Christopher Drexler (ÖVP)
APA/ERWIN SCHERIAU
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Politik

Drexler will „Anwalt der Steiermark“ sein

Am Montag ist Christopher Drexler (ÖVP) zum neuen Landeshauptmann der Steiermark gewählt worden. In seiner ersten Rede in neuer Funktion sagte Drexler, er wolle „Anwalt der Steiermark und ein Generalist sein“.

In der Sondersitzung des Landtages hätte eine einfache Stimmenmehrheit gereicht – allein mit den Stimmen der ÖVP und der SPÖ waren Christopher Drexler 29 von 46 Stimmen (es gab zwei Entschuldigungen) sicher – damit erhielt er auch einige der Freiheitlichen; Grüne, KPÖ und NEOS stimmten wie angekündigt gegen Drexler.

Schützenhöfer: Emotionaler Abschied

Davor hatte der scheidende Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) noch eine Bilanz über rund 50 Jahre seiner Politik gezogen. Er bezeichnete Drexler als gut vorbereitet und ersuchte alle Abgeordneten, ihn mit einem Vertrauensvorschuss auszustatten: „Er hat viel vor, er ist ein Meister des Wortes, er hat Visionen, er kennt die Politik und er versteht es auch, sich beim Bund durchzusetzen.“ Die Besten müssten her, das sei keine Frage von jung oder alt – mehr dazu in Drexler zum neuen Landeshauptmann gewählt.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP)

Nach fast fünf Jahrzehnten in der Politik und siebeneinhalb Jahren als Landeshauptmann der Steiermark endete am Montag eine politische Ära: Hermann Schützenhöfer (ÖVP) übergab offiziell an seinen Nachfolger, den bisherigen Landesrat Christopher Drexler, der seit der Ankündigung von Schützenhöfers Rücktritt am 3. Juni bereits geschäftsführender ÖVP-Parteiobmann ist.

In seiner Rede nach der Wahl sagte dann der neue steirische Landeshauptmann, er wolle „Anwalt der Steiermark und ein Generalist sein“. Drexler zitiere seinen Vorgänger, als er sagte: „Man muss das Richtige populär machen.“ In diesem Sinne müsse man sich auch noch stärker der Öffentlichkeit stellen. Die Steiermark habe in vielen Bereichen ein riesiges Potenzial, um an der Spitze zu stehen.

„Ein Neuer, aber kein Neuling“

„Ich bedanke mich ganz herzlich für das Vertrauen, das mir die Mehrheit ausgesprochen hat. Diese Aufgabe bedeutet für mich einen völlig neuen Lebensabschnitt, nämlich den steirischen Weg der Zusammenarbeit kraftvoll fortzusetzen“, so Drexler. Sein Auftrag und Ziel sei es, das Vertrauen von jenen zu gewinnen, die ihn heute nicht wählen wollten oder konnten.

Seinem Mentor Schützenhöfer – „ein Homo politicus“ – sagte Drexler ein „ganz großes Danke für deine politische Lebensleistung und deine Feinfühligkeit“. Er habe vier Landeshauptleute aktiv erlebt, sagte der frisch gewählte Landeschef, er wolle von jedem etwas mitnehmen: Die Verbindung von Weltoffenheit und Heimatverwurzelung von Josef Krainer jun., das bedingungslose Bekenntnis zum Miteinander von Waltraud Klasnic, den unkonventionellen und wirtschaftlichen Zugang von Franz Voves und das Wertegerüst und den Fleiß eben von Schützenhöfer – er selbst sei ein Neuer, aber kein Neuling an der Spitze.

„Gemeinsame Bewegung vorwärts notwendig“

Man werde zusammen mit Anton Lang (SPÖ) das aktualisierte Regierungsprogramm, die Agenda Weiß-Grün 21+ weiter umsetzen. Er wolle kein Unterscheiden und kein Ausspielen zwischen Ballungszentren und Land – notwendig sei eine gemeinsame Bewegung vorwärts, die Steiermark müsse in möglichst vielen Bereichen ganz vorne sein, wie bei der Forschung und Entwicklung im Wettbewerb mit den Regionen Europas.

Interview mit Landeshauptmann Drexler

Bei der Angelobung in der Hofburg in Wien war auch „Steiermark heute“-Reporter Franz Neger mit dabei. Er führt das erste ausführliche Interview mit dem neuen Landeshauptmann Christopher Drexler.

Drexler versprach, mehr zuzuhören und mehr Zuwendung zu geben, etwa beim Klimaschutz: Er meinte, es gehe dabei um Natur, Landschaft, Versorgung, die heimischen Bauern, weil man ja sehe, was Extremwetterereignisse anrichteten. Man müsse auf Innovationen bis hin zur CO2-Neutralität setzen, die grüne Transformation in der Automobilindustrie aktiv begleiten. Es gehe nicht darum, etwa eine konkrete Anzahl von neuen Windrädern zu nennen, sondern um mehr Windräder, mehr Photovoltaik, mehr Wasserkraft. Beim Bodenverbrauch müsse die Steiermark ihre unrühmliche Spitzenposition hinter sich lassen.

Gesundheitssystem unter Druck

Man habe eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, aber das System stehe unter Druck: Man müsse für Gesundheit und Pflege die besten Pflegekräfte bekommen, man brauche mehr Studienplätze auf den Med-Unis und bessere Rahmenbedingungen, um die Absolventen im Lande zu halten.

Christopher Drexler (ÖVP)
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Im Moment herrsche in der Steiermark nahezu Vollbeschäftigung, was sich aber schnell ändern könne. Die Bekämpfung des Arbeits- und Fachkräftemangels sei eines der wichtigsten Themen, schließlich sei die Steiermark Industrieland.

Plädoyer für mehr Transparenz

Drexler plädierte auch für „mehr Transparenz in unserem politischen System“, die Menschen müssten wieder mehr Vertrauen in die Politik bekommen, er wolle unverzüglich in Verhandlungen über ein steirisches Objektivierungs- und Transparenzpaket treten. Zum Thema Migration: Es brauche qualifizierten Zuzug, aber mit Sicherheit nicht unkontrollierten Zuzug.

Antrittsrede von Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP)

In seiner Rede nach der Wahl sagte dann der neue steirische Landeshauptmann, er wolle „Anwalt der Steiermark und ein Generalist sein“. Drexler zitiere seinen Vorgänger, als er sagte: „Man muss das Richtige populär machen.“

Bekenntnis zur schwarz-roten Koalition

Abschließend wollte Drexler noch auf einen Zufall hinweisen: „Am 4. Juli 1980, vor 42 Jahren, hat Josef Krainer anlässlich seiner Wahl zum Landeshauptmann gesagt: ’Energiekrise, Inflation Arbeitslosigkeit, Flüchtlingselend, politisches Chaos in vielen Teilen der Welt, eine wachsende Kluft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden … ’“. Das sei alles von unfassbarer Aktualität, so Drexler, der sich zur schwarz-roten Koalition bekannte – die habe die größte Problemlösungskraft, wie er meinte.