LKH Voitsberg – KAGes-Logo
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Gesundheit

Spitäler: Mehr Geld und Neuerungen

Die Politik hat am Dienstag ein großes Maßnahmenpaket für den steirischen Spitalsbereich präsentiert. Es gibt 130 Millionen Euro mehr Geld für das Personal und es soll mehr Spitalsverbünde geben.

Das Krankenhauspersonal in den steirischen Spitälern ist am Limit – das Gesundheitssystem wird langsam selbst zum Akutpatienten.

Um die Mitarbeiter zu entlasten und die Gesundheitsversorgung langfristig zu sichern hat das Land Steiermark ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt – mehr dazu in Die KAGes-Strukturmaßnahmen im Detail.

Die Maßnahmen an den Landeskrankenhäusern sollen sofort bearbeitet und bis zum Frühjahr 2024 umgesetzt werden. Das neue Gehaltsschema tritt schon mit 1. September in Kraft und bringt für viele Steigerungen im zweistelligen Prozentbereich.

Die Verantwortlichen aus Politik und Medizin
ORF
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), Personallandesrat Werner Amon (ÖVP), Klubobmann Hannes Schwarz (SPÖ), die KAGes-Vorstände Gerhard Stark und Ulf Drabek und Zentralbetriebsrat-Vorsitzender Michael Tripolt bei der Präsentation des Maßnahmenbündels

Akute und geplante Spitalsaufenthalte trennen

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sprach am Dienstag bei der Präsentation der Pläne in Graz von einem „großen Wurf“ für die Steiermark. Es gehe laut KAGes um eine stärkere Trennung von akuten und geplanten Leistungen: Grundsätzlich sollen die insgesamt 21 Spitalsstandorte der KAGes in Häuser für planbare Eingriffe und Krankenhäuser mit Angeboten für kaum planbare und akute Eingriffe aufgeteilt werden. Zusätzlich will man mehr als bisher auf Tageskliniken und Wochenkliniken setzen, so Bogner-Strauß.

Synergien durch Ärztepools besser nutzen

Die Spitäler werden sich künftig spezialisieren und man hat Schwerpunkte an den Standorten gesetzt. Dadurch erreiche man höhere Fallzahlen, mehr Expertise und somit bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Bei einer Reihe von Spitälern wird eine sogenannte zentrale ambulante Erstversorgung (ZAE) eingerichtet: Patienten ohne Termin erhalten dort von einem Allgemeinmediziner eine rasche Einschätzung der Dringlichkeit. So sollen Patienten gezielt entweder in eine spezialisierte Einrichtung oder in den niedergelassenen Bereich weitergeleitet werden. Spitalsambulanzen sollen dadurch nur noch für jene da sein, die wirklich in die Ambulanz müssen. Neue Wochen- und Tageskliniken sollen personalintensive Bettenstationen entlasten.

Das Dossier
ORF
Das Dossier zur Verbesserung des Spitalswesens wurde am Dienstag präsentiert

130 Millionen Euro pro Jahr für Bedienstete

In den letzten beiden Monaten wurden zwischen dem Zentralbetriebsrat und Vertreterinnen und Vertreter der KAGes im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung auch die Gehaltsschemata für KAGes-Mitarbeitende und die Anrechenbarkeit von Vordienstjahren intensiv verhandelt. Mit einem Investitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro pro Jahr werden die Gehälter über alle Schemata hinweg erhöht. Das ist eines der größten Personalinvestitionspakete für die KAGes, das jemals für die Mitarbeitenden geschnürt wurde.

Ein Beispiel: Eine Diplom- und Gesundheitspflegekraft mit einem Wochenenddienst (24h) und fünf Nachtdiensten im Monat, in Vollzeit, verdient als Berufsanfänger oder Berufsanfängerin 3.979 Euro (brutto). Das sind um 650 Euro mehr als zuvor. Durchschnittlich sind die Löhne der DGKPs um 12,5 Prozent gestiegen. Die Vordienstzeitenregelung – Anrechenbarkeit von Berufsjahren außerhalb der KAGes – für alle Berufsgruppen wird mit 1.7.2022 rückwirkend in Kraft treten. Das gesamte Personalinvestitionspaket wird mit 1.9.2023 wirksam werden.

Freiheitliche wollen Prozess kritisch begleiten

Der Freiheitliche Landtagsklub unterstütze jene Maßnahmen, die zur Attraktivierung beitragen und die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter in steirischen Spitälern verbessern würden, sagt FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek. Gleichzeitig kündigt er aber an, dass die Freiheitlichen den Prozess kritisch begleiten und entsprechende Anfragen zu den tatsächlichen Auswirkungen im Landtag einbringen werden. Die Reduktionen seien letztlich einem massiven Pflegenotstand zuzuschreiben, der von SPÖ und ÖVP zu verantworten sei, so Kunasek.

Grüne vorsichtig positiv

Die steirischen Grünen kommentieren das heute präsentierte Maßnahmenpaket zur Entlastung der steirischen Spitäler vorsichtig positiv, die Tendenz gehe in die richtige Richtung. „Wir, allen voran die steirische Bevölkerung und das KAGes-Personal, haben lange genug auf konkrete Maßnahmen gewartet. Dass nun Geld für eine adäquate Bezahlung in die Hand genommen wird und Vordienstzeiten endlich angerechnet werden, ist zu begrüßen. Das waren zwei zentrale Forderungen von uns Grünen und der Belegschaft“, betonten Klubobfrau Sandra Krautwaschl und Gesundheitssprecher Georg Schwarzl unisono.

NEOS vermuten Kaschieren von Mängeln

Als ein „Pflaster auf einem offenen Bruch“ bezeichnen NEOS das Maßnahmenbündel. Es sei erfreulich, dass man den Notfallplan nun doch nicht auf die lange Bank geschoben habe, sagt NEOS-Chef Niko Swatek. „Dass man aber offenbar Schließungen mit Zusammenlegungen umgehen will, wird sich auf die Gesundheitsleistungen der Steirer und Steirerinnen negativ auswirken“, so Swatek. Er vermutet ein Kaschieren von gravierenden Mängeln.