Stimmzettel und Wahlkarte
ORF.at/Carina Kainz
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Politik

Teuerung nimmt Einfluss auf Wahlverhalten

Die Landtagswahl in Niederösterreich ist mit massiven Verlusten für die ÖVP und großen Gewinnen für die FPÖ ausgegangen. Politikexpertin Katrin Praprotnik sieht Teuerung und Unzufriedenheit als Gründe für die steigende Zahl der Wechselwähler.

Laut Wählerstromanalyse verlor die Volkspartei bei der NÖ-Wahl die größte Wählergruppe an die FPÖ, und auch die Sozialdemokraten beklagen Abwanderungen ins freiheitliche Lager. Grüne und NEOS gewinnen mit ÖVP-Stimmen dazu. Mobilisieren konnte die Volkspartei ausgerechnet die Nichtwähler – mehr dazu in Wählerstromanalyse: ÖVP verliert an FPÖ (noe.ORF.at).

Unter Sebastian Kurz war die ÖVP im Aufwind, die Freiheitlichen waren durch den Ibiza-Skandal im Abstieg – dann kam der ÖVP-Korruptionsskandal und die CoV-Pandemie. Jetzt wendete sich offenbar – sieht man sich die Ergebnisse der Niederösterreich-Wahl an – innerhalb kurzer Zeit das Blatt erneut. Politikexpertin Katrin Praprotnik sieht neben der generell schwächeren Parteibindung der Menschen vor allem die Teuerung als Grund.

Das „Geldbörserl“ entscheidet mit

„Ist man mit der Bilanz im eigenen Geldbörsel zufrieden, dann wählt man eher Amtsinhaber. Ist man unzufrieden, dann sucht man sich eine neue politische Heimat. Und gerade in der jetzigen Situation, mit dieser massiven Teuerung, haben wir das auch in Niederösterreich beobachten können, dass hier die Mehrheitspartei ÖVP abgestraft wurde“, so Praprotnik.

Pandemie hat „Karten neu gemischt“

Kommt ein Skandal einer Partei auf, wenden sich oft viele Wähler ab – scheinbar dauert es aber nicht lange, bis eine Polit-Affäre kollektiv wieder in Vergessenheit gerät.

„Was punkto ‚vergessen‘ ja auch noch ganz wichtig ist, ist die Zäsur der CoV-Pandemie: Da wurden auch die politischen Karten neu gemischt, insbesondere als es dann um die Debatte ‚Impfpflicht – ja oder nein‘ gegangen ist und sich die FPÖ hier als einzige Partei gegen die Impfpflicht ausgesprochen hat. Das war ein sehr emotionales Thema, ein Thema, das sehr viele Menschen mitgenommen hat und wo sich dann viele eben von der FPÖ wieder vertreten gefühlt haben. Da hat man dann auch den Skandal und die Ereignisse rund um Ibiza vielleicht ein Stück weit vergessen“, erklärte Praprotnik – mehr dazu in FPÖ als Meister der Alleinstellung (news.ORF.at).

Das Alter spielt eine Rolle

Aber auch das Alter der Wählerinnen und Wähler entscheidet laut Praprotnik offenbar stark mit: „ÖVP und SPÖ werden traditionell eher von älteren Menschen gewählt, Grüne, NEOS und die FPÖ eher von jüngeren Menschen. Und gerade auch bei der Landtagswahl in Niederösterreich haben wir diese Altersgruppe bei der ÖVP sehr stark gesehen, dass Menschen über 60 Jahre sehr viel häufiger die ÖVP gewählt haben. Das ist schon auch ein Stück weit verbunden mit traditionellen Parteibindungen, die in den älteren Generationen tendenziell stärker ausgeprägt sind als in den jüngeren.“