Steiermärkische Sparkasse Graz
ORF.at/Christian Öser
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WIRTSCHAFT

Steiermärkische: Kreditnehmer vorsichtiger

Die steigenden Zinsen wirken sich auch auf die neuen Kredite aus – das war auch Thema bei der Bilanzpressekonferenz der Steiermärkischen Sparkasse am Freitag. Durch den steigenden Leitzinssatz seien die Kreditnehmer vorsichtiger geworden, hieß es.

Mit einem Betriebsergebnis von 315 Mio. Euro konnte bei der Steiermärkischen Sparkasse im Vorjahr erstmals die 300 Millionen-Euro-Marke übertroffen werden – das bedeutet ein Plus von elf Prozent. Die Bilanzsumme wuchs im Geschäftsjahr 2022 von 19,6 auf fast 20,8 Mrd. Euro. Sowohl das Kommerzkunden- als auch das Privatkundengeschäft im Inland sowie die Tochterbanken in Südosteuropa konnten ein starkes Wachstum erzielen.

Weitere Leitzinssteigerung möglich

Die seit Monaten steigende Inflation – zurzeit liegt sie bei rund neun Prozent – veranlasste die EZB dazu, den Leitzinssatz von minus 0,5 Prozent zu Beginn des Vorjahres auf momentan 3,5 Prozent anzuheben. Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse, geht davon aus, dass dieser bis Ende des Jahres zumindest auf vier Prozent steigen wird.

Dieser Anstieg habe sich auch auf das Kreditgeschäft ausgewirkt – Kreditnehmer seien zurückhaltender geworden, so Fabisch: „Die Menschen haben nicht nur die Zinssteigerungen im Kopf, die ja die laufenden Raten erhöhen für die Kredite, sondern auch die laufenden Lebenskosten. Dadurch werden die Kredite kleiner und auch die Wohnträume“.

„Nachdenkphase“ vor Investitionen

Fabisch geht zwar nicht von einem totalen Stopp aus, er spricht aber von einer Nachdenkphase, wenn es um künftige Investitionen geht: „Ich gehe davon aus, dass es im Sommer wieder besser werden wird und die Nachfrage wieder besser wird. Aber natürlich sind steigende Zinsen nicht unbedingt der Rückenwind für Kreditnehmer.“

Fabisch sieht keine Rezession

Ob die schwächere Kreditnachfrage mehr den steigenden Zinsen oder den strengeren Richtlinien bei Kreditvergaben zuzuschreiben ist, könne nicht eindeutig beantwortet werden, so Fabisch: „Natürlich ist es auch ein Baustein, der da eine Rolle spielt. Daher ist die Bankindustrie nicht so glücklich mit diesen Vorschriften, weil wir sehen, dass die Kunden selbst vernünftige Überlegungen anstellen und die Banken auch keinen Vorteil hätten, wenn sie Kredite vergeben, die nachhaltig nicht rückgezahlt werden können“, so Fabisch.

Dass der steigende Leitzinssatz eine Rezession auslösen würde, sieht Fabisch nicht – er geht von Wachstumsraten zwischen 0,5 und 0,7 Prozent aus.

Immobiliengeschäft ging zurück

Im Immobiliengeschäft war die Nachfrage sowohl im Wohn- als auch im Gewerbebereich im ersten Halbjahr 2022 ungebrochen stark, ging danach aber wegen geänderter Rahmenbedingungen speziell bei der Wohnimmobilie deutlich zurück. Die Steiermärkische habe in diesem Bereich ein Investitionsvolumen von über 880 Millionen Euro bereitgestellt. Mit über 32.000 Unternehmen betreue man mehr als die Hälfte der steirischen Klein- und Mittelbetriebe.

Wieder steigende Zinsen im zweiten Halbjahr 2022 wiederum hätten zu einem Anziehen beim Sparbuch geführt: Die Spareinlagen im Konzern stiegen auf rund acht Milliarden Euro; zusätzlich wurden im vergangenen Jahr über 20.000 neue Bausparverträge abgeschlossen.