Gericht

Wettbetrugsprozess in Graz um Monate vertagt

Der Fußball-Wettbetrugsprozess in Graz hätte eigentlich am Dienstag abgeschlossen werden sollen. Da aber weitere Erhebungen notwendig sind, wurde die Verhandlung nun für mehrere Monate vertagt.

Im Raum steht, dass die Beschuldigten nicht nur mit ihren eigenen Namen auf Wettplattformen aktiv waren, sondern auch mit Fremdkonten gewettet haben – etwa mit dem Namen der Schwiegermutter. Damit könnte das Limit pro Spieler umgangen und das Betrugsausmaß möglicherweise weit höher sein als in der Anklage angenommen. Der Staatsanwalt hatte von Anfang an gemeint, dass es sich nur um die „Spitze des Eisbergs“ handle – mehr dazu in Fußballspiele manipuliert: Prozess angelaufen (4.9.2022).

Einen Knalleffekt gab es bereits am zweiten Verhandlungstag, als ein Kriminalbeamter druckfrische Ermittlungsergebnisse vorlegte – mehr dazu in Graz: Neue Beweise bei Wettbetrugsprozess (6.9.2022): Von da an war klar, dass der Prozess wohl nicht wie geplant in fünf Tagen über die Bühne gebracht werden kann.

Drei Verfahren abgeschlossen

Während sich aufgrund der neuen Erhebungen der Verdacht gegen manche Beschuldigte, vor allem gegen den untergetauchten Drahtzieher, erhärtete, wurde einer der Angeklagten mangels ausreichender Beweise freigesprochen. Ein anderer, der nur bei einem Spiel beteiligt war, kam mit einer Diversion davon. Einer der beschuldigten Tormänner, der nur bei zwei Spielen „mitgewirkt“ hatte und geständig war, wurde bereits zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro verurteilt. Diese drei Entscheidungen sind bereits rechtskräftig.

Nun auch Verdacht der Geldwäsche

Von den zunächst 15 Angeklagten bleiben somit neun Angeklagte übrig, denn neben dem Drahtzieher ist ein weiterer Beschuldigter noch vor der Verhandlung wegen einer Weisung der Behörden aus Österreich ausgereist und nicht zum Prozess erschienen. Zudem hatte ein anderer Verdächtiger die Anklage beeinsprucht, weshalb auch sein Verfahren ausgegliedert wurde. Bisher hat der Staatsanwalt die Anklage noch nicht ausgeweitet – er dürfte wohl weitere Ermittlungsergebnisse abwarten. Im Raum steht neben schwerem, teils gewerbsmäßigem Betrug nun auch der Verdacht der Geldwäsche.

Den Verdächtigen wird vorgeworfen, zumindest 19 Spiele zwischen März 2019 und September 2021 manipuliert und darauf gewettet zu haben. Betroffen sind vor allem Spiele der Regionalliga Ost, aber auch Matches der Wiener Liga und des Burgenland Cups, ein ÖFB-Cup-Spiel und ein Freundschaftsspiel. Die meisten der Beschuldigten zeigten sich bisher großteils geständig, manche stritten ihre Beteiligung aber auch ab.