Andrea Vilter
Salzburger Festspiele/Dominik Harborth
Salzburger Festspiele/Dominik Harborth
Kultur

Andrea Vilter wird Schauspielhaus-Intendantin

Neue Intendantin am Grazer Schauspielhaus wird Andrea Vilter. Damit folgt erneut eine Deutsche in diesem Amt – Iris Laufenberg wird Graz ja am Ende der Saison 2022/23 verlassen und die Leitung des Deutschen Theaters in Berlin übernehmen.

Die 55-jährige Vilter ist derzeit Dramaturgie-Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sie wurde aus fünf Bewerberinnen und Bewerbern der Endrunde ausgewählt, die es beim Hearing auf die Shortlist geschafft hatten – mehr dazu in Oper und Schauspielhaus Graz suchen neue Chefs.

Kennt praktische und theoretische Seite des Betriebs

Mit Andrea Vilter entschied man sich für eine Führungsfigur, die als stete Grenzgängerin den Theaterbetrieb aus der praktischen wie der theoretischen Seite wie ihre Westentasche kennt: Schließlich kann Vilter nicht nur auf verschiedene Positionen an Theaterhäusern zurückblicken, sondern ist seit einigen Jahren auch Dramaturgieprofessorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

Geboren wurde sie 1966 in Köln. Sie studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Mainz und Berlin und war bereits während dieser Zeit in diversen Funktionen an mehreren deutschen Theatern tätig. Allerdings beließ es die Kölnerin nicht bei der Tätigkeit an etablierten Institutionen, war sie doch eine der Hauptproponentinnen der zu dieser Zeit neu gegründeten Studiobühne an der Freien Universität Berlin. Nachdem sie hier als Dramaturgin und Regisseurin von sich reden machte, übernahm sie 1993 auch die Leitung der Studiobühne, die sie bis 1997 innehatte.

Es folgte teils parallel der erste Seitenwechsel, war Vilter doch ab 1994 als freie Lektorin im renommierten Rowohlt Theater Verlag tätig. 2001 zog es Vilter dann erstmals in den Süden, als sie unter dem legendären Langzeitdirektor Dieter Dorn Dramaturgin am Bayerischen Staatsschauspiel in München wurde, was sie bis 2008 blieb.

Für Burgtheater und Salzburger Festspiele tätig

Die Tätigkeit als freie Dramaturgin stand für Vilter danach im Mittelpunkt, was sie auch wiederholt nach Österreich brachte. So war sie unter anderem am Burgtheater tätig, wo sie etwa mit Stefan Bachmann in der Saison 2011/12 seine Nestroy-preisgekrönte „Winterreise“ nach Jelinek erarbeitete oder mit Luc Bondy seine Festwochen-Koproduktion des Molière’schen „Tartuffe“. Zuletzt feierte die umtriebige Theatermacherin auch ihr Debüt als Dramaturgin bei den Salzburger Festspielen, war sie doch 2020 für die Handke-Uraufführung „Zdeněk Adamec“ an der Seite von Regisseurin Friederike Heller tätig.

Zu diesem Zeitpunkt lag ein weiterer Leitungsposten an einem renommierten Haus bereits hinter ihr, hatte Vilter doch 2014 die Schauspielleitung des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden übernommen, was sie bis 2016 blieb – damals war Vilter unter Intendant Uwe Eric Laufenberg für das Haus tätig, dessen Schwester Iris sie nun in Graz beerben wird.

Schon früh Lehraufträge übernommen

Neben diesen praktischen Positionen gab Andrea Vilter auch früh ihr Wissen an nachwachsende Generationen weiter, übernahm sie doch 2003 einen Lehrauftrag an der Münchener Otto-Falckenberg-Schule und war ab 2008 auch am Mozarteum Salzburg tätig. 2012 bis 2014 folgte eine Gastprofessur an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, wo sie 2016 zur ordentlichen Professorin für Dramaturgie und Regie aufstieg – einen Posten, den Vilter bis heute innehat.