Steiermark heute“-Gespräch mit dem Projektleiter der Koralmbahn, Klaus Schneider.

„Ein historischer Tag“

Die Verantwortlichen in Politik und ÖBB gaben sich bei der Eröffnungsfeier fast euphorisch. Der damalige Landeshauptmann Franz Voves von der SPÖ unterstrich: „Das bedeutet 170 Millionen Euro Wertschöpfung mehr in der Steiermark und auf Zeit ca. 70.000 bis 80.000 Arbeitsplätze mehr, wenn Koralm und Semmering realisiert sind. Es ist ein historischer Tag.“

Koralmtunnel Spatenstich
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Spatenstich am 28. März 2011 – für Politik und ÖBB ein „historischer Tag“.

Von der „Renaissance des Eisenbahnfahrens“ sprach unterdessen der damalige ÖBB-Vorstandsvorsitzende Christian Kern: „Was wir uns erwarten, ist, dass wir hier einen massiven Fahrgastzuwachs erleben werden.“ Immerhin sollen nach Fertigstellung bis zu 200 Züge täglich durch den Koralmtunnel fahren, hieß es bei der Eröffnung.

Heftige Debatten

Im Vorfeld war jahrelang heftig über den Tunnel debattiert worden. Der Plan für das Projekt stammt noch aus der Zeit der schwarz-blauen-Bundesregierung, Streitpunkt waren dann die Kosten und bald stand der Bau an der Kippe.

Koralmtunnel
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Von unterschiedlichsten Seiten wurde ein Stopp des Projekts gefordert.

In der Pressestunde vom 17. Oktober 2010 etwa forderte der damalige Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Karl Aiginger einen Projekt-Stopp: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – und das ist in dem Fall richtig. Der Tunnel wurde gebaut, weil es ein Abkommen mit Kärnten war. Es ist also ein schwarz-blauer Gedächtnisstollen, wenn Sie so wollen.“

Am Tag des offiziellen Baustarts waren solche Wortmeldungen kein Thema mehr: Mehr Jobs, Wirtschaftswachstum und eine neue europäische Perspektive nicht nur für die Bahn, sondern für die gesamte Region, werden seither immer wieder ins Treffen geführt. Am 14. August 2018 erfolgte der Tunneldurchschlag, Mitte des heurigen Jahres beginnt man auf steirischer Seite mit der bahntechnischen Ausrüstung.

In 45 Minuten von Graz nach Klagenfurt

Auch abseits des Tunnels nimmt die Koralmbahn immer konkretere Formen an: Bei Groß-St. Florian entsteht mit dem „Bahnhof Weststeiermark“ eine neue Verkehrs-Drehscheibe mit neun Gleisen und 400 Park and Ride-Plätzen – derzeit wird hier an den Oberleitungen gebaut.

Koralmbahn: Groß St. Florian
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Bei Groß-St. Florian entsteht eine neue Verkehrs-Drehscheibe.

Der letzte große Roh-Bauabschnitt der Koralmbahn ist zwischen Feldkirchen und Weitendorf: Zwölf neue Brücken, eine Unterflurtrasse und eine 13 Kilometer lange Neubaustrecke sind in Arbeit. Ist alles fertig, soll Klagenfurt von Graz aus so schnell erreichbar sein wie noch nie: 45 Minuten soll die Reise von einer Landeshauptstadt zur anderen per Bahn dann dauern.