Arzt in Krankenhaus, der sich Handschuhe anzieht
ORF.at/Birgit Hajek
ORF.at/Birgit Hajek
Gesundheit

KAGes-Paket: Noch viele Fragen offen

Landesregierung und KAGes haben am Dienstag ihre Pläne für die künftige Strukturierung der steirischen Spitäler vorgestellt. Ein großer Teil der Neuerungen soll schon heuer umgesetzt werden. Belegschaftsvertreter sind skeptisch, da noch viele Fragen offen sind, und die Ärztekammer fordert Maßnahmen für niedergelassene Ärzte.

KAGes-Betriebsräte quer durch die steirischen Krankenhäuser reagieren grundsätzlich positiv auf die Pläne des Landes – mehr dazu in KAGes-Paket für Personal „erster guter Schritt“: Durch die Personalknappheit in vielen Häusern und Abteilungen seien strukturelle Änderungen dringend notwendig – dennoch herrsche nach den Ankündigungen der KAGes-Spitze und der Landesregierung noch viel Verunsicherung, vor allem bei jenen Mitarbeitern, deren Abteilung verlegt werden soll.

Laut Thomas Kammerhofer, Betriebsrat des LKH Hochsteiermark, werden derzeit zahlreiche Fragen gestellt. Die Belegschaft müsse detailliert über die konkreten Pläne informiert werden, um Ängsten entgegenzuwirken. Auch die Bevölkerung soll laut Kammerhofer informiert werden, um zu wissen, welche Spitäler künftig wofür zuständig sind.

Anreize für das Personal

Der Betriebsrat des LKH Hartberg, Alois Lugitsch-Strasser, kündigte gegenüber dem ORF Steiermark an, dass man um den Erhalt der Geburtshilfeabteilung kämpfen wolle. Der ärztliche Leiter des Hauses, Gerhard Berger, sagte dazu, dass man personell am Limit sei und seit über einem Jahr nach Fachpersonal suche – wird man fündig, könne die Abteilung vielleicht am Standort Hartberg weiterbestehen, ansonsten werde sie in den Standort Feldbach eingegliedert.

Die neuen Spitalsverbünde ermöglichen auch eine gemeinsame Personalplanung mehrerer Standorte: So können etwa Mitarbeiter des LKH Weiz künftig auch bei Bedarf im LKH Graz II zum Einsatz kommen – und umgekehrt. Hier wolle man laut KAGes auf Freiwilligkeit setzen: Wenn sich der Dienstort ändert, gibt es mehr Geld und ein Klimaticket.

Zeitplan für Änderungen „ambitioniert“

Für die Patienten ändert sich, dass in den Spitalsstandorten künftig vermehrt nach akuten und geplanten Behandlungen unterschieden wird. Wer also eine geplante Operation hat, kann diese in Zukunft oft nicht mehr im nächstgelegenen Krankenhaus durchführen lassen, sondern muss eine weitere Strecke auf sich nehmen. Außerdem werden Ambulanzen in sechs Spitälern (Bruck, Knittelfeld, Hartberg, Weiz, Deutschlandsberg und Voitsberg) zu Erstversorgungsstellen umfunktioniert: Dort wird man untersucht, es gibt aber nicht das volle Facharzt-Programm – man wird also dann gegebenenfalls weitergeschickt.

Die Pläne sollen laut Landesregierung und KAGes bis zum Frühjahr 2024 umgesetzt werden. Kammerhofer bezeichnet diesen Zeitplan als „ambitioniert“, da noch viele Fragen zu klären seien.

Ärzte wollen flexiblere Kassenverträge

Die Ärztekammer fordert als nächsten Schritt flexiblere Kassenverträge und eine bessere Bezahlung, damit mehr niedergelassene Ärzte wieder einen Kassenvertrag annähmen, sagt Ärztekammerpräsident Michael Sacherer: „Wir haben ein Potenzial, das Potenzial der Wahlärztinnen und -ärzte, und die gilt es zu gewinnen, sich für die Kassenverträge zu interessieren und zu wechseln und in einen Kassenvertrag neu einzusteigen. Da wäre ein Potenzial von mehreren hundert Ärztinnen und Ärzten, die man gewinnen kann, wenn wir die Rahmenbedingungen noch weiter attraktivieren.“

Dietmar Bayer, Obmann der niedergelassenen Ärzte, präzisiert: „Bisher haben wir ein sehr starres Korsett. Das heißt, wir haben mindestens 20 Stunden Öffnungszeiten, um einen Vertrag zu bekommen. Wir gehen davon aus, dass es Sinn macht, und da sind wir in guten Gesprächen mit unserem Systempartner von der ÖGK, dass auch eine Zehn-Stunden-Versorgung oder eine für drei oder fünf Stunden eine Versorgungsverdichtung bringt. Oder wenn Wahlärzte temporär Kassenleistungen übernehmen. Das muss aber nur eben vertraglich auch fixiert werden.“ Laut Ärztekammer seien in der Steiermark rund 100 zusätzliche Kassenstellen notwendig.