Merkur Arena Graz
GEPA pictures/ Hans Oberlaender
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Fussball

Merkur Arena für Königsklasse untauglich

Weil die Grazer Merkur Arena nicht den UEFA-Standards entspricht, müssten allfällige Champions-League-Spiele in Klagenfurt ausgetragen werden – trotz laufender Investitionen durch die Stadt Graz.

Falls Sturm Graz die anstehende Qualihürde PSV Eindhoven nimmt, kann Österreichs Fußballvizemeister das allfällige Play-off um den Einzug in die Champions League nicht in Graz spielen. Das bestätigte Thomas Tebbich, Sturms Geschäftsführer Wirtschaft, bereits am Montag der APA.

Der Hintergrund: Das Stadion entspricht nicht den UEFA-Vorgaben. Es seien weiterhin die Arbeitsbereiche für Medien, insbesondere die Sektoren für die TV-Anstalten, die den Champions-League-Standard in Graz verhindern.

Adaptierungen laut Stadt in Umsetzung

Laut Stadt Graz zählt die Merkur Arena in Liebenau aktuell zur höchsten UEFA-Kategorie vier. Aufgrund neuer Bestimmungen seitens der UEFA seien aber Anpassungen im Bereich der Sicherheit und der Presse erforderlich, um diesen hohen Standard für die nächste Saison für die jeweiligen Gruppenphasen der Europa League und Champions League aufrechtzuerhalten. Das Stadion-Graz-Management betont, dass diese Maßnahmen bereits in Umsetzung beziehungsweise teilweise schon umgesetzt worden seien. Die Stadt Graz habe hierfür 650.000 Euro zur Verfügung gestellt, heißt es.

Schlange vor Ticketschalter Merkur Arena
ORF

Von der Zeit her wäre man mit der Umsetzung der UEFA-Auflagen pünktlich im Herbst fertig geworden, sagt Gerald Pototschnig, Leiter des Sportstättenmanagements der Stadion GmbH: „Grundsätzlich waren wir guter Dinge, dass man die Champions League spielen kann und dass man mit etwas good will der UEFA – das gehört einfach dazu bei einem in die Jahre gekommenen Stadion wie der Merkur Arena – das alles trotzdem ermöglicht.“ Dass die UEFA anders entschieden hat, habe man vorher nicht wissen können: „Es war bis zum heutigen Tag auch niemand der UEFA bei uns im Stadion und hat sich vor Ort die Maßnahmen, die Umbauten, die Neuerungen tatsächlich angesehen.“

Sturm muss nach Klagenfurt ausweichen

Im Falle eines Weiterkommens in der Champions League müsste Sturm Graz daher in ein anderes Stadion ausweichen: „Das Play-off und eine allfällige Champions-League-Gruppenphase müssen nach Auskunft der UEFA zwingend im Ausweichstadion Klagenfurt gespielt werden“, erklärte Tebbich. „Ich persönlich orte hier auch eine gewisse Vorsichtsmaßnahme der UEFA, vor allem für den Fall, dass Sturm in einer Champions League spielen sollte und dort zum Beispiel ein richtiges Losglück hätte und ein Kaliber wie Bayern München oder Real Madrid ziehen würde als Gegenüber – dann, müssen wir realistisch sein, wäre die Merkur Arena tatsächlich an allen Ecken und Enden an ihren Grenzen“, ergänzt Pototschnig.

Stadion Klagenfurt
ORF
Sturm Graz müsste nach Klagenfurt ausweichen

Grazer Stadion bis zur Europa League „fit“

Verliert Sturm in der dritten Qualirunde gegen Eindhoven oder später das Play-off, steigen die Grazer wie im Vorjahr in die Gruppenphase der Europa League um. Die allfällige Austragung dieser Spiele in Graz sei immerhin gesichert, erklärte Tebbich. Pototschnig bestätigt, dass die Maßnahmen bis spätestens zum Beginn der Gruppenphase in der zweiten Septemberhälfte abgeschlossen sein sollen. Zunächst gastiert Sturm Graz am Dienstag aber in Eindhoven – mehr dazu auch in Sturm stellt sich PSV mit Zuversicht (sport.ORF.at, 8.8.2023).

FPÖ macht Stadtregierung verantwortlich

Die FPÖ macht allein die Grazer Stadtregierung für die „Stadionblamage“ verantwortlich. „Diese Entscheidung der UEFA darf für keinen, der sich mit der Materie befasst, überraschend kommen. Seit Jahren wird davor gewarnt, dass das Stadion kaum noch den Anforderungen des Spitzenfußballs entspricht. Trotzdem wurde dieses Problem über Jahre hinweg immer wieder aufgeschoben. Die linke Stadtkoalition muss endlich ein Konzept vorlegen, um zu vermeiden, dass sich eine solche Blamage in den kommenden Jahren wiederholt“, sagt FPÖ-Graz-Stadtparteiobmann Axel Kassegger.

Selbst der FPÖ-Landesparteichef Mario Kunasek meldet sich zu Wort. In seiner Funktion als Sportsprecher der Partei nimmt er neben der Stadt aber auch das Land in die Pflicht, denn die von der Stadt angekündigten Investionen würden nicht reichen, um die Merkur Arena Champions-League-tauglich zu machen: „Hier braucht es auch entsprechende Unterstützung seitens des Landes“, so Kunasek.

Neuer Tiefpunkt für Grazer Fußball

Von einem „neuen Tiefpunkt“ für die zweitgrößte Stadt Österreichs und den Grazer Fußball spricht KFG-Klubobmann Alexis Pascuttini. Die KPÖ-geführte Stadtregierung müsse nun dringend handeln, fordert er: „Es braucht endlich eine vernünftige Entscheidung in der Stadionfrage. Beide großen Grazer Fußballvereine haben es sich verdient, würdige Heimstätten zu bekommen“, so Pascuttini – mehr dazu auch in Grazer Stadiongipfel: Die Suche geht weiter (12.3.2023). Für die Gemeinderatssitzung im September kündigt der Klubobmann zahlreiche Initiativen zur Lösung der Stadionfrage an.