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Wirtschaft

Zusteller: Gewerkschaft fordert Fahrerkarten

Die Gewerkschaft vida fordert nach Bekanntwerden prekärer Arbeitsverhältnisse im DPD-Paketzentrum Kalsdorf Fahrerkarten für Paketzusteller. Diese sollen im Fahrzeug zur Fahrtendokumentation zum Einsatz kommen.

Am Donnerstag sind schwere Vorwürfe gegen den DPD-Paketversand in Kalsdorf bei Graz publik geworden – mehr dazu in Zusteller: Gewerkschaft bestätigt Missstände. Den Angaben zufolge sollen Paketzusteller als Subunternehmer im Einsatz sein und häufig mehr als 15 Arbeitsstunden pro Tag leisten. Geld für Überstunden gebe es nicht, auch Zeit für Pausen sei nicht vorhanden.

Die Gewerkschaft vida spricht davon, dass man die Zustände seit Jahren kenne. Rechtlich habe man aber kaum eine Handhabe. Um die Arbeitsbedingungen für Paketzusteller zu verbessern, fordert Hans-Peter Weikl von vida bessere Rahmenbedingungen. Sein Vorschlag sei eine europaweite Lösung in Form einer elektronischen Fahrerkarte.

Karte würde auch gegen Lohndumping helfen

„Die Daten werden dann automatisch gespeichert, das Unternehmen muss die Daten aufbewahren. Und wenn die Polizei einen Fahrer aufhält und die Karte dann in ein Kartenlesegerät reinsteckt, dann scheint sofort auf, wann, wo, wie schnell, wie langsam und wie lang jemand gefahren ist und ob die Pausen eingehalten wurden“, meint Weikl.

Diese automatische Auswertung würde ähnlich wie die Fahrtenaufzeichnung in Lkws funktionieren. Die stark überhöhten Anforderungen würden neben Stress auch ein erhöhtes Risiko für die Paketzusteller mit sich bringen, sagt Weikl: „Man muss bedenken, dass das Unfallrisiko extrem hoch ist, wenn der 13 oder 14 Stunden fährt. Und wenn dann um 21 Uhr am Abend noch Packerl ausgeführt werden und man ist schon so lange unterwegs, dann ist die Konzentration nicht mehr gegeben.“

Auch gegen Lohndumping könnte mit einer derartigen Karte vorgegangen werden, da die Rahmenbedingungen für alle gleich wären: „Gerade hier in der Steiermark holen wir uns oft die ausländischen Arbeitskräfte aus Slowenien oder Ungarn, bezahlen dann aber keine österreichischen Löhne, sondern ausländische, die ein Drittel niedriger sind. Das wollen wir auch nicht.“