Verkehrsunfall mit Fahrrad
APA/dpa/Daniel Bockwoldt
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Chronik

Immer mehr Radunfälle: Debatte um Sicherheit

Hohe Treibstoffpreise und ein gesteigertes Umweltbewusstsein sorgen dafür, dass immer mehr auf das Rad umsteigen. Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ist in Graz der Anteil des Radverkehrs in den letzten Jahren um ein Fünftel gestiegen. Mehr Radfahrer bedeuten aber auch mehr schwere Unfälle.

2021 hat es in Graz 595 Fahrradunfälle gegeben – 2022 waren es 659. Auch steiermarkweit haben die Radunfälle zugenommen: von 1.362 im Jahr 2021 auf 1.465 im Jahr 2022. Tagtäglich sind Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer auf engstem Raum im Clinch. Im Rahmen einer Radverkehrsoffensive soll der Anteil der Fahrräder im Großraum Graz bis 2030 verdoppelt werden.

„Noch viel Potenzial“

Aglaee Degros, Leiterin des Institutes für Städtebau an der Technischen Universität, sieht Graz trotz aller Bemühungen nicht als fahrradfreundliche Stadt: „Noch nicht, nein, es gibt viele Pläne, eine Radoffensive, eine Radlobby, es gibt viele Fahrräder, aber bei der Realisierung der Fahrradinfrastruktur gibt es noch viel Potenzial.“

Es ist in letzter Zeit ein immer schwierigeres Miteinander im Straßenverkehr geworden. Der Platz für Radfahrende, Autofahrende und zu Fuß Gehende wird immer knapper. Die Folge: Steigende Unfallzahlen.

Heidi Schmitt von der Interessenvertretung Radlobby Steiermark sagt, eigentlich müsste die ganze Stadt umgebaut werden: „Die Stadt ist jetzt einfach für die Autos gemacht, das heißt, man müsste Raum umwidmen, man müsste massiv mit den Autozahlen herunter.“ Nur noch zehn Prozent Autoverkehr bis 2040 in der Stadt, wesentlich mehr Radinfrastruktur etwa in Form von räumlich bzw. baulich getrennten Fahrradspuren für Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger oder überhaupt eigene Fahrradstraßen, nennt Heidi Schmitt als Ziele.

Allgemeine Strategie gefragt

Degros hält eine allgemeine Strategie für notwendig, aber man müsste sich eigentlich Straße für Straße individuell ansehen, um jeweils die beste Lösung zu finden – als Beispiel nennt sie die unfallträchtige Kreuzung Elisabethstraße/Rembrandtgasse in Graz: „Man hat in dieser Straße zweimal Richtungsverkehr, Auto plus Parkplatz, wenn man die Parkplätze nicht hat, hat man problemlos einen Fahrradstreifen – es ist nicht so komplex, man muss nur die Priorität auf die Radfahrer und Fußgänger legen.“

Ein friedliches Miteinander zwischen Fußgängern, Autofahrern und Radfahrern – bis zu diesem Ziel sind wohl noch viele Kilometer zurückzulegen.