Der Tatverdächtige soll am Samstag zunächst einer 39-jährigen Grazerin mehrere Stichwunden zugefügt haben; dabei seien unter anderem lebenswichtige Organe der Frau verletzt worden – das bestätigte auch die Obduktion. Die Frau wurde gegen 6.00 Uhr von einem Nachbarn in ihrem Wohnhaus im westlichen Stadtbezirk Wetzelsdorf gefunden, trotz Wiederbelebungsmaßnahmen erlag sie ihren Verletzungen.
Die Tatwaffe wurde sichergestellt – laut Polizei handelt es sich um ein Küchenmesser.
In suizidaler Absicht in den Gegenverkehr gerast
Ihr Lebensgefährte ergriff nach der Tat mit dem Auto die Flucht. Auf der Straßganger Straße – die in der Nähe zum Tatort liegt und relativ gerade verläuft – beschleunigte er den Wagen und kollidierte frontal mit einem entgegenkommenden Fahrzeug – mehr dazu in Tödlicher Unfall auf Flucht nach Frauenmord. Dass das in suizidaler Absicht passierte, wurde durch Sachverständige bestätigt.
Der Lenker des anderen Fahrzeuges, ein 31-jähriger Grazer, starb noch am Unfallort, der 28-Jährige zog sich schwere Verletzungen zu; er wurde in künstlichen Tiefschlaf versetzt und notoperiert.
Auskunft verweigert
Was ihn zu den Taten trieb, ist noch völlig unklar. Mittwochnachmittag konnte der Verdächtige erstmals befragt werden. Der Mann, der sich nach wie vor im Krankenhaus befindet, zeigte sich zeitlich und örtlich orientiert und nahm seine Verhaftung zur Kenntnis; zur Sache verweigerte er aber sämtliche Auskünfte.
Die Polizei hofft jetzt, dass sein Anwalt den Verdächtigen dazu bewegen kann, Hinweise zum Motiv der Tat preiszugeben. Der 28-Jährige bleibt zumindest die nächsten Tage im Spital – dabei wird er rund um die Uhr von Justizwachebeamten bewacht. Danach wird er in die Justizanstalt Jakomini eingeliefert, wo er in Untersuchungshaft auf seinen Prozess warten wird. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen zweifachen Mordes.
Österreichweit heuer bereits der neunte Femizid
Nach der Statistik der Autonomen Frauenhäuser Österreichs handelt es sich bei der Ermordung der Frau um den neunten mutmaßlichen Femizid des Jahres, der durch (Ex-)Partner, Familienmitglieder oder durch Personen mit Naheverhältnis zum Opfer verübt wurde.
Ausmaß der Gewalt in Österreich „extrem hoch“
Rund 30 Morde und fast doppelt so viele Mordversuche an Frauen werden Jahr für Jahr in Österreich verzeichnet – Österreich gehört damit nach Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zu den Ländern, in denen mehr Frauen als Männer Gewaltverbrechen zum Opfer fallen.
Charakteristisch für den Tatbestand Femizid ist auch, dass die Täter durchaus schon polizeilich erfasst sein können, und sie stehen zu den Frauen, denen sie Gewalt antun, in einem Beziehungs- oder Familienverhältnis.
Notrufnummern
- Frauenhelpline: 0800 222555
- Frauenhäuser: 0316 429900
- Polizei: 133
weiters:
- Telefonseelsorge: Tel. 142 (ohne Vorwahl)
- Rat auf Draht: Tel. 147 (ohne Vorwahl)
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo – Krisenberatung: 0800/400 777
Darüber hinaus gibt es für Menschen in seelischen Ausnahmezuständen Anlaufstellen, die rasch und unkompliziert Hilfe anbieten, sowie zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch für Männer, die Rat brauchen.