Innophore-Arbeiter
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KI assistiert Grazer Forschungsteam

CO2 in Bio-Treibstoff umwandeln, Pet-Flaschen zu Chemikalien zerlegen oder die Gefährlichkeit von Viren einschätzen – Projekte, an denen ein Grazer Unternehmen arbeitet, und zwar mit Hilfe von Datenbankwissen und Künstlicher Intelligenz.

Büro statt Labor, Computer statt Versuchsaufbauten: Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz lassen sich mitten in Graz biologische Reaktionen vorhersagen – um noch effizienter an Lösungen für die Industrie oder Medizin zu arbeiten.

Virus-Monitoring via App

„Innophore hat seinen Sitz in Graz und mittlerweile auch einen in San Francisco. Wir sind ein Spin-off von Uni Graz und acib und arbeiten mit Kunden quer durch die Welt verstreut. Von Big Pharma über Biotechnologieunternehmen bis hin zu Duftmittelherstellern und Herstellern im Bereich der Lebensmittelindustrie. Der Punkt ist: Am Computer kann man den Durchsatz durch Künstliche Intelligenz massiv erhöhen“, erklärte Innophore-Geschäftsführer Christian Gruber.

Innophore-Sitzungssaal
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Mit Datenbankwissen machen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Suche nach neuen Enzymen

Es geht dabei vor allem um Proteine – und wie man sie nutzen kann. Zum Beispiel für eine Monitoring-App für Corona- und andere Viren, die sich Virus Watch nennt – eine Kooperation mit Amazon Web Services (AWS): „Wir bauen ein Modell von dem Spike und an deren Oberfläche eine 3D-Punktwolke. Diese kann gemeinsam mit Künstlicher Intelligenz genutzt werden, um die Gefährlichkeit der Variante abzuschätzen“, erklärte Datenwissenschaftlerin Katharina Köchl.

Zukunftsmusik für CO2 und Pet-Flaschen-Müll

Ein anderes Forschungsgebiet sei es, schädliches CO2 mit Hilfe von Datenbankwissen in nützliche Rohstoffe umzuwandeln, so Wissenschaftler Bernd Nebel: „Wir können da in Richtung Bio-Treibstoffe gehen, in Richtung neue hochwertige Moleküle gehen, aber auch in Richtung Bio-Kunststoffe. Es fehlt immer nur das Enzym. Diese Enzyme wollen wir entdecken und in Datenbanken listen“ – die andere Unternehmen schließlich für ihre Prozesse verwenden können. Auf diese Art und Weise lässt sich auch Kunststoffabfällen neues Leben einhauchen.

„Da geht es darum, dass man Pet-Flaschen als Müll heranzieht, diese zu ihren Bausteinen abbaut und diese dann mit einem enzymatischen Prozess in wertvolle Stoffe umwandelt, die man wieder nutzen kann – als Weichmacher, als neue Chemikalien“, erklärte Wissenschaftlerin Bettina Nestl. Die Herausforderung: Schädliches in Brauchbares zu verwandeln – und nachhaltiger zu wirtschaften.

Die Kehrseite der künstlichen Intelligenz

Künstliche Intelligenz hat natürlich auch ihre Schattenseiten, da sie oft nicht als solche erkannt wird. Im Bildungswesen wurden daher zuletzt die Chancen wie auch die Gefahren von ChatGP diskutiert – mehr dazu in ChatGPT für Bildung „Herausforderung“ (17.1.2023). Im steirischen Landtag wurde eine Rede, die mit künstlicher Intelligenz erstellt wurde, von niemandem als solche erkannt – mehr dazu in ChatGPT-Rede im Landtag blieb unerkannt (14.2.2023).

Werner Ranacher und Conny Krainz testen die KI auf Radio Steiermark

Und zuletzt sorgte schließlich ein Rap-Song für Furore, in dem die Stimmen realer Künstler von künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Der Song, der angeblich von Drake und The Weekend stammen sollte, wurde schnell zum Internethit – mehr dazu in KI-Duett erobert das Internet (news.ORF.at; 17.4.2023). Mittlerweile wurde der Song von mehreren Streaminganbietern wieder gelöscht – mehr dazu in KI-Song von Drake und The Weeknd gelöscht (news.ORF.at; 18.4.2023). Tatsächlich klingt der KI-Sprachimitator von elevenlabs aber täuschend echt. Laut Datenschützern sei diese Technologie daher mit großen Gefahren verbunden, denn man benötige lediglich eine zweiminütige Audiodatei und schon generiere das Programm die gewünschte Stimme. Auch bereits verstorbene Künstler wie etwa Elvis könnten so mittels Computer wieder zum Leben erweckt werden.