Schon seit Samstagnachmittag haben Geologen des Landes den Hang in St. Johann im Saggautal beobachtet – mitten in der Nacht hat er sich dann in Bewegung gesetzt. Ein Wirtschaftsgebäude sowie das Nebengebäude wurden mitgerissen.
Ulli Enzinger (ORF) zur Lage in der Steiermark
Im Süden Österreichs kommt es weiterhin zu Problemen aufgrund des Hochwassers. Ulli Enzinger (ORF) meldet sich aus St. Johann im Saggautal. In der Nacht auf Sonntag ist dort eine Mure abgegangen.
„Das halbe Gebäude, der Dachstuhl stehen jetzt mitten über die Ortsdurchfahrt. Ein Haus hängt oberhalb, die Bodenplatte steht zu einem Drittel in der Luft, das ist alles mitten im Ort – wir haben hier Ausnahmezustand. Wenn man durch die Ortsfahrt durchfährt, sieht man einen Schutthaufen und viel Erde. Die ganze Gasse, rund zehn Häuser, sind evakuiert worden; es waren so zwischen 20 und 30 Menschen“, schildert Walter Wallner von der Freiwilligen Feuerwehr Saggau.
Hangrutschungen als größte Herausforderung
Sie sind inzwischen bei Verwandten oder in einer Halle im Ort untergebracht worden. Verletzt wurde laut den Einsatzkräften niemand. Hangrutschungen sind derzeit die größte Herausforderung für die Feuerwehren – rund 180 hat es bisher in der Steiermark gegeben. Etwa auch in Heiligenkreuz am Waasen oder in St. Nikolai im Sausal. Die Zahl der steirischen Gemeinden, für die der Katastrophenfall ausgerufen wurde, liegt bei 16 – mehr dazu in Starkregen: Evakuierungen und Notquartiere.
Sechsfache Wassermenge in der Mur
„Die Pegelstände sind nach wie vor im kritischen Bereich. Das betrifft insbesondere die Sulm und die Mur“, sagt Harald Eitner, Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark. „Bei der Mur ist es so, dass wir im Grenzbereich zwischen Mureck und Radkersburg eine Durchflussmenge von 1,2 Millionen Litern haben – das ist das Sechsfache der Normalmenge. Da sind wir am Anschlag.“
Die Feuerwehren bereiten sich in diesem Gebiet für ein Übertreten der Mur vor. Der Campingplatz in Mureck wird evakuiert, das Freibad wird laut Bürgermeister Klaus Strein gesichert. Die Wetterprognosen sagen für den Sonntagnachmittag wieder gewittrige Schauer voraus. Hier kann es lokal auch Starkregen geben, was die Gefahr für Hangrutschungen hoch hält.
Evakuierungen am Freitag und Samstag
„Wir haben im Laufe des gestrigen Tages festgestellt, dass die Pegelstände unserer drei Gewässer – Sulm, Lassnitz und Ledererbach – stark ansteigen. Wir haben daher gewisse Evakuierungen vorplanen müssen – ein Pflegeheim wurde vorbereitet und gestern Abend dann auch evakuiert; außerdem konnten wir ein Seniorenwohnhaus und das JUFA Leibnitz räumen. Das JUFA ist dann auch übergegangen in der Nacht“, sagt der Leibnitzer Bürgermeister Michael Schumacher (SPÖ) am Samstag. Die Gäste des Hotels wurden mit Booten gerettet. Die Personen wurden in einer Leibnitzer Halle untergebracht – bis zu 60 Menschen fanden hier Unterschlupf. Sie sind am Samstag mit Frühstück und Mittagessen versorgt worden.
Möbel werden entsorgt
In Gosdorf wurden Baucontainer aufgestellt, um zerstörte Möbel und andere Gegenstände entsorgen zu können. Rund 20 Häuser sind nach ersten Angaben überhaupt nicht mehr bewohnbar, andere sind beschädigt und stark verschmutzt.
Seniorenheim evakuiert – Notunterkünfte eingerichtet
In Leibnitz wurden in der Nacht zum Samstag zahlreiche Häuser evakuiert. Darunter auch ein Pflegeheim und ein Seniorenwohnheim. Aus dem Pflegeheim „Haus der Senioren“ in Kaindorf wurden 27 Personen in das Althea Seniorenhaus „Koralmblick“ in Frauental gebracht.

„Die Bewohner haben durchwegs gelassen und verständnisvoll reagiert“, sagt Wolfgang Seiner vom Roten Kreuz. Aus einem Leibnitzer Seniorenwohnheim wurde eine bettlägrige Person von der Feuerwehr mit einer Korbtrage ins Freie gebracht. Weitere Personen sind in einer Notunterkunft in der Sporthalle Reinhold Heidinger untergebracht, wo aktuell bis zu 120 Personen mit Feldbetten und Decken übernachten können. Auch in der Begegnungshalle in Gosdorf gibt es eine Notunterkunft für bis zu 150 Personen und im Zehnerhaus in Bad Radkersburg eine für 50.
Landesspitze dankt Ehrenamtlichen
Am Samstagvormittag haben sich Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) in der Landeswarnzentrale mit den Katastrophenschutzexperten des Landes beraten. Die Landesspitze dankte im Anschluss den zahlreichen Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit für das Wohl der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten arbeiten. Außerdem wurde rasche finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Die Bundesregierung hat am Samstag ebenfalls angekündigt, Geld aus dem Katastrophenfonds bereitzustellen.