Schüler mit Maske
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Coronavirus

Appell für offene Schulen

Lockdown und Impfpflicht bleiben die prägenden innenpolitischen Themen – und damit verbunden ist auch die Frage, ob die Schulen geöffnet bleiben sollen. Aus der Steiermark kommt hierfür ein deutlicher Appell.

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sagte Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ zum Thema Schulschließung: „Für mich ist das wirklich die letzte Möglichkeit. Wir haben jetzt aus zwei Jahren gelernt, dass die Schülerinnen und Schüler die Schule einfach brauchen, vor allem die sozial und sprachlich Benachteiligten, die brauchen ihr soziales Umfeld, ihre Freunde, um wirklich gut lernen zu können. Es gibt ja wirklich Lernrückstände, die sich hier aufgebaut und angestaut haben, und die Kinder haben teilweise wirklich psychische Probleme.“

„Das Testsystem funktioniert“

Das Testsystem in den Schulen funktioniert, sagte neben Bogner-Strauß auch Reinhold Kerbl, der Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Hochsteiermark und Generalsekretär der österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde.

IM ZENTRUM: Allgemeine Verunsicherung – Wird dieser Lockdown wirken?

Österreich befindet sich seit knapp einer Woche im Lockdown. Doch reichen die Kontaktbeschränkungen aus, um die vierte Infektionswelle in der Corona-Krise zu brechen? Vor allem die offenen Schulen und Kindergärten haben die Debatte über einen zu laschen Lockdown befeuert. Welche Rolle spielen Kinder überhaupt beim Infektionsgeschehen? Und bleibt langfristig auch für sie nur die Impfung als einzige wirkungsvolle Maßnahme? Wie bereit sind die Menschen in Österreich, den Lockdown und die geplante Impfpflicht mitzutragen? Und wie groß ist die Gefahr vor neuen Virus-Varianten?

Die Schulen generell zu schließen, würde alle Schülerinnen und Schüler benachteiligen: „Von 5.700 Schulen sind nur 18 geschlossen, und von über 60.000 Klassen sind derzeit nur 498 Klassen geschlossen, also ein ganz geringer Prozentsatz. Das heißt, das Schulscreening ist effektiv, und genau deshalb wird es ja gemacht. Die Kinder haben jetzt in der Zeit sehr viel mitgemacht, das ist nicht mehr wie vor zwei Jahren, die Kinder sind anders, und natürlich einen großen Teil zu diesen soziologischen und sozialen Nachteilen tragt das Schulschließen bei. Das brauchen die Kinder, die Schule ist ein wichtiger Ort, nicht nur für die Bildung, sondern auch für das soziale Erfahren“, so Kerbl.

„Gegen Impfpflicht für Kinder“

Der steirische Kinderfacharzt spricht sich aber auch gegen eine Impfpflicht für Kinder aus: „Ich glaube, die Impfpflicht für Kinder und Jugendliche ist deswegen nicht gerechtfertigt, weil die Krankheitslast für Kinder sehr gering ist. Man muss den Kindern und Jugendlichen die Impfung ermöglichen, aber man kann die Kinder nicht dazu verpflichten, weil sie selten schwer erkranken, und das ist bei anderen Impfungen anders. Hier ist der Impfschutz auch für den Schutz der älteren Bevölkerung gedacht, aber für eine Impfverpflichtung reicht es meines Erachtens nach nicht.“