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Wirtschaft

KV-Verhandlungen verlaufen weiter zäh

Teuerung, Krieg und Pandemie sorgen heuer für besonders langwierige Kollektivvertragsverhandlungen. Der ÖGB warnt vor sozialen Unruhen, wenn die Abschlüsse die Inflation nicht abfedern.

Der Handel hat am Dienstag seine vierte Verhandlungsrunde absolviert, das Sicherheitspersonal an einigen österreichischen Flughäfen hat Betriebsversammlungen abgehalten – mehr dazu in Flughafen Graz: Keine Verzögerungen – und auch bei den Brauereibediensteten und Eisenbahnern gibt es Streikdrohungen.

Traditionell haben Anfang November die Metaller den ersten Abschluss erzielt. Sie verhandelten im Schnitt eine Lohnerhöhung von 7,4 Prozent aus. Deutlich über der Inflation liegt der Abschluss für die 130.000 Beschäftigten in der Sozialwirtschaft. Die Sozialpartner einigten sich für Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialbereich auf eine Gehaltserhöhung von bis zu 10,2 Prozent – mehr dazu in Lohnanstieg in der Sozialwirtschaft (news.ORF.at).

„Was können Arbeitnehmer für hohen Strompreis?“

Der steirische ÖGB-Chef Horst Schachner sieht hier den niedrigen Grundlohn und den Fachkräftemangel als ausschlaggebend für den schnellen Abschluss nach nur 16 Stunden Verhandlungszeit: „Die meisten Unternehmer wissen schon, dass es jetzt schwierig ist, Fachkräfte zu finden. Vor allem im Pflege- und Spitalsbereich, aber auch in der Gastronomie und im Verkehrswesen. Deshalb müssen sie anständig bezahlen. Ein Betrieb, der anständig bezahlt, bekommt auch Fachkräfte, das sehen wir immer wieder.“

Weitaus zäher verlaufen die Verhandlungen aktuell bei den Brauereien, dem Flughafenpersonal, dem Handel und den Eisenbahnern. Letztere fordern weiter Gehaltserhöhungen von bis zu 18 Prozent, was die Arbeitgeberseite als unrealistisch ablehnt. „Es ist nicht realitätsfremd, und da haben die Gewerkschaft vida und die Eisenbahner Recht, weil so geht es nicht weiter. Was kann der Arbeitnehmer dafür, wenn der Strompreis exorbitant in die Höhe steigt?“, sieht Schachner die Forderung als berechtigt an.

Höhere Löhne für sozialen Frieden

Eine Familie mit Kind benötige aktuell 450 Euro mehr pro Monat als noch vor einem Jahr, rechnet der ÖGB-Chef vor: „Das sollte sich jeder merken bei den KV-Verhandlungen. Was uns am wichtigsten sein muss, ist der soziale Friede.“ Gibt es keine Rückkehr an den Verhandlungstisch, wird die Bahngewerkschaft am kommenden Montag österreichweit streiken. Im Handel schließt die Gewerkschaft Streiks auch in der Vorweihnachtszeit nicht aus.