Untersuchung mit einem Stetoskop aufgenommen am Donnerstag, 22. August 2013, (gestellte Szene).
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gericht

Rund 120 Patienten: Falscher Arzt vor Gericht

Jahrelang hat ein Mann – ohne entsprechende Ausbildung – in Kitzeck eine Praxis geführt und rund 120 Patientinnen und Patienten teils falsch behandelt. Ende Jänner muss er sich u. a. wegen Kurpfuscherei, schweren Betrugs und fahrlässiger Körperverletzung verantworten.

Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hansjörg Bacher, einen Bericht der „Steirerkrone“ bestätigte, wurde jetzt Anklage gegen den 61-Jährigen erhoben. Bereits vor etwas mehr als zwei Jahren sorgte der Fall für heftige Aufregung in der Südsteiermark: Sechs Jahre lang soll der Mann eine Arztpraxis betrieben haben, ohne die erforderliche Ausbildung absolviert zu haben; die Promotionsurkunden waren gefälscht – mehr dazu in Falscher Arzt betrieb jahrelang Praxis (7.11.2020)

„Vorwurf der Kurpfuscherei in Bezug auf 126 Patienten“

Laut Staatsanwaltschaft verabreichte er Injektionen, Impfungen, führte Schmerzbehandlungen und kleinere operative Eingriffe durch, außerdem stellte er ärztliche Bestätigungen aus und machte Hausbesuche.

„Vorgeworfen werden dem Angeklagten nunmehr das Vergehen der Kurpfuscherei in Bezug auf insgesamt 126 Patienten und Patientinnen, das Vergehen des schweren gewerbsmäßigen Betruges – hier gehen wir von einem Schaden von knapp über 57.000 Euro aus. Und weiters werden ihm die Vergehen der fahrlässigen sowie auch der vorsätzlichen Körperverletzung und das Vergehen der Urkundenfälschung vorgeworfen“, so Hansjörg Bacher.

Gesundheitliche Schäden in zwei Fällen

In zwei Fällen hätten Patienten auch gesundheitliche Schäden erlitten, so Bacher: Bei einer Patientin habe der falsche Arzt die Tagesdosis eines Antidepressivums überschritten – die Frau musste ins Spital eingeliefert werden, „und der zweite Fall ist auch sehr tragisch. Da soll der Angeklagte bei dem Patienten übersehen haben, dass dessen Gelenksschmerzen auf eine rheumatische Erkrankung zurückzuführen sind und soll ihn dadurch völlig inadäquat behandelt haben, was dann dazu geführt hat, dass beim Patienten künstliche Gelenke in die Hände eingesetzt werden mussten und die viermal operiert werden mussten“.

Aufgeflogen ist der falsche Arzt, weil sein ehemaliger Arbeitgeber stutzig geworden ist, und auch mehrere Anzeigen haben dann zu Hausdurchsuchungen geführt. Am 26. Jänner muss sich der Mann nun vor Gericht verantworten.