Pfarrer Wolfgang Pucher anl. der Eröffnung des VinziDorf Wien im Park eines ehemaligen Exerzitienhauses in Hetzendorf. Das „Vinzidorf“ soll Menschen ein Dach über dem Kopf bieten, die andernfalls auf der Straße, in Parks oder unter der Brücke nächtigen würden (15.11.2018)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
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Religion

Pucher-Begräbnis am 12. August

Das Begräbnis für den Grazer „Armenpfarrer“ und VinziWerke-Gründer Wolfgang Pucher wird am 12. August stattfinden. Auf eigenen Wunsch will der VinziWerke-Gründer mit dem Straßenschild der Heßgasse begraben werden.

Das Requiem wird – auf seinen Wunsch hin – in seiner Heimatpfarre Graz-St. Vinzenz im Stadtbezirk Eggenberg stattfinden, seine letzte Ruhe wird Pucher wohl am Vinzi-Friedhof, einem Teil des Friedhofs St. Leonhard, nahe dem Vinzidorf, finden.

TV-Hinweis

In memoriam Wolfgang Pucher ändert ORF2 am Sonntag sein Programm und sendet ab 9.05 Uhr „Der rebellische Pfarrer“ – mehr dazu in tv.ORF.at.

Einen etwas ungewöhnlichen Wunsch hatte er ebenfalls gegenüber seinen Mitmenschen öfter mitgeteilt: Er wollte, dass das Straßenschild der Heßgasse in sein Grab mit hineingelegt wird.

Mit einem Straßenschild im Sarg

In der Grazer Heßgasse, die heute übrigens namenlos ist, war in den 1970er-Jahren eine „Delogiertensiedlung“: In vier Häusern lebten dort damals rund 800 Menschen, davon 200 Kinder, ohne Dusche, ohne Waschmaschine unter heute unvorstellbaren Umständen. Der Straßenname stigmatisierte die Bewohnerinnen und Bewohner, wenn sie sich für eine Arbeitsstelle bewarben.

Pfarrer Pucher machte 1978 die Stadtpolitik darauf aufmerksam, sodass diese Adresse schließlich gelöscht und die Häuser den angrenzenden Gassen zugeordnet wurden. Das abmontierte Straßenschild nahm Pucher damals an sich und bewahrte es seither auf.

„Zeichen meines guten Willens“

„Das entfernte Straßenschild dieser Siedlung habe ich erhalten, und ich habe testamentarisch festgelegt, dass dieses Schild, wenn ich diese Welt verlasse, in meinem Sarg auf meinen Körper gelegt wird“, ließ er noch vor seinem Tod sein Umfeld wissen. „Mein Leben ist nicht so fehlerfrei und integer, wie ich es selber gerne gelebt hätte und wie andere Menschen mich einschätzen. Ich weiß, dass ich vor meinem ewigen Richter nicht so gut wegkomme, wie manche meinen. Die Straßentafel, die ich mitbringe, ist für mich Zeichen meines guten Willens, für die Ärmsten unserer Pfarre und auch der Stadt Graz das Bestmögliche zu tun. Was in vielen Fällen auch tatsächlich gelungen ist. Ich werde Gott bitten, mich für den Dienst an den Armen in jene ewige Gemeinschaft aufzunehmen, zu der wir alle unterwegs sind.“ Dieses Zitat Puchers wurde am Freitag seitens der VinziWerke übermittelt.

Genauer Ablauf steht noch nicht fest

Der genaue Ablauf von Requiem und Begräbnis wird nun seitens der Diözese Graz-Seckau geplant. Klar ist, dass die Pfarre St. Vinzenz wohl nicht für die vielen Menschen genug Platz haben wird, die sich von Pucher verabschieden wollen – daher wird das Requiem wohl via Livestream ins Internet übertragen. Details sollen in den kommenden Tagen festgelegt werden.

VinziWerke vor großer Lücke

Seitens der VinziWerke sieht man sich nach dem Tod Puchers vor einer großen Lücke: Der Geistliche habe oft mit wenigen Anrufen viel erreicht, wenngleich er nicht mehr ins operative Tagesgeschäft der Organisation eingebunden war. Dennoch war er eine „richtungsweisende Größe, moralische Instanz und geistlicher Beirat“, hieß es. Zeit seines Lebens habe er sich gewünscht, dass „die Menschen die VinziWerke weitertragen“, auch nach seinem Tod. Die Hilfsorganisation bitte daher „alle Menschen, die uns bisher verbunden waren, uns auch weiterhin zu unterstützen“. Neue helfende Hände seien ebenfalls immer willkommen.